#JEDEVIERTE - Je genauer Sie hinschauen, desto weniger können Sie wegschauen.

Das eigene Zuhause ist für viele Frauen immer noch der gefährlichste Ort. In Deutschland ist statistisch jede vierte Frau betroffen von häuslicher Gewalt – egal, aus welcher sozialen Schicht oder Altersgruppe. Das bedeutet, dass jede und jeder von uns Betroffene im Freundes- oder Familienkreis kennt. Doch das Thema ist nach wie vor ein Tabu.

 

Hintergrund

Aus Scham und Angst verstecken Betroffene oft die Spuren der erlebten Gewalt im öffentlichen Raum mit Hilfe von Make-up oder Kleidung und sprechen mit niemandem über die Gewalt, von der sie in den eigenen vier Wänden betroffen sind. Viele Betroffene können sich nicht allein aus ihren gewaltvollen Beziehungen befreien, da sie finanziell oder emotional abhängig von ihrem (Ex-) Partner sind, noch brutalere Übergriffe fürchten oder Angst um ihre Kinder und ihr eigenes Leben haben.

Jede Vierte Frau ist betroffen von häuslicher Gewalt – wer sind die Täter? Es sind aktuelle Partner, ehemalige Partner und Ehepartner, am häufigsten im Alter von 30 bis 40 Jahren. Sie kommen aus allen sozialen Schichten. Viele gewalttätigen Männer geben sich in der Öffentlichkeit oft freundlich und friedfertig und sind nicht als Täter erkennbar. Umso wichtiger ist es, dass wir alle anerkennen: Häusliche Gewalt betrifft uns alle! – direkt oder indirekt.

Darauf machen TERRE DES FEMMES gemeinsam mit Studierenden des Studiengangs „Kommunikationsdesign und Medien“ der Hochschule Wismar und Wall GmbH /WallDecaux durch eine innovative Nutzung von Citylight-Plakaten aufmerksam – bei Hinterleuchtung ändern sich die Motive und zeigen, was viel zu oft zuhause geschieht.

Wie kann ich Betroffenen helfen?

So kannst du einer Person, die von häuslicher Gewalt bedroht oder betroffen ist, helfen:

  • Hinsehen Gewalt gegen Frauen kommt in allen sozialen Schichten und Altersgruppen vor. Hat sich deine Freundin, Kollegin oder Nachbarin verändert? Wirkt sie unsicher, nervös oder gereizt? Hat sie auffällig zu- oder abgenommen oder häufige Verletzungen?

  • Erkennen Häusliche Gewalt kann sich neben körperlicher Gewalt ebenso durch psychische, sexuelle, soziale und/oder finanzielle Gewalt äußern mit dem Ziel der Kontrolle und Machtausübung.

  • Unterstützung anbieten Wenn du den Verdacht hast, dass deine Nachbarin, Kollegin, Freundin oder Verwandte unter Partnergewalt leidet, biete ihr deine Hilfe an. Viele Frauen wissen nicht, an wen sie sich wenden können. Das kannst du ändern!

  • Allein ansprechen Wie geht es deiner Kollegin oder Freundin wirklich? Vielleicht schämt sie sich, dir ehrlich zu antworten, wenn du in Begleitung bist. Probiere sie allein zu sprechen, frag behutsam nach und hör ganz genau zu.
  • Hinhören Eine Auseinandersetzung oder häusliche Gewalt? Sei aufmerksam und rufe im Zweifel lieber einmal zu oft die Polizei.

  • Deeskalieren Klingel unter einem Vorwand (Lebensmittel borgen) bei deinen Nachbarn und unterbrich die Situation. Achte dabei immer auf deine eigene Sicherheit.

  • Polizei rufen Sofortige Hilfe kannst du jederzeit in Anspruch nehmen. Du erreichst die Polizei unter dem Notruf 110 oder kontaktiere eine lokal zuständige Polizeidienststelle .

  • Frauen nicht allein lassen Egal ob spontan und alleine oder mit Unterstützung anderer – Hauptsache du hilfst und lässt Frauen nicht alleine. Unternehme jedoch nie etwas gegen den Willen der Betroffenen, auch wenn es schwerfällt. Bei akuter Bedrohung kannst du selbstverständlich die Polizei rufen.

  • Dokumentieren Informiere die Betroffene darüber, dass jede Art von Beweis eine Strafanzeige erleichtert. Dies kann die schriftliche Dokumentation (Datum, Uhrzeit und Ablauf) oder ein ärztlicher Befund sein. Bei sexualisierter Gewalt kann eine vertrauliche Spurensicherung  aufgesucht werden.

  • Rechte und Schutz Gewalt an Frauen ist eine Menschenrechtsverletzung. Häusliche Gewalt ist eine Straftat, das besagt nicht nur das deutsche Strafrecht und Gewaltschutzgesetz sondern auch die Istanbul-Konvention. Unter anderem sind Wohnungsverweisung, Schmerzensgeld und gerichtliche Regelung des Sorgerechts zivilrechtliche Schutzmöglichkeiten.

  • Das Hilfetelefon „Gewalt gegen Frauen“ ist auch für unterstützende Personen eine wichtige Anlaufstelle, Beratung rund um die Uhr, an 365 Tagen im Jahr, vertraulich und in 17 Sprachen, erhältst du unter 08000 116 016.

  • Frauenhaus aufsuchen Schutzhäuser sind ein sicherer Ort für Frauen und Kinder in Not. Du kannst der Betroffenen helfen, indem du mit ihr eine Einrichtung in der Nähe aufsuchst.

  • Abreißzettel und Hilfekarten Werde aktiv und mach dein Umfeld sicherer für Frauen. Platziere im Treppenhaus, an der Haustür oder draußen in deiner Nachbarschaft Abreißzettel (PDF-Datei) für betroffene Frauen. Einfach ausdrucken und aufhängen.

Warnsignale, dass jemand in deinem Umfeld von häuslicher Gewalt betroffen sein könnte:

  • Sagt sie Treffen mit dir mit unlogischen Begründungen ab? Gibt es Anzeichen, dass er ihr den Kontakt verbietet?

  • Muss sie Entscheidungen immer mit ihrem Partner absprechen, bevor sie sie trifft?

  • Erklärt sie Verletzungen mit unrealistischen oder sich wiederholenden Ausreden? Oder verbirgt sie sichtbare Verletzungen vor dir?

  • Hast du den Eindruck, der Partner deiner Bekannten entschuldigt sich nach Ausrastern, die sich dann aber wiederholen?

  • Wird deine Freundin/ Kollegin/ Verwandten vom Partner der direkte Zugang zu ihrem Geld verwehrt?

Hast du eine oder mehrere Fragen mit „ja“ beantwortet? – Dann könnte es sein, dass deine Freundin/ Kollegin/ Verwandte von häuslicher Gewalt bedroht oder betroffen ist. Folge unserem Leitfaden und finde heraus, wie du ihr helfen kannst!

Sie benötigen Unterstützung?

TERRE DES FEMMES hat keine Beratungsstelle mit ExpertInnen, um individuelle Beratungen durchführen zu können. Wenn Sie sich in einer Notlage befinden, empfehlen wir Ihnen, sich an das bundesweite HILFETELEFON oder an die Polizei zu wenden.

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