Ziel erreicht... und weiter?
Ulrike Helmer Verlag, Sulzbach/Taunus 2017. 199 Seiten. 18,00 €
Heute ist das aktive und passive Wahlrecht in Deutschland für viele Frauen eine Selbstverständlichkeit. Vor allem der jüngeren Generation scheint es, obwohl die Einführung erst relativ kurz zurückliegt, fundamental und unangreifbar. Zum hundertjährigen Jubiläum fragen Isabel Rohner und Rebecca Beerheide, welche Bedeutung das Frauenwahlrecht heute trägt und untersuchen dabei die gegenwärtige Situation und Perspektiven der Frauenrechte.
In einer Sammlung aus Beiträgen berichten 24 führende Frauen, unter anderem aus der Wirtschaft, der Politik, dem Journalismus und der Künste, über die Bedeutung des hundertjährigen Jubiläums für sie. Sie stellen Kämpferinnen des Feminismus in Deutschland und Europa vor und setzen sich mit Herausforderungen, die die Gleichstellungspolitik heute erfährt, auseinander.
Die Autorinnen liefern ganz verschiedenartige Beiträge. Anke Gimbal und Ramona Pisal vom Deutschen Juristinnenbund inspizieren beispielsweise die politische Repräsentation von Frauen und wie bestimmte Wahlsysteme Parität in politischen Organen beeinflussen können. Die Literaturwissenschaftlerin Isabel Rohner erzählt wie das Kommunalwahlrecht für Frauen in einem Kanton der Schweiz nach langem Kampf erst 1990 eingeführt wurde. Sabine Lautenschläger, Mitglied des Direktoriums der Europäischen Zentralbank (EZB), ermutigt Frauen auch in der Wirtschaft auf ihre Rechte zu bestehen und strukturelle Probleme nicht zu individualisieren. Christa Stolle, Geschäftsführerin der Frauenrechtsorganisation TERRE DES FEMMES, kritisiert das immer noch erhebliche Ausmaß geschlechtsspezifischer Gewalt weltweit.
Die weiteren Interviews und Essays reichen von historischen Überblicken zum Kampf für mehr Frauenrechte zu Appellen an die junge Generation von Frauen. Dabei erhält man auch immer wieder Einblick in die persönlichen Erlebnisse sowie Hindernisse im Leben der Autorinnen. Es wird klar, wie jung viele Meilensteine der Frauenrechte erst sind und, dass diese stetig verteidigt und ausgeweitet werden müssen. Wiederaufkeimende antifeministische Strömungen im politisch rechten Spektrum lassen erkennen, dass misogyne Denkmuster und veraltete Rollenbilder noch längst nicht in allen Köpfen überwunden sind. Die Autorinnen verdeutlichen, dass Frauenrechte nicht selbstverständlich sind, keine natürliche Auflösung früherer Ungerechtigkeiten, sondern von starken Frauen hart erkämpft wurden. Dabei blicken sie stolz auf das Erreichte zurück und zeigen wie der Weg zu mehr Gleichstellung gestaltet werden kann: solidarisch, selbstsicher und vorwärtsgewandt.
Besprechung: Clara Hoffmann