Vergewaltigung als Kriegswaffe – Wie Frauenkörper zu Schlachtfeldern werden

Was bedeutet Vergewaltigung als Kriegswaffe?

Vergewaltigung als Kriegswaffe ist die systematische Zerstörung von sozialen Strukturen einer Gesellschaft durch die physische und psychische Misshandlung von Frauen in Kriegssituationen. Der Körper von Frauen wird zum Schlachtfeld. Täter sind sowohl staatliche Akteure als auch nicht-staatliche bewaffnete Gruppen, deren Zahlen steigen.

Frauen erleiden durch die Vergewaltigungen Traumata, die sich über Funktionsstörungen, Depressionen, chronische Schmerzen bis in Posttraumatische Belastungsstörungen äußern. In der Gesellschaft werden die Frauen und ihre entstandenen Kinder geächtet und ausgegrenzt, sie haben geringe Chancen auf Bildung oder Anschluss zu finden, sie befinden sich in hilflosen Situationen. Die Familie verfällt oft in Altersarmut, wenn die Töchter nicht mehr erwerbstätig sind oder ausgestoßen werden.

Es wird Zeit etwas gegen diese Brutalität zu unternehmen.

 

Ziele der Täter sind:

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  • Demoralisierung der Opfer zur Entmutigung und Untergrabung des Kampfgeistes

  • Stigmatisierung der Opfer zur Diskreditierung und Ausschluss aus der Gesellschaft

  • Soziale Gefüge nachhaltig zerstören , indem große Teile der Bevölkerung traumatisiert werden

Um diese zu erreichen werden verschiedene Formen sexueller Gewalt angewandt, wie:

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Wo werden Vergewaltigungen als Kriegswaffe eingesetzt?

Vergewaltigungen als Kriegswaffe ist eine sich durch zahlreiche Kriege ziehende Abart, die seit 2008 offiziell alsVerbrechen gegen die Menschlichkeit und Kriegsverbrechen beurteilt wird, zuvor aber schon als Gewohnheitsrecht so behandelt wurde. Schon immer gab es Vergewaltigungen in Konfliktsituationen, doch durch die moderne Kriegsführung werden Konflikte direkt in die Zivilbevölkerung gebracht und auf Frauenkörpern ausgetragen.

In Liberia (Westafrika) erlitten in 14 Jahren Bürgerkrieg 50-70% aller Frauen sexuelle Gewalt, im Bosnienkrieg waren es zwischen 20 und 50 Tausend Frauen. In Ruanda sollen 250 bis 500 Tausend Frauen Betroffene von sexualisierter Gewalt, 150 bis 250 Tausend vergewaltigt worden sein. Im Sudan waren 2018 150 Fälle in 12 Tagen bekannt geworden.

Besonders dramatisch ist die Situation in der Demokratischen Republik Kongo (DRC). Nach Angaben von -Ärzte ohne Grenzen- ereignen sich 75 Prozent aller Vergewaltigungen, die die Organisation weltweit behandelt, im Kongo.

Friedensnobelpreisträger Dr. Denis Mukwege versorgte in 20 Jahren Krankenhausarbeit im Osten der Republik circa 50 Tausend Betroffene sexueller Gewalt, das sind sieben Frauen pro Tag, die Dunkelziffer weit höher. 2013 wurden Fälle von vergewaltigten Mädchen bekannt, die nicht älter waren als fünf.

Die große Spanne der Zahlen zeigt, dass weder detaillierte Aufarbeitung der Gräueltaten stattgefunden hat noch ein großes Augenmerk in aktuellen Konflikten darauf geworfen wird.

Ein Klima der Straflosigkeit fördert die Gewaltbereitschaft der Täter, da sie ohne Sorgen vor Konsequenzen Handlungsfreiheit haben, und verhindert die nachhaltige Verarbeitung der traumatischen Erlebnisse für Betroffene.

Im Kongo ist dies aufgrund der fragilen Staatsstruktur ein akutes Problem, denn der Staat ist nicht mehr fähig Gewalt konkurrierender Akteure Einhalt zu gebieten und kann seinen zentralen Aufgaben nicht mehr nachkommen, wie zum Beispiel für öffentliche Sicherheit zu sorgen oder unabhängige Gerichte zu etablieren.

Was muss zum Schutz der Frauen passieren?

Ohne den politischen Willen wird sich die Situation niemals ändern.“

Drei zentrale Lösungsansätze, um den Schutz der Frauen zu gewährleisten sind:

  • Ende des Schweigens

  • Beenden der Straflosigkeit

  • Ursachenbekämpfung

Um Frauen vor der grauenvollen Gewalt zu beschützen braucht es die Aufmerksamkeit der Welt. Es können nur Veränderungen hervorgerufen werden, wenn niemand wegschaut, wenn viele Menschen davon erfahren, darüber sprechen und Courage zeigen, um gegen diese Verbrechen vorzugehen.

Dadurch wird die internationale Gemeinschaft gezwungen aktiv zu werden, zu reagieren, um Veränderungen in Gang zu setzen.

Es bedarf einer unabhängigen Strafverfolgung der Täter in den Konfliktregionen. Ein gutes Beispiel bieten in diesen Fällen der Internationale Strafgerichtshof für das ehemalige Jugoslawien (ICTY) und Ruanda (ICTR) in Den Haag von 1993 und 1994. Dort wurden die Hauptverantwortlichen der Gräueltaten zur Rechenschaft gezogen. Die betroffenen Frauen konnten als Zeuginnen fungieren und die Aufarbeitung beginnen.

Kritik an den Gerichtshöfen war die räumliche Distanz zu den Geschehnissen, weshalb einige Betroffene nicht anreisen konnten. Doch mit dem Beginn der internationalen Tribunale wurden nationale Gerichte aufgebaut und parallel aktiviert.

Ein weiterer Ansatz ist die Ursachenbekämpfung.

Wenn es stabilere Staatsstrukturen gibt, also ein durch das Volk legitimiertes Machtmonopol, dass in der Lage ist staatliche Strukturen aufzubauen und sich der Gewalt von Gruppierungen entgegenzusetzen, ist eine Einrichtung von unabhängigen Beobachtern, einer fairen Exekutive und das Einsetzen von Gerichten möglich.

Im Kongo sind die Konflikte direkt auf die Kämpfe um Rohstoffe und ihren Abbau zurückzuführen. Denis Mukwege sagte dazu: „In Wahrheit geht es in diesem Konflikt nicht um ethnische Probleme, sondern es ist eine territoriale Auseinandersetzung um Bodenschätze. Die Region Kivu ist reich an Coltan, das man für Mobiltelefone und Laptops braucht. Ohne den politischen Willen wird sich die Situation niemals ändern. Diese zugrunde liegenden Probleme können nicht durch meine Arbeit gelöst werden.“

Kupfer, Coltan und Kobalt wird exportiert, um Elektrogeräte herzustellen, die auch auf dem deutschen Markt vertrieben werden.

Durch eine verpflichtende Beachtung der Menschenrechte auf allen Ebenen der Lieferketten für Unternehmen könnte man die Spannungen in dem Land lösen.

Weniger Eskalationen im Land bedeuten einen unmittelbaren Rückgang der Fälle bei denen Vergewaltigung als Kriegswaffe eingesetzt wird. Notwendige Interventionen werden erleichtert.

Unser Engagement

TERRE DES FEMMES unterstützt aktiv die Kongo-Kampagne im Kampf gegen Vergewaltigung als Kriegswaffe. Die zentralen Forderungen der Kampagne an die deutsche Bundesregierung und Europäische Kommission sind die Beendigung der Straflosigkeit und eine verpflichtende Einhaltung der Menschenrechte entlang der Lieferkette, sowie deren Transparenz. So sollen die Spannungen rund um die Konfliktrohstoffe vor Ort aufgelöst und Massenvergewaltigungen verhindert werden.

Unterzeichnen Sie noch bis Mitte Juni 2021 die Resolution der Kongo-Kampagne und abonnieren und verbreiten Sie die Kanäle der Kampagne, die nach Abgabe der Resolution auf Facebook und Instagram weiterläuft, umAufmerksamkeit und Bewusstsein für die Grausamkeit von Vergewaltigung als Kriegswaffe zu schaffen!

21.05.2021