Die ganze Welt dreht sich um COVID-19 – in unterschiedlichem Tempo. Manche Länder schleichen sich aus dem Lockdown aus, andere haben nicht einmal damit angefangen...so auch Nicaragua.
Das Coronavirus sei ein Zeichen Gottes, behauptete jüngst Präsident Daniel Ortega in einer Ansprache an die Bevölkerung. Es gelte Staaten wie den USA, die ihr Gesundheitssystem heruntergewirtschaftet hätten. In Nicaragua seien Schutzmaßnahmen nicht notwendig, denn es sei den „richtigen Weg“ gegangen, so der Präsident.
Die Folge? Viele NicaraguanerInnen greifen zu Selbstschutz-Maßnahmen. So auch die TDF-Partnerorganisation MIRIAM.
Regierung schützt die Bevölkerung nicht
Das öffentliche Leben geht weiter wie bisher, Schulen und Geschäfte bleiben geöffnet. BeobachterInnen stufen dies als gefährlich ein. Selbst Massenveranstaltungen gehören noch zum Alltag, viele davon eigens von der Regierung organisiert. Zuletzt trat Vizepräsidentin Murillo als Schirmherrin von Konzerten, Gottesdiensten unter freiem Himmel und Marathons auf. Mitte März veranstaltete die Regierung eine Großkundgebung, deren Motto an den kolumbianischen Literaten Gabriel García Marquez erinnern sollte: "Liebe in Zeiten von COVID-19."
Ortega rechtfertigt seinen Sonderweg damit, dass seit dem 11. März nur ein Nicaraguaner an COVID-19 gestorben und insgesamt nur neun Menschen infiziert seien. GesundheitsexpertInnen ziehen diese Zahlen stark in Zweifel. Zumal Nicaragua kaum getestet hat: anfangs zehn Menschen täglich, nun 50. Ohne Frage viel zu wenige, um das Ausmaß der Pandemie abschätzen zu können. Die Panamerikanische Gesundheitsorganisation rief Nicaragua dazu auf, endlich die internationalen Empfehlungen einzuhalten, etwa zum Abstand der Menschen untereinander. Doch Ortega bleibt beim eingeschlagenen Kurs und setzt die Bevölkerung so der Infektionsgefahr aus.
MIRIAM stärkt Selbstschutz von Frauen und Mädchen
Schon sehr früh hat das MIRIAM-Team in Kooperation mit den Teilnehmerinnen des Schneiderei-Ausbildungskurses Masken hergestellt und an die Frauen, die die Angebote von MIRIAM in Anspruch nehmen, verteilt. Weiter setzt MIRIAM Alles daran, ihr Beratungs- und Kursangebot fortzusetzen, wenn auch unter veränderten Bedingungen. In den Ausbildungskursen wird der Mindestabstand eingehalten, einige Module werden digital, z.B. über das Handy, angeboten. Einzelne Inhalte hat MIRIAM neu entwickelt, um die Frauen unabhängiger von Markt und Wirtschaftslage, einem eigenen Einkommen und Gefahren durch den direkten Kontakt zu KundInnen zu machen: so können Frauen lernen, ökologisch nachhaltige Seife und Reinigungsmittel aus natürlichen Rohstoffen herzustellen. MIRIAM vermittelt auch Wissen zu Permakultur und dem Selbstanbau von Nahrungsmitteln. Nicht zuletzt stehen digitales Marketing und KundInnenakquise sowie der Online-Verkauf selbst hergestellter Produkte hoch im Kurs. Auch die Rechtsberatung gewaltbetroffener Frauen geht weiter – nun oft per Videotelefonie.
Leider kann das Beratungs- und Kursangebot von MIRIAM aktuell nicht in vollem Umfang stattfinden, das Team tut aber Alles dafür, ein Maximum an Kontinuität zu schaffen und gleichzeitig den Schutz der Frauen und ihrer Familien hochzuhalten. Sie stehen mit allen Frauen, die bei ihnen Hilfe gesucht haben, in Kontakt. Sollte die häusliche Gewalt weiter steigen, wäre MIRIAM direkt informiert und könnte die Betroffenen im akuten Notfall durch Einschaltung der Polizei oder Intensivbegleitung auffangen.
In Ermangelung staatlicher Schutzmaßnahmen und Unterstützung für Betroffene sind die Initiativen von MIRIAM unerlässlich und ausgesprochen bedarfsorientiert!
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