• 13.03.2023

Projektupdate Indien für Juli 2022 bis Dezember 2022

BHUMIKA führt auch regelmäßig Hausbesuche bei gewaltbetroffenen Frauen durch © BHUMIKA

Als junges Mädchen träumte Frau Rani* von einer glücklichen Ehe – doch ihre Realität entwickelte sich zu einem Alptraum. Ihr Mann misshandelte sie körperlich und seelisch, unterstellte ihr Untreue, ging selbst nur selten arbeiten und verlangte zugleich von seiner Frau, ihm ihren gesamten Verdienst als Schneiderin auszuhändigen. Verzweifelt suchte Frau Rani schließlich Hilfe im Beratungszentrum der indischen TERRE DES FEMMES-Partnerorganisation BHUMIKA Women’s Collective. Das BHUMIKA-Team führte mehrere separate und anschließend auch gemeinsame Beratungsgespräche mit dem Ehepaar, half Frau Rani dabei, ihr Selbstbewusstsein wiederzugewinnen und führte ihrem Mann die fatalen Auswirkungen seines Verhaltens vor Augen. Schritt für Schritt verbesserte sich die Situation, und jetzt lebt Frau Rani ein friedlicheres und glücklicheres Leben.

Fälle wie dieser sind Alltag für das BHUMIKA Women’s Collective, das im indischen Bundesstaat Telangana mehrere Beratungszentren für gewaltbetroffene Frauen unterhält. TERRE DES FEMMES finanziert bereits seit 2017 eine Beratungsstelle in der Stadt Karimnagar. Allein von Juli bis Dezember 2022 fanden dort 242 hilfesuchende Frauen psychologische und rechtliche Unterstützung. Rund 90 Prozent davon wurden durch die örtliche Polizeistation vermittelt, in deren Räumlichkeiten die Beratungsstelle angesiedelt ist, die übrigen fanden über FreundInnen, andere Betroffene oder das von BHUMIKA betriebene Hilfe-Telefon ihren Weg in die Beratungsstelle. Die Frauen haben physische, psychische, sexualisierte und wirtschaftliche Gewalt erlitten; in den meisten Fällen ist der Ehemann der Täter, manchmal auch die Schwiegerfamilie. Häufig spielen Alkoholismus, außereheliche Affären und finanzielle Probleme eine große Rolle.

BHUMIKA klärt die Frauen über ihre Rechte und Handlungsoptionen auf und führt umfassende Beratungsgespräche, zu denen auf Wunsch der Betroffenen auch der Ehepartner oder andere Familienmitglieder dazu gebeten werden können. Im zweiten Halbjahr 2022 wurden insgesamt 1080 Sitzungen durchgeführt, davon 257 separate Beratungen mit den Betroffenen, 247 Einzelgespräche mit den Ehepartnern, 256 gemeinsame Paarberatungen und 320 Gruppensitzungen mit den Familien. In vielen Fällen konnte durch die Beratung eine Schlichtung erreicht werden, wie Frau Rani berichteten die Frauen von spürbaren Verbesserungen und hatten das Gefühl, ein ganz neues Kapitel in ihrer Ehe aufgeschlagen zu haben. Dauerte die Gewalt dagegen an, half BHUMIKA den Betroffenen bei den nächsten Schritten und vermittelte den Kontakt zu Polizei, AnwältInnen, Frauenhäusern oder Alkohol-Entzugskliniken. Um die Sicherheit der Frauen zu gewährleisten, hält BHUMIKA telefonisch Kontakt zu ihnen und führt in besonders kritischen Fällen auch Hausbesuche durch.

Eine große Schwierigkeit dabei, den Kreislauf der Gewalt endgültig zu durchbrechen, ist immer wieder die in Indien weit verbreitete finanzielle Abhängigkeit vieler Frauen von Ehemann und Schwiegerfamilie. Ein Beispiel dafür ist Frau Bhulakshmi*, die mit der Unterstützung von BHUMIKA ihren gewalttätigen Mann verlassen hat, danach jedoch kaum in der Lage war, sich und ihren Sohn zu ernähren. Durch die Hilfe von TERRE DES FEMMES konnte ihr eine Nähmaschine zur Verfügung gestellt werden, mit der sie seitdem ihren Lebensunterhalt verdient. Solche wirtschaftlichen Unterstützungsmaßnahmen sind oft entscheidend, um zu verhindern, dass Frauen in ihrer Verzweiflung in gewaltsame Beziehungen zurückkehren.

Das BHUMIKA Women’s Collective stemmt sich täglich gegen die nach wie vor omnipräsente Gewalt gegen indische Mädchen und Frauen. Unterstützen Sie diese so wichtige Arbeit mit einer Spende – wirklich jeder Euro macht einen Unterschied!

 

*Name geändert

  • Übergabe der neuen Nähmaschine an Frau Bhulakshmi © BHUMIKA
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