Gambia

© UNICEF Data: Monitoring the situation of children and women. 2019. Country Profile Gambia.© UNICEF Data: Monitoring the situation of children and women. 2019. Country Profile Gambia.

Vorkommen

Gambia ist ein sehr kleines Land, in dem viele unterschiedliche Ethnien leben. Weibliche Genitalverstümmelung (FGM-Female Genital Mutilation) wird unterschiedlich stark praktiziert. Durchschnittlich sind 75% der Mädchen und Frauen zwischen 15 und 49 Jahren betroffen. In urbanen Gebieten wurde an 72%, und im ländlichen Raum an 79% der Mädchen und Frauen FGM praktiziert.

Mitunter wird FGM auch an erwachsenen Frauen praktiziert. Dies geschieht beispielsweise dann, wenn eine erwachsene Frau in eine Familie einheiratet, die auf FGM besteht. So praktizieren z.B. die ethnischen Gruppen der Wolof, Aku, Serer und Manjango nicht selbst und dennoch gibt es zahlreiche Frauen aus diesen Gruppen, die FGM erleben mussten.

Zahlen

Betroffene: 56% der Mädchen (0-14 Jahre) und 75% der Mädchen und Frauen (15-49 Jahre)
Religionen: muslimisch 77%, christlich 21%
Ethnische Gruppen: Mandinka 98%, Wolof 4%, Fula/Peul 32%, Aku, Marabout, Tilibonka, Karonika, Diola, Sarahule, Serer
Befürworterinnen: 65% der Mädchen und Frauen (15-49 Jahre)
Alter: 60% von FGM fand bis zum 4. Lebensjahr statt, 24% zwischen dem 5. und 9., 6% zwischen dem 10. und 14. Lebensjahr und nochmals 1% nach dem 15. Geburtstag.

Formen

99% der Genitalverstümmelungen werden durch traditionellen Beschneiderinnen vorgenommen. Am üblichsten sind in Gambia mit 86% Typ I und II der WHO-Klassifikation von FGM. Bei der Klitoridektomie (Typ I) wird die Klitoris sowie mitunter die Klitorisvorhaut entfernt. Bei der Exzision (Typ II) werden zusätzlich noch die kleinen und manchmal auch die großen Labien entfernt. 12% der Mädchen (0-14 Jahre) erfuhren Typ III (Infibulation) der weiblichen Genitalverstümmelung. Hier wird das äußere Genital komplett entfernt und die Wunde bis auf ein kleines Loch zugenäht.

Begründungsmuster

In Gambia ist der soziale Druck auf die Frauen ein Hauptgrund für die Fortsetzung von weiblicher Genitalverstümmelung. Auch die Meinung der älteren Frauen einer Familie hat hohes Gewicht. Wenn diese sich für die Beibehaltung von Traditionen aussprechen, ist es für junge Frauen schwer, sich dagegen zu stellen. Mitunter werden Mädchen auch ohne Einwilligung der Eltern zu einer Beschneiderin gebracht, da die älteren Tanten oder Großmütter im Glauben sind, dies aus Verantwortungsgefühl gegenüber dem Mädchen tun zu müssen. Als weitere Gründe für FGM werden ein besseres Selbstwertgefühl (37%), Bewahrung der Jungfräulichkeit (19%) oder Prävention vorm „Unsinn treiben“ (17%) genannt.

Gesetzliche Lage

1997 hat Gambia einen Nationalen Aktionsplan entwickelt, der zur Abschaffung von FGM führen sollte. Seit 2015 ist weibliche Genitalverstümmelung im ganzen Land gesetzlich verboten. Die Artikel 32A und 32B des Women’s (Amendment) Act machen das Durchführen, Vermitteln, Unterstützen und Anstiften von FGM strafbar. Das Nicht-Melden von FGM-Fällen ist ebenfalls strafbar. Das jetzige Gesetz befasst sich weder mit Fällen von FGM, die von medizinischen Fachkräften noch mit jenen, die im Ausland durchgeführt werden.

Seit dem Inkrafttreten des Gesetzes sind jedoch strafrechtlich kaum FGM-Fälle verfolgt worden. Informationen über den Ausgang von Fällen und strafrechtliche Folgen sind kaum verfügbar.

Die Regierung ist nicht in der Lage, die Gesetze durchzusetzen, da der Druck, weiterhin FGM zu praktizieren, von durchführenden Communities bestehen bleibt.

Mit den politischen Veränderungen 2017 in Gambia wurde viel Unsicherheit über die Haltung der neuen Regierung zu FGM verbreitet. Manche Communities sind im Glauben, die neue Regierung habe das Gesetz gegen FGM abgeschafft oder sei auf dem Weg dahin, dies zu tun.

Haltung und Tendenzen

Ist bereits die Mutter beschnitten, steigt die Gefahr, dass die Praktik auch bei der Tochter durchgeführt wird. So ist bei 75% der Mädchen (0-14 Jahre) ebenfalls die Mutter beschnitten. Insgesamt sind 65% der Mädchen und Frauen (15-49 Jahre) der Meinung, dass die Praktik von FGM weitergeführt werden soll. Dies ist ein kleiner Fortschritt gegenüber der Befürwortungsquote von 71% im Jahr 2005. 33% der Mädchen und Frauen (15-49 Jahre) sind hingegen gegen die Weiterführung von FGM.

Links

 

Stand 12/2019