• 20.01.2022

Premiere des Schultheaterprojektes „Mein Herz gehört mir“ - TERRE DES FEMMES startet an Berliner Schulen Sensibilisierungskampagne gegen Zwangsverheiratung

TERRE DES FEMMES startet Sensibilisierungskampagne an Berliner Schulen zum Thema Zwangsverheiratung und Frühehen

Premiere des Schultheaterprojektes „Mein Herz gehört mir“

Berlin, 20.01.2022. TERRE DES FEMMES geht im Rahmen des Projektes „Mein Herz gehört mir“ mit einem Theaterstück an Berliner Schulen und klärt zu Zwangsverheiratung und Frühehen auf. In einer Tempelhofer Schule fand am Mittwoch die Premiere des Forumtheaterstückes mit anschließenden Workshops statt. Weitere Aufführungen an insgesamt 20 Berliner Schulen werden folgen.

Die 60 SchülerInnen der 8. Klassen nahmen sehr interessiert das Angebot wahr, die einzelnen Szenen aktiv mitzugestalten und neue Denk- und Handlungswege jenseits patriarchaler Strukuren spielerisch auszuprobieren.
Workshops im Anschluss vertieften das Erlebte. Themen wie Zwangsverheiratung, freie Lebensgestaltung und Homosexualität wurden intensiv diskutiert. „Mädchen dürfen abends nicht allein raus gehen, denn wenn es zu sexuellen Übergriffen kommt, ist die Ehre der gesamten Familie in Gefahr“ äußerte sich ein Schüler im Workshop. Eine begleitende Beraterin, die auch systemische Kinder-und Jugendlichentherapeutin ist, stand für stand für Gespräche mit SchülerInnen zur Verfügung. Parallel zu den Workshops wurden Lehrkräfte geschult.

„Obwohl Zwangsverheiratung und Frühehen in Deutschland verboten sind, gibt es nach wie vor viele Betroffene, gerade bei Minderjährigen“, so Christa Stolle, Bundesgeschäftsführerin von TERRE DES FEMMES. „Umso wichtiger ist die Aufklärungsarbeit an Schulen, denn viele der betroffenen SchülerInnen wissen oft nicht, an wen sie sich wenden können. Die Schule ist oft der einzige Ort, den sie ohne Begleitung aufsuchen und wo sie um Hilfe bitten können.“, so Stolle weiter. Außerdem ist es wichtig, das Umfeld der SchülerInnen zu sensibilisieren. Dafür werden Lehrkräfte sowie MitarbeiterInnen des Berliner Projektes „Stadtteilmütter“ geschult. 

570 Betroffene in Berlin – Dunkelziffer ist hoch 

Nach einer Umfrage des Berliner Arbeitskreises gegen Zwangsverheiratung waren 2017 570 Personen in Berlin von einer Zwangsverheiratung bedroht oder betroffen – darunter vor allem Minderjährige und junge Erwachsene unter 21 Jahre. Die Dunkelziffer wird viel höher eingeschätzt, weil die Betroffenen sich oft niemandem anvertrauen. Mit dem Schultheaterprojekt "Mein Herz gehört mir" sollen Jugendliche angeregt werden, althergebrachte traditionelle Rollenvorstellungen zu hinterfragen, und sie sollen konkrete Hilfs- und Beratungsangebote erhalten. „Nur wenn wir diese junge Generation erreichen, wird Früh- und Zwangsverheiratung langfristig der Vergangenheit angehören“, so Christa Stolle. 

TERRE DES FEMMES befasst sich seit Langem mit dem Thema Früh- und Zwangsverheiratung, hat unter anderem 2011 an der ersten bundesweiten Studie (pdf-Datei)mitgearbeitet und ein Fachkräfteportal eingerichtet.
Im Frühjahr wird TERRE DES FEMMES die Elternbroschüre „Starke Familien haben starke Töchter“ in 8 Sprachen herausbringen, um Eltern zu überzeugen, ihre Kinder vor einer Zwangsverheiratung/Frühehe zu schützen.
 

Forderungen von TERRE DES FEMMES zum Thema

- Bundesweite Präventionsarbeit an Schulen
- Dauerhafte Finanzierung von spezialisierten Beratungsstellen/Schutzeinrichtungen
- Schaffung weiterer Einrichtungen
- Personelle Aufstockung der MitarbeiterInnen in Schule und Jugendamt
- Schulungen aller Berufsgruppen, die mit potentiell Betroffenen arbeiten
- Verbesserung der Schutzmaßnahmen für Betroffene von Zwangsverheiratung und Gewalt im Namen der Ehre.

Mehr Informationen zum Projekt „Mein Herz gehört mir“ lesen Sie hier.
Mehr zu unserer Arbeit gegen Frühehen und Zwangsverheiratungen finden Sie hier. 

Das 3-jährige Schultheaterprojekt „Mein Herz gehört mir“ wird von Aktion Mensch gefördert.


Bei Fragen und Interviewwünschen melden Sie sich bitte bei TERRE DES FEMMES, Lisa Kaiser, Referentin Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, Tel. 030/40504699-25, oder per E-Mail an presse@frauenrechte.de

 
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