• 21.02.2019

Offener Brief von TERRE DES FEMMES – Menschenrechte für die Frau e.V. zur Antirassismus-Konferenz "Solidarität ist unteilbar" der Bundestagsfraktion DIE LINKE am 01.03.19

Sehr geehrte Damen und Herren,

als Menschenrechtsorganisation begrüßt TERRE DES FEMMES Ihre Initiative zu einer Antirassismus-Konferenz. Rechtsruck zieht sich durch alle gesellschaftlichen Gruppen und muss ohne falsche Rücksichtnahme debattiert und bekämpft werden. Fragwürdig ist es allerdings, eine Antirassismus-Konferenz mit VertreterInnen fundamentalistischer Gruppierungen zu veranstalten und diesen Personen, unter dem Deckmantel der Solidarität, eine Plattform zu bieten.

Die Ahmadiyya Gruppe, mit Khola Maryam Hübsch, Tochter von Hadayatulla Hübsch, ist eine ultraorthodoxe und fundamentalistische Vereinigung, welches sich auch in ihrem Frauenbild zeigt. Die Außendarstellung der Ahmadiyya als weltoffene und demokratische Gemeinschaft spiegelt in keinerlei Weise die höchst bedenkliche, religiös begründete Geschlechterapartheid wieder. Ihr Hauptanliegen besteht darin, „den zeitgenössischen Islam von Aberglauben und Irrtümern zu reinigen und den Menschen jenen ausschließlich friedliebenden und toleranten Islam näherzubringen, der zu Zeiten des Religionsstifters Muhammadsaw gelehrt und praktiziert wurde“ (Quelle: https://ahmadiyya.de/ahmadiyya/einfuehrung/).

Dabei sehen die Ahmadiyya das Kopftuch als Gebot im Islam und predigen, dass das Kopftuch „eine Maßnahme zur Vermeidung von Unsittlichkeit“ sei. Sie behaupten, eine Frau mit Kopftuch signalisiere, dass sie nicht offen für „Flirts“ ist und andere Ziele hat (Quelle: https://ahmadiyya.de/islam/die-frau-im-islam/das-kopftuchgebot/).

Dass diese Ziele das Gebären von Kindern, der Gehorsam gegenüber dem Ehegatten und die Aufrechterhaltung der sogenannten Familienehre sind, ist für die Ahmadiyya eine Selbstverständlichkeit.

Der von den Ahmadiyyan gelebte Islamismus mag in seiner politischen Kommunikation „modern“ wirken und auch Elemente der Frauenbewegung aufnehmen. Er ist aber im Hinblick auf die Interpretationen des Korans beziehungsweise der Sunna und in der Definition der Frauenrechte alles andere als liberal.

Beim Lesen dieser Passagen auf der Website der Ahmadiyya fühlen wir uns als Frauenrechtsorganisation aufgefordert zu protestieren und sind besorgt, dass die Errungenschaften des letzten Jahrhunderts von und für Frauen mit Füßen getreten werden. Eine Vertreterin der Ahmadiyya zu einer Antirassismus-Konferenz einzuladen, bedeutet zur Verbreitung einer antidemokratischen und somit faschistischen Ideologie beizutragen.

Die Teilnahme von Inssan e.V. scheint ebenfalls fraglich. Eine vom Verfassungsschutz lange Zeit beobachtete und den Muslimbrüdern nahestehende Organisation als Vertreter zum Thema „Antidiskriminierungsarbeit im Alltag“ einzuladen, ruft bei uns Kopfschütteln und Fassungslosigkeit hervor.

Die Linke steht für Werte wie Selbstbestimmung, Demokratie und Emanzipation. Im Parteiprogramm wird von der Überwindung gesellschaftlicher Verhältnisse gesprochen, in denen Menschen entrechtet und entmündigt werden. Wir stellen uns an dieser Stelle die Frage, ob Sie sich keinerlei Gedanken machen, welche Persönlichkeiten auf Ihren Veranstaltungen die Chance erhalten, Inhalte zu verbreiten, welche in jeglichem Widerspruch zu den Werten Ihrer eigenen Partei stehen.

TERRE DES FEMMES stellt sich gerne zur Verfügung, Ihnen für Ihre nächste Veranstaltung kompetente VertreterInnen zum Thema „Feminismus und Rassismus“ zu empfehlen.

Mit feministischen Grüßen

Christa Stolle
Bundesgeschäftsführerin

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