"Unfestive Cakes" - Nicht jedes Ritual ist ein Fest

Am Sonntag, den 7. Mai 2023, am weltweiten „Tag der genitalen Selbstbestimmung“, startete TERRE DES FEMMES gemeinsam mit der Agentur TBWA\Zürich eine Social Media-Kampagne, die auf das Thema weibliche Genitalverstümmelung (FGM – engl. Female Genital Mutilation) aufmerksam macht. 

An dieser Stelle möchten wir darauf hinweisen, dass die Kampagne auf manche Menschen schockierend wirken kann. Bitte seien Sie achtsam mit sich. Unser Ziel ist ausschließlich ein aufmerksamkeitsstarkes Zeichen im Kampf gegen weibliche Genitalverstümmelung zu setzen, und möglichst viele Menschen in Deutschland und die Politik über diese schwere Menschenrechtsverletzung aufzuklären.

Unsere neue Kampagne nutzt das Motiv der Vulva-Cupcakes, um ein gefährliches und gewaltvolles Paradoxon zu demonstrieren. In einigen ethnischen Gruppen wird das Übergangsritual ins Erwachsensein mit den Mädchen feierlich zelebriert – und geht mit weiblicher Genitalverstümmelung einher. Weibliche Genitalverstümmelung ist eine schwere Menschenrechtsverletzung. Die Kampagne zeigt einfach und plakativ, dass nicht alle Rituale ein feierlicher Anlass sind.

Weibliche Genitalverstümmelung wird leider immer noch millionenfach durchgeführt. Die Beweggründe von FGM sind vielschichtig und komplex, weswegen es unabdingbar ist, sensible Aufklärung durchzuführen.

Die weibliche Genitalverstümmelung entspricht der patriarchalen Vorstellung, den Körper und die Sexualität der Frau zu kontrollieren. Mit FGM wird Geschlechterungleichheit und Gewalt gegen Frauen auf nachhaltig verletzende und äußerst menschenunwürdige Weise fortgesetzt. Seit dem Gründungsjahr 1981 engagiert sich TERRE DES FEMMES aktiv im Kampf gegen weibliche Genitalverstümmelung in Deutschland und weltweit. TDF fordert weltweite Ächtung und Abschaffung von weiblicher Genitalverstümmelung.

„Unfestive cakes“ ist der dringende Aufruf zum Schutz von Mädchen und Frauen vor dieser schweren Menschenrechtsverletzung. Weltweit sind mehr als 200 Millionen Frauen in 31 Ländern von FGM betroffen. Die Mehrheit der Betroffenen ist zum Zeitpunkt der Verstümmelung unter 15 Jahre alt. Für TERRE DES FEMMES ist der Kampf gegen weibliche Genitalverstümmelung zentral für die Forderung nach genitaler Selbstbestimmung für alle.

Auch wenn FGM in unterschiedliche Formen unterteilt ist, und es wichtig ist, diese anzuerkennen, steht das Symbol des zerbrochenen Vulva-Cupcakes stellvertretend für alle Formen dieser gewaltvollen Praxis mit schwerwiegenden teilweise lebenslangen Langzeitfolgen. Die nachhaltigen Verletzungen beziehen sich sowohl auf den Körper als auch auf die Psyche in Form von schmerzhaften, unmittelbaren und langfristigen gesundheitlichen Auswirkungen. Die Kampagne macht auch auf die alarmierende Tatsache aufmerksam, dass eine von vier Betroffenen durch weibliche Genitalverstümmelung sogar stirbt.

Es ist unabdingbar, weibliche Genitalverstümmelung als Menschenrechtsverletzung anzuerkennen, unabhängig davon, ob FGM von medizinischem Personal durchgeführt wird oder nicht. TDF ist seit 2016 Mitgliedsorganisation bei End FGM European Network. Das Netzwerk positioniert sich entschieden gegen die Medikalisierung von FGM, da dies zu Verharmlosung führt und Bestrebungen stützt, FGM über diesen Weg zu legalisieren.

Der Appell dieser Kampagne betrifft uns alle – auch in Deutschland. TERRE DES FEMMES schätzt, dass allein in Deutschland derzeit 103.947 FGM betroffene Mädchen und Frauen leben, und weitere 17.271 bedroht sind. Entscheidend für die Bekämpfung von weiblicher Genitalverstümmelung, sowie den wirksamen und langfristigen Schutz von Mädchen und Frauen vor dieser geschlechtsspezifischen Gewalt, ist ein hohes Maß an Sensibilität gegenüber der jeweiligen praktizierenden Community. Rituale können sich verändern, wenn ein Bewusstsein für die Gefahren von FGM geschaffen wird und ein Verständnis dafür, dass es möglich ist, Aspekte einer Gemeinschaft aufrechtzuerhalten ohne Gewalt einzubeziehen.

Alles über aktuelle TERRE DES FEMMES Community-Projekte finden Sie unter Join our CHAIN, der Berliner Koordinierungsstelle gegen FGM_C sowie weitere Aktionen von TDF.

Jedes Mädchen und jede Frau haben das Recht auf körperliche Unversehrtheit und Selbstbestimmung. Die Überwindung von weiblicher Genitalverstümmelung erfordert eine intensive und dauerhafte Zusammenarbeit aller gesellschaftlichen Gruppen, nur so kann FGM hoffentlich bald der Vergangenheit angehören!

Zum Download der Bilder für Social Media

Berlin, 05.05.2023

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