Hintergrundinformationen
Wie kann häusliche Gewalt aussehen?
Häusliche Gewalt beschreibt die Gewalt innerhalb eines Haushalts, dabei ist der Täter in 82% der Fälle der männliche (Ex-)Partner oder (Ex-)Ehemann und die Betroffene eine weibliche Person. Laut aktuellen Zahlen des Bundeskriminalamts waren 2020 bundesweit 119.164 Frauen Opfer von Partnerschaftsgewalt. Davon wurden 139 Frauen von ihrem (Ex-) Partner getötet und 3.321 vergewaltigt oder erlitten andere Formen sexualisierter Gewalt. Die Gewalt an Frauen ist im Vergleich zum Vorjahr damit um 3,7% angestiegen. Es wird davon ausgegangen, dass Kontaktbeschränkungen im Zuge der Corona-Pandemie für den Anstieg häuslicher Gewalt mitverantwortlich waren, da sich Betroffene und Täter vermehrt Zuhause aufgehalten haben, gewohnte Zufluchtsorte nicht mehr erreichbar waren und Stressfaktoren wie finanzielle Sorgen, Quarantäne und Kurzarbeit zur Auslösung oder Steigerung von Gewaltpotentialen führen konnten. BKA-Präsident Münch schätzt außerdem, dass das Dunkelfeld für Partnerschaftsgewalt betreffende Straftaten bis zu 90% betragen könnte. Demnach würden die Zahlen nur einen Bruchteil der Realität widerspiegeln, die Frauen in Deutschland tagtäglich erleben.
Häusliche Gewalt kann in jedem Fall unterschiedlich aussehen und ist daher oft schwer zu erkennen. Die unterschiedlichen Gewaltformen können einzeln oder auch kombiniert miteinander auftreten:
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Physische Gewalt Ohrfeigen, Faustschläge, Tritte, Stöße, Würgen, Fesseln, Angriffe mit Waffen aller Art oder mit Gegenständen, Morddrohungen und Mord.
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Sexualisierte Gewalt Nötigung, Vergewaltigung oder Zwangsprostitution.
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Psychische Gewalt Drohungen, sich selbst, der Partnerin, den Kindern etwas anzutun. Drohen, die Kinder wegzunehmen. Beleidigungen, Demütigungen, Lächerlich machen in der Öffentlichkeit.
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Digitale Gewalt Cyber-Mobbing, Gerüchte verbreiten, ungewollte Veröffentlichung oder Zusendung von pornografischen Bildern/ Filmen, Stalking
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Soziale Gewalt Die Isolation des Opfers von Familie und Freundeskreis, die Kontrolle der Kontakte, Verbot von Kontakten, Einsperren.
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Finanzielle Gewalt Arbeitsverbote oder Arbeitszwang, alleiniger Kontrolle der Finanzen durch den Täter, also: Das Erzeugen von finanzieller Abhängigkeit.
Wer sind die Täter?
Häusliche Gewalt ist ein Problem, dass sich durch alle sozialen Schichten in Deutschland zieht, überwiegend sind die Täter Männer. Im Jahr 2020 waren rund 79% der Tatverdächtigen männlich und rund 80% der Opfer weiblich. i Am häufigsten erfasste das BKA Tatverdächtige im Alter zwischen 30 bis unter 40 Jahren (33,8%) im Jahr 2020. In einer Broschüre von 2021 zur Täterarbeit betont das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, dass Gewaltverhalten erlernt ist und Täter zu 100% für ihr Verhalten verantwortlich sind. Auf individueller Ebene können eigene Gewalterfahrungen in der Kindheit des Täters, übermäßiger Drogenkonsum oder Stress dann als Brandbeschleuniger wirken, wobei keiner dieser Faktoren die Verantwortung des Täters mindert. Auf gesamtgesellschaftlicher Ebene stellt häusliche Gewalt eine Ursache und Folge von strukturellen Ungleichheiten zwischen Männern und Frauen dar, wodurch es überhaupt erst zu einem Machtungleichgewicht kommen kann. Dabei dient die Gewaltausübung der „Stabilisierung und Erhaltung von Machtverhältnissen“ ii, sowie der Kontrolle der eigenen (Ex-) Partnerin.
Ursachen, Formen und Ausmaße sowie Folgen von häuslicher Gewalt
Erneuter Anstieg im Corona-Jahr 2020: Staat muss mehr tun
Forderungen von TERRE DES FEMMES: Eine flächendeckende Offensive gegen geschlechtsbasierte Gewalt
Publikationen zum Thema häusliche Gewalt die Sie direkt im PDF-Format herunterladen können.
i Ebd., S. 3/ S. 8.
ii BFSFJ (): Arbeit mit Tätern in Fällen häuslicher Gewalt. Standard der Bundesarbeitsgemeinschaft
Täterarbeit Häusliche Gewalt e.V., S. 5. Erhältlich unter: https://www.bmfsfj.de/resource/blob/95364/b8e655a98504ca7aa3e3cc4e1b7e16c0/standards-taeterarbeit-haeusliche-gewalt-data.pdf (letzter Zugriff: 10.02.22).