• 01.08.2023

Neuigkeiten aus Mali: Projektupdate für das erste Halbjahr 2023

Teilnehmerinnen bei einer berufsbildenden Maßnahme zur Hirseverarbeitung (© APDF)

Mali kommt nicht zur Ruhe! Bewaffnete Konflikte, Spannungen zwischen und innerhalb von Gemeinschaften sowie die Vertreibung der Menschen aus den von Terrorakten betroffenen Gebieten vor allem im Norden und Zentrum beeinträchtigen die Sicherheit. Die UN-Stabilisierungsmission MINUSMA, an der auch die Bundeswehr mit rund 1.100 SoldatInnen beteiligt ist, wird auf Wunsch der malischen Militärregierung zu Ende des Jahres 2023 abziehen. Je instabiler die Sicherheitslage, desto akuter sind Frauen und Mädchen von Gewalt, sexualisierter Ausbeutung und Zwangsheirat bedroht. Auch Schulbildung und Gesundheitsversorgung sind für viele Frauen und Mädchen dann kaum noch zugänglich.
Besorgniserregend ist, dass in allen Regionen des Landes nur wenige Fälle von geschlechtsspezifischer Gewalt gemeldet werden und es kaum Präventionsprogramme und sektorübergreifende Maßnahmen gibt. 

TDF-Partnerorganisation APDF

Ergebnisse

Seit 2009 arbeitet TDF mit der malischen Frauenrechtsorganisation „Association pour le Progrès et la Defense des Droits des Femmes“ (APDF) zusammen und unterstützt durch sie Gewaltschutzzentren in Bamako und Gao. In diesen erhalten betroffene Frauen und Mädchen umfassende Unterstützung, von medizinischer über psychologische bis hin zu rechtlicher Beratung. Auch Berufsbildungsprogramme können die Frauen jederzeit absolvieren.

Im ersten Halbjahr 2023 wurden in den APDF-Gewaltschutzzentren 30 Frauen und Mädchen aufgenommen, 20 in Gao und 10 in Bamako. Während ihres Schutzaufenthaltes wurden sie über die Hintergründe und Folgen von geschlechtsspezifischer Gewalt, ihre Rechte und Handlungsmöglichkeiten, sowie Präventionsmaßnahmen gegen die Covid-19-Pandemie, deren Folgen in Mali v.a. wirtschaftlich, aber auch in puncto Gewaltaufkommen, nach wie vor stark spürbar sind, informiert.
Psychologische Betreuung: Ausgebildete und langjährig erfahrene PsychologInnen standen den Frauen in Bamako und Gao auch im ersten Halbjahr 2023 zur Seite. Fälle von schwerer Traumatisierung wurden an die psychiatrische Abteilung des zentralen Krankenhauses in Bamako überwiesen. Dank der intensiven Begleitung konnten die betroffenen Frauen und Mädchen in ihrer Resilienz gestärkt, und die psychischen Belastungen, denen sie ausgesetzt waren, verringert werden.
Rechtliche Beratung: 60 Prozent der aufgenommenen Frauen und Mädchen erhielten rechtliche Beratung. Hauptsächlich handelte es sich um Fälle von Ehekonflikten, wirtschaftlicher Not und Erbschaftsstreitigkeiten. Zwei Fälle wurden an AnwältInnen für die weitere Beschreitung des Rechtsweges übergeben.
Medizinische Versorgung: 20 der aufgenommenen Frauen wurden medizinisch behandelt, neun in Gao und 11 in Bamako. Die ÄrztInnen der APDF stellten vor allem die Erstversorgung sicher. Komplexere Fälle wurden an SpezialistInnen in Krankenhäusern oder das One-Stop-Krisenzentrum weitergeleitet.
Sicherung des Lebensunterhalts: 25 Frauen und Mädchen, 15 in Gao und 10 in Bamako, konnten im Berichtszeitraum eine Berufsausbildung zur Schneiderin absolvieren. Die meisten Frauen und Mädchen planen, nach ihrem Abschluss eine eigene Näherei zu gründen oder in einer Näherei in der Nähe ihres Wohnortes angenommen zu werden. Weiter erhielten 20 Frauen und Mädchen, 10 in Bamako und 10 in Gao, eine Ausbildung als Henna-Künstlerinnen. Auch diesen Frauen und Mädchen wird es nach der Ausbildung möglich sein, selbstständig für ihren Lebensunterhalt aufzukommen. Besonders nachgefragt sind Henna-Tattoos auf großen Feiern wie z.B. Hochzeiten.
Aufklärungsveranstaltungen: Die APDF wandte sich mit insgesamt 36 Radiosendungen, jeweils sechs pro Gemeinde (Gao, Gounzoureye, Sani Ali Ber, Ansongo, Temera und Taboye) über geschlechtsspezifische Gewalt und Covid-19 Schutzmaßnahmen an die malische Öffentlichkeit. Dabei klärte die APDF u.a. über die verschiedenen Arten von geschlechtsspezifischer Gewalt auf und machte auf Schutz- und Beratungsmöglichkeiten aufmerksam.
In vier Gemeinden - Gao, Ansongo, Temera und Bamba – initiierte die APDF in Zusammenarbeit mit religiösen und kommunalen Führungspersonen öffentliche Debatten über geschlechtsspezifische Gewalt und Covid-19. Außerdem führte das Team mehrere Hausbesuche zu Sensibilisierungszwecken durch.

Herausforderungen

Trotz des unermüdlichen Engagements der APDF und der durchweg positiven Rückmeldungen der Frauen und Mädchen, die von der APDF begleitet werden, wird geschlechtsspezifische Gewalt immer noch zu selten angezeigt. Auch halten sich einige Frauen und Mädchen mit der Teilnahme an frauenrechtlichen Angeboten zurück, da sie Repressalien von extremistischer Seite fürchten. Vor allem in der Region Gao, die immer wieder von Gewalttaten und Terrorakten erschüttert wird, ist die Verunsicherung von Frauen und Mädchen groß. Sie sind in besonderem Maße von Vergewaltigung und anderer geschlechtsspezifischer Gewalt bedroht. Den Wenigsten ist es möglich, ihre Schulbildung zu beenden. Die APDF will v.a. diese Frauen und Mädchen verstärkt unterstützen und in ihren Gemeinden für das Thema Gewaltschutz sensibilisieren.

Blick in die Zukunft

Die APDF plant, in den Gemeinden, in denen sie aktiv sind, auch Schulungen für Frauen und Mädchen zur UN-Resolution 1325 anzubieten. Außerdem sollen gemeindeübergreifende Treffen für Frauen aus allen Projektgebieten organisiert werden, um partizipativ ein Plädoyer zu erarbeiten, mit dem die regionalen Behörden auf die Problematik der geschlechtsspezifischen Gewalt aufmerksam gemacht werden sollen.

Unterstützen auch Sie die unverzichtbare frauenrechtliche Arbeit der APDF in Mali mit einer Spende! Setzen Sie sich gemeinsam mit uns dafür ein, Schutzräume für Frauen und Mädchen in Bamako und Mali zu erhalten, und sie auf dem Weg aus der Gewalt zu unterstützen! Herzlichen Dank!


Stand 08/2023

 

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