• 11.11.2022

#UNHATEWOMEN

„Bring die Alte mit, sie wird im Backstage zerfetzt. Ganz normal, danach landet dann das Sex Tape im Netz.“ Die Reaktionen auf solche Lyrics, die zu Beginn unserer Webinare zum Thema Hate Speech und Digitale Gewalt in dem Video zur #unhatewomen Kampagne vorgespielt wurden, waren gemischt. Sie reichen von unberührtem Schulterzucken, über „ist doch voll normal“ hin zu betretenem Grübeln und Wut über die Frauenfeindlichkeit, die hier zur Schau gestellt wird und einen scheinbar völlig normalen Einzug in unsere Sprache gefunden hat.

Im November 2022 hat TERRE DES FEMMES in 9. Klassen erneut Webinare gehalten, die SchülerInnen über Hate Speech aufgeklärt und ist mit ihnen in den Austausch getreten. Die SchülerInnen wurden über die Auswirkungen und rechtlichen Folgen von Hate Speech und digitaler Gewalt aufgeklärt. Zudem waren verschiedene Strategien im Umgang mit Hate Speech ein großes Thema der Webinare.

Viele konnten uns von eigenen Erfahrungen mit dieser Form von verbaler Gewalt berichten, seien es Beleidigungen in online Chat-Foren, persönliche Angriffe im Alltag oder ungewollte „Dick Pics“ auf Snapchat. Recht flächendeckend wich nach diesen Geschichten und den Eindrücken aus unserer Präsentation die anfängliche Gleichgültigkeit gegenüber solchen Texten einer gewissen Betroffenheit. Ein kleines bisschen mehr Empathie, ein bisschen mehr Reflektion und Aufmerksamkeit für Hassrede und ihre Folgen konnten wir so bei den SchülerInnen erreichen.

Besonders intensiv konnten wir uns mit einer Gruppe von 14- bis 18-jährigen im Rahmen einer Präsenz Ausführung des Hate Speech Webinars in Berlin unterhalten. Viele der jungen Frauen teilten ihre eigenen Geschichten von Hass und Hetze im Netz, in Songtexten und auch im realen Leben mit uns und den anderen Teilnehmenden und waren sich der Auswirkungen von Hate Speech bereits sehr bewusst. Das Thema schien für sie nahezu allgegenwärtig zu sein und die Beispielzitate aus deutschen Rap Texten lösten einstimmige Ablehnung aus.

Dennoch konnten wir einige neue Einblicke in Themenbereiche wie zum Beispiel die Incel-Szene vermitteln und stießen dabei auf ebenso viel Interesse wie Bestürzung über das Ausmaß der verbalen und sexualisierten Gewalt im Netz. Trotz des allgemeinen Bewusstseins für Hate Speech in allen Sphären des Alltags und dem gemeinsamen Konsens bezüglich einer deutlichen Positionierung gegen solche Umgangsformen, herrschte dennoch eine gewisse Ratlosigkeit, wie eine solche Position am besten standhaft eingenommen werden kann.

Hier konnten wir dazu anregen, sich laut gegen Hate Speech zu äußern und auch rechtliche Wege einzuschlagen, die meist weniger kompliziert sind als sie zunächst scheinen. Letztlich waren sich alle Teilnehmenden einig: Wenn der Hass laut wird, müssen wir lauter sein- für mehr Gleichberechtigung und gegen Sexismus und Diskriminierungen jeglicher Art in unserer Gesellschaft. Hass und Hetze sind eine Form von Gewalt und Gewalt darf niemals einfach hingenommen werden. Wir alle können etwas ändern, indem wir das eigene Schweigen brechen. Mit ein wenig Respekt, Bewusstsein und Empathie können wir gemeinsam etwas bewirken und ein Zeichen gegen Hass und Diskriminierung setzen.

Alle hören und sehen Gewalt gegen Frauen.

Es ist Zeit, das zu ändern.

nach oben
Jetzt spenden