• 28.04.2023

Projektupdate Mali für September 2022 bis Februar 2023

Gruppenbild der Partnerorganisation APDF
Das Team unserer Partnerorganisation APDF © TDF

Ein letztes Mal wird das Mandat der Bundeswehr zum Einsatz in Mali verlängert, dann ist Schluss: Bis Mai 2024 sollen die letzten der zurzeit noch etwa 1.100 dort stationierten deutschen SoldatInnen abgezogen werden. Damit endet die zehnjährige Beteiligung Deutschlands an der UN-Friedensmission MINUSMA. Die Bilanz ist alles andere als positiv: Obwohl MINUSMA im Jahr 2013 mit dem Ziel eingerichtet wurde, Frieden und Stabilität nach Mali zurückzubringen, hat sich die Sicherheits- und humanitäre Lage im Land kontinuierlich verschlechtert. Rund 5,3 Millionen Menschen sind auf humanitäre Hilfe angewiesen, die allerdings weniger als die Hälfte der Betroffenen erreicht. Armut und Perspektivlosigkeit treiben viele Jugendliche in die Arme von extremistischen Gruppierungen, die vor allem im Norden und Zentrum Malis weiterhin Angst und Schrecken in der Zivilbevölkerung verbreiten. Terroranschläge und brutale Menschenrechtsverletzungen sind an der Tagesordnung; mehr als 440.000 Menschen mussten wegen der anhaltenden Gewalt ihr Zuhause verlassen und sind innerhalb der Landesgrenzen auf der Flucht. 

In Konfliktsituationen gibt es mehr geschlechtsspezifische Gewalt 

In bewaffneten Konflikten sind Frauen und Mädchen oft besonders stark von Gewalt betroffen. Auch in Mali werden immer wieder sexualisierte Übergriffe durch bewaffnete Gruppierungen verzeichnet, den malischen Sicherheitskräften werden ebenfalls Gewaltverbrechen gegen Mädchen und Frauen zur Last gelegt. Zu einer strafrechtlichen Verfolgung und Verurteilung der Täter kommt es nur in den seltensten Fällen. Zudem werden von sexualisierter Gewalt betroffene Frauen oft gesellschaftlich stigmatisiert, weshalb viele Gewalttaten gar nicht erst gemeldet werden. 

Auch andere Formen geschlechtsspezifischer Gewalt, wie Früh- und Zwangsverheiratung, häusliche Gewalt und weibliche Genitalverstümmelung sind in der malischen Gesellschaft weit verbreitet. Für gewaltbetroffene Frauen gibt es oft kaum einen Ausweg aus der Situation, zumal sie aufgrund der Verheiratung im jungen Alter, frühen Schwangerschaften und damit verbundenen Schulabbrüchen und fehlenden beruflichen Perspektiven finanziell von ihren Partnern abhängig sind.

Angesichts des dramatischen Ausmaßes der Gewalt gegen Mädchen und Frauen in Mali ist die Arbeit der TDF-Partnerorganisation „Association pour le Progrès et la Defense des Droits des Femmes“ (APDF) wichtiger denn je. APDF bietet gewaltbetroffenen Frauen und Mädchen über ihre rund 47 Projektbüros in acht Regionen Malis eine Anlaufstelle. TERRE DES FEMMES unterstützt bereits seit Jahren die von der Organisation betriebenen Gewaltschutzzentren in den Regionen Bamako und Gao. Dabei arbeitet APDF nicht nur auf individueller Ebene mit den Betroffenen, sondern bekämpft die Probleme der geschlechtsspezifischen Gewalt zudem auf gesellschaftlicher Ebene durch Sensibilisierungs- und Aufklärungskampagnen. Insgesamt 14 Radiosendungen wurden im vergangenen halben Jahr in Bamako und Gao von APDF organisiert, in denen VertreterInnen der Organisation gemeinsam mit JuristInnen, MedizinerInnen und PolitikerInnen unter anderem über die Formen und Konsequenzen geschlechtsspezifischer Gewalt und Kinderehen aufklärten. Auch wurden zu diesen Themen in Zusammenarbeit mit kommunalen und religiösen Führungspersonen vier öffentliche Diskussionsrunden in verschiedenen Gemeinden um Gao durchgeführt. Der gesamtgesellschaftliche Ansatz von APDF ist von großer Bedeutung, denn Austausch und Diskurse über geschlechtsspezifische Gewalt sind in weiten Teilen der malischen Gesellschaft nach wie vor stark tabuisiert. Die öffentliche Debatte dieser Thematik ist aber sehr wichtig, da sich die Situation für Frauen und Mädchen nur dann nachhaltig verbessern lässt, wenn es ein allgemeines gesellschaftliches Bewusstsein für diese Probleme, deren Folgen und mögliche Lösungswege gibt. 

 

APDF ermöglicht gewaltbetroffenen Frauen einen Neuanfang 

In den von APDF betriebenen Gewaltschutzzentren werden hilfesuchende Mädchen und Frauen auf psychosozialer Ebene sowie durch rechtliche Beratung unterstützt, und erhalten bei Bedarf auch eine sichere Unterkunft. Insgesamt wurden zwischen September 2022 und Februar 2023 154 Frauen in den beiden Gewaltschutzzentren in Gao und Bamako betreut. Neben der Unterstützung durch das APDF-Team profitieren die Frauen dabei auch durch den Austausch untereinander. So lernen die Frauen, dass sie mit ihren traumatischen Erfahrungen nicht allein sind und geben sich gegenseitig Halt. Durch berufsbildende Kurse in den Bereichen Näherei und Schneiderei sowie Hennakunst haben die Frauen außerdem die Möglichkeit, ein eigenes Handwerk zu erlernen. In dem letzten halben Jahr haben insgesamt 45 Frauen in Bamako und 25 Frauen in Gao an den Kursen teilgenommen und diese erfolgreich abgeschlossen. Sie können sich nun mit ihrem Beruf selbstständig machen, ein eigenes Einkommen generieren und somit den ersten Schritt in ein selbstbestimmtes Leben gehen. 

Das Team von APDF wird trotz der schwierigen politischen und humanitären Umstände im Land weiterhin Frauen und Mädchen in Krisensituationen zur Seite stehen und sich für ihre Rechte einsetzen. Unterstützen auch Sie zusammen mit TDF unsere Partnerorganisation, um Frauen und Mädchen in Mali den Weg in ein Leben ohne Gewalt zu ermöglichen!

  • Gruppenbild der Partnerorganisation APDF
    Das Team unserer Partnerorganisation APDF © TDF
  • Mehrere Frauen sitzen in einem Seminarraum, eine von ihnen steht vorne an einer Tafel
    Teilnehmerinnen des Nähkurses im Gewaltschutzzentrum in Gao © APDF
  • Ein mit weißer Farbe kunstvollverzirrter Fuß
    Präsentation der Ergebnisse im Kurs der traditionellen Hennakunst am Fuß... © APDF
  • ein paar Hände deren Handflächen verzirrt sind mit schwarzer Farbe
    ..und an den Händen © APDF
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