Internationale Zusammenarbeit

TERRE DES FEMMES unterstützt 100% von Frauen in Ruanda produzierten Kaffee auf Weg in deutschen Einzelhandel

TERRE DES FEMMES unterstützt zusammen mit der Frauenzeitschrift BRIGITTE die Markteinführung in Deutschland. „Ein Kaffee ganz aus Frauenhand! Diese Idee hat mich von Anfang an begeistert!“, sagt Christa Stolle, Bundesgeschäftsführerin von TERRE DES FEMMES. „Fairness, Transparenz und die Teilhabe der Frauen an der gesamten Wertschöpfungskette ermöglichen ein selbstbestimmtes Leben. Genau die richtigen Bedingungen für ein hochwertiges Produkt, was nur die Frage offenlässt: Warum nicht immer so?“

Angelique´s Finest ist der erste komplett von Frauen produzierte und noch im Anbauland geröstete Fairtrade-Kaffee im deutschen Markt. Denn nicht nur die explizite Stärkung von Frauen ist eine Besonderheit von Angelique’s Finest, sondern auch der Ansatz, die Wertschöpfung im Anbauland signifikant zu erhöhen. Ziel ist es, dass die Erzeugerinnen bis zu 50 Prozent des deutschen Verkaufspreises erhalten. Bei herkömmlichem Kaffee sind es oft weit weniger als 15 Prozent.

Und es gibt bereits große Erfolge zu verzeichnen!

Neben der ersten Frauenkooperative Rambagira Kawa wurden nun auch Frauen einer zweiten Kooperative (Koakaka), dazu angeregt, sich zusammenzuschließen, um Angelique´s Finest zu produzieren. Beide Kooperativen haben zurzeit 579 weibliche Mitglieder.

Durch den Verkauf ihres Kaffees nach Deutschland haben sich die Partner-Frauenkooperativen einen neuen Markt erschlossen, der sie vor den Instabilitäten des globalen Kaffeemarkts schützt.

Faire Bedingungen für Frauen im Kaffeesektor– ein langer Weg!

Frauen sind die eigentlichen Leistungsträgerinnen im Kaffeesektor. Körperlich anstrengende Arbeiten sowie das Schälen, Waschen und Auslesen der Bohnen wird weltweit betrachtet zu 70 Prozent von Frauen übernommen. Bis zu 16 Stunden arbeiten sie täglich; männliche Kollegen und Partner kommen hingegen durchschnittlich auf einen achtstündigen Arbeitstag. Trotzdem haben Frauen, außerhalb der Produktion von Angelique’s Finest, kaum oder nur erschwert Zugang zu den Erlösen aus dem Kaffeeverkauf. Ein weiterer Faktor der Benachteiligung: Nur drei bis 20 Prozent der landwirtschaftlichen Anbaufläche im globalen Süden sind im Besitz von Frauen, wodurch sie strukturell von Entscheidungsprozessen und rechtlicher Absicherung größtenteils ausgeschlossen werden.

Kaffee-Kooperative.de hat es sich zum Ziel gesetzt, genau dies zu verändern. Mit einem Kaffee ganz aus Frauenhand will das Unternehmen die finanzielle Unabhängigkeit und die Entscheidungsmacht von Frauen im Kaffeesektor stärken.

Die Markteinführung von Angelique’s Finest war ein Meilenstein im Jahr 2018: Insgesamt verkauften die Frauen 7.000 kg ihres Kaffees nach Deutschland und nächstes Jahr soll es doppelt so viel werden. Dies ist nicht nur ein enormer Motivationsschub  für die Frauen, die nun einen eigenen Marktzugang haben, sondern erfüllt sie auch mit Stolz, weil ihr Produkt Vertrauen auf dem internationalem Markt genießt. 

Die Einnahmen aus den Verkäufen wurden reinvestiert, beispielsweise in  einen Destoner, um die Qualität der Bohnen für den Export nochmals zu erhöhen und in eine Kaffeemühle, damit nun auch gemahlener Kaffee exportiert werden kann. „Es ist mehr denn je nötig, dass wir mehr verarbeiteten als grünen Kaffee verkaufen“ betont Angelique Karekezi.

Warum Ruanda?

Das kleine Land Ruanda ist in Gender-Fragen ganz groß: International gilt es als Musterland für faire Geschlechterpolitik. So sind beispielsweise 61,3 Prozent der Abgeordneten im Parlament weiblich – ein Wert, den kein anderes Land der Welt vorweisen kann. Auch im Gender Gap Report des World Economic Forum ist Ruanda mit Platz 7 von 142 ein echtes Vorbild in Sachen Gleichstellung. Zum Vergleich: Deutschland liegt nur auf Platz 12.

Das Ministerium für Geschlechterfragen arbeitet kontinuierlich an neuen Programmen zur Stärkung und Förderung von Mädchen und Frauen.

Kaffee-Kooperative.de möchte an die erfolgreiche Arbeit der Regierung anschließen und unterstützt lokale Frauengruppen, ihren Kaffee in Deutschland zu verkaufen. Die Vermarktung des Kaffees in Deutschland sichert das Einkommen der Bäuerinnen und schütz sie vor der Instabilität des globalen Kaffeemarkts. Besonders im Jahr 2018 profitierten die Frauen vom Absatzmarkt in Deutschland, da in diesem Jahr die Kaffeepreise besonders niedrig waren.

 Um entsprechende Standards zu gewährleisten, wird der Kaffee durch die International Women’s Coffee Alliance (IWCA) gelabelt. Die Vorsitzende der IWCA-Landesgruppe Ruanda, Angelique Karekezi, ist zugleich Geschäftsführerin von RWASHOSCCO, der Partnerrösterei von Kaffee-Kooperative.de. Die Rösterei ist zu 100% im Besitz von 6 ruandischen Kaffeekooperativen.

Der rasante wirtschaftliche Aufschwung Ruandas ist nicht zuletzt auf die Professionalisierung des Kaffeesektors nach dem Genozid zurückzuführen. Die Frauen, die Angelique’s Finest anbauen, haben die Schrecken des Genozids miterlebt, einige haben Ehemänner, Kinder oder andere Familienangehörige verloren. Viele Betroffene flüchteten, nicht selten fanden sie bei ihrer Rückkehr ehemalige Felder und Häuser zerstört vor. Heute sind die Frauen stolz, wenn sie von ihrer harten Arbeit im Kaffeeanbau berichten. Der Slogan “Strong Women, Strong Coffee” ist genau richtig, sagt Odette Murekatete: “Wir lassen uns nicht unterkriegen, wir arbeiten hart, damit wir unsere Familien ernähren können – ob mit Mann oder ohne.”

Stand 12/2018

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