• 13.03.2023

Offener Brief von TERRE DES FEMMES e.V. an den Veranstalter der Kinderwunschmesse „Wish for a Baby"

Sehr geehrter Herr Hawkins,                                                                           

 

Sie organisieren am 17. und 18. März die „Wish for a Baby“ Messe in Berlin. Das Angebot Ihrer Messe bezieht dabei Veranstaltungen und Ausstellende mit ein, die über in Deutschland illegale Methoden und Angebote der reproduktiven Medizin informieren: Leihmutterschaft und Eizellspende. Beispielhaft wären hier Aussteller wie Circle Surrogacy & Egg Donation, Global Surrogacyoder das Sunny Surrogacy & Inovavita Fertility Center Mexiko zu nennen. Auch im Seminarangebot findetsich eine Vielzahl an Vorträgen wieder, die sich mit diesem Themenkomplex beschäftigen. Als Veranstalter sind Sie für die Inhalte der Messe verantwortlich. TERRE DES FEMMES (TDF) ist entsetzt darüber, dass Sie zulassen, dassauf der „Wish for a Baby“ Messe öffentlich über in Deutschland illegale Behandlungsmethoden informiert und geworben wird. TERRE DES FEMMES fordert Sie als Veranstalter auf, Ausstellende und Veranstaltungen, die für in Deutschland illegale Behandlungsmethoden informieren und werben, von der Messe auszuschließen.

 

Das Programm der „Wish for a Baby“ Messe macht deutlich, dass hinter dem Angebot insbesondere kommerzielle Interessen von AkteurInnen stehen, die Leihmutterschaftsprogramme oder Fruchtbarkeitsbehandlungen mit Eizellspenden selbst anbieten. Es gibt nur wenig oder auch keine unabhängigen ExpertInnen, die wissenschaftlich und reflektiert über reproduktive Techniken informieren. Vorträge mit dem Titel „Fixed Price Surrogacy Programs vs Guarantee Programs“ von Paul Norris-Ongso machen dies deutlich. Die Vortragenden, die zu den Themen Leihmutterschaft und Eizellspende sprechen, kommen aus Ländern, in denen diese Prozesse legal sind, ebenso wie die Ausstellenden.

 

Neben der Thematisierung und Bewerbung illegaler Reproduktionstechniken, blendet die Messe die vielschichtigen negativen Aspekte von Leihmutterschaft und Eizellspenden aus. Hinter diesen Techniken und Prozessen steht ein globales Geschäftsmodell, welches auf ungleichen Machtverhältnissen beruht. Die Körper von Frauen, die von sozialer Ungleichheit besonders betroffen sind, werden ausgebeutet.Die Leihmütter stehen in einem ausgeprägten Abhängigkeitsverhältnis zu den AuftraggeberInnen. Nicht die Leihmütter selbst, sondern die Vermittlungsagenturen und weitere beteiligte AkteurInnen wie Kinderwunschkliniken und ÄrztInnen profitieren hauptsächlich von diesem Geschäftsmodel.

 

Zusätzlich sind die erheblichen gesundheitlichen Risiken für Leihmütter und Eizellspenderinnen nicht zu unterschätzen. TDF spricht sich deswegen schon seit langem gegen eine Legalisierung von Leihmutterschaft und Eizellspenden in Deutschland aus und für eine internationale UN-Konvention zur Abschaffung dieser Praxen.

Mit unser Kritik stehen wir nicht allein. Bereits 2017 hat es aus den oben angeführten Gründen eine Welle an ablehnenden Stimmen gegenüber der Kinderwunschmesse gegeben, unter anderem von dem Berufsverband der Frauenärzte (BVF)i. Auf diese Kritik wurde damals erwidert, die Messe sei nur daran interessiert,wissenschaftlich zu informieren und nichtexplizit Werbung für Leihmutterschaft oder Eizellspende zumachen. Sollte die Messe einen wissenschaftlichen Charakter haben, müssten auch die Vorbehalte gegenüber Leihmutterschaft und Eizellenspende zur Sprache kommen. Die Programmtitel auch bei der diesjährigen „Wish for a Baby“ Messe lassen darauf allerdings nicht schließen. Durch das bestehende Programmangebot werden die Themen Leihmutterschaft und Eizellspende dagegen vereinfacht und verharmlost präsentiert, ja es wirdsogar aktiv dafür geworben, dass Personen reproduktive Techniken im Ausland in Anspruchnehmen, welche in Deutschland illegal sind.

TERRE DES FEMMES fordert Sie daher dazu auf, Ihr Seminarprogramm auf Beiträge über in Deutschland legale Reproduktionstechniken zu beschränken und somit Ausstellenden und Vortragenden, die zu Leihmutterschaft und Eizellspenden „beraten“und diese Methoden öffentlich bewerben, keine Bühne auf Ihrer Veranstaltung zu geben.

 

Mit freundlichen Grüßen

Prof. Dr. Godula Kosack

Vorstandsvorsitzende

TERRE DES FEMMES e.V

https://www.urbia.de/magazin/kinderwunsch/kinderwunsch-tage-mehr-geschaeft-als-chance

 

Berlin, den 07.03.2023

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