„Obwohl Zwangsverheiratung und Frühehen in Deutschland verboten sind, gibt es nach wie vor viele Betroffene, gerade bei Minderjährigen“, so Christa Stolle, Bundesgeschäftsführerin von TERRE DES FEMMES. „Umso wichtiger ist die Aufklärungsarbeit an Schulen, denn viele der betroffenen SchülerInnen wissen oft nicht, an wen sie sich wenden können. Die Schule ist oft der einzige Ort, den sie ohne Begleitung aufsuchen und wo sie um Hilfe bitten können.“, so Stolle weiter. Außerdem ist es wichtig, das Umfeld der SchülerInnen zu sensibilisieren. Dafür werden Lehrkräfte sowie MitarbeiterInnen des Berliner Projektes „Stadtteilmütter“ geschult. 570 Betroffene in Berlin – Dunkelziffer ist hoch Nach einer Umfrage des Berliner Arbeitskreises gegen Zwangsverheiratung waren 2017 570 Personen in Berlin von einer Zwangsverheiratung bedroht oder betroffen – darunter vor allem Minderjährige und junge Erwachsene unter 21 Jahre. Die Dunkelziffer wird viel höher eingeschätzt, weil die Betroffenen sich oft niemandem anvertrauen. Mit dem Schultheaterprojekt "Mein Herz gehört mir" sollen Jugendliche angeregt werden, althergebrachte traditionelle Rollenvorstellungen zu hinterfragen, und sie sollen konkrete Hilfs- und Beratungsangebote erhalten. „Nur wenn wir diese junge Generation erreichen, wird Früh- und Zwangsverheiratung langfristig der Vergangenheit angehören“, so Christa Stolle. TERRE DES FEMMES befasst sich seit Langem mit dem Thema Früh- und Zwangsverheiratung, hat unter anderem 2011 an der ersten bundesweiten Studie (pdf-Datei)mitgearbeitet und ein Fachkräfteportal eingerichtet. Im Frühjahr wird TERRE DES FEMMES die Elternbroschüre „Starke Familien haben starke Töchter“ in 8 Sprachen herausbringen, um Eltern zu überzeugen, ihre Kinder vor einer Zwangsverheiratung/Frühehe zu schützen. | |