• 30.06.2023

Jeden Tag ein Femizid in der Stadt - Menschenrechtsaktivistinnen aus Mexiko zu Besuch bei TDF

Am 16.6.23 traf sich das Referat für Internationale Zusammenarbeit von TDF in Berlin mit acht AktivistInnen des Zentrums für Menschenrechte von Frauen (Centro de Derechos Humanos de las Mujeres A.C. bzw. CEDEHM) aus der Stadt Chihuahua im Norden von Mexiko.

2006 gegründet, setzt sich CEDEHM für eine Welt frei von geschlechtsspezifischer Gewalt ein. Sie unterstützen Frauen, die von häuslicher Gewalt betroffen sind, mit rechtlicher und psychosozialer Beratung. Auch begleiten sie gefährdete MenschenrechtsaktivistInnen und Angehörige vermisster Personen, und führen Workshops zur Aufklärung und Verhinderung von geschlechtsspezifischer Gewalt durch.  

Chihuahua liegt rund 350 km südlich der bekannten Grenzstadt Ciudad Juárez in der Nähe zu den USA. Schon seit vielen Jahren macht der Bundesstaat Chihuahua immer wieder auch international alarmierende Schlagzeilen wegen der hohen Raten an häuslicher und sexualisierter Gewalt einschließlich Femiziden. Zahlreiche Frauen verschwinden auch spurlos. Zwar sind progressive Gesetze für Gewaltschutz und -ahndung in Kraft, es hapert aber an deren Umsetzung und der Ausstattung der verantwortlichen Behörden mit Ressourcen. Weit verbreitete organisierte- und Bandenkriminalität erschweren die Lage zusätzlich.

Erst im August 2021 sprach die mexikanische Regierung für die fünf Gemeinden des Bundesstaates Chihuahua - Ciudad Juárez, Parral, Chihuahua, Cuauhtémoc und Guadalupe y Calvo – öffentlich eine Warnung vor geschlechtsspezifischer Gewalt aus. Alanís Sámano, Leiterin der Nationalen Kommission zur Verhinderung und Beseitigung von Gewalt gegen Frauen, erklärte zu den Motiven der mexikanischen Regierung, dass 7 von 10 Frauen in Chihuahua von Gewalt betroffen seien, v.a. zu Hause, in der Schule, am Arbeitsplatz oder auf der Straße, täglich eine Frau getötet werde, und Chihuahua landesweit an dritter Stelle hinsichtlich der Häufigkeit von Tötungsdelikten an Frauen stehe.

Während des Treffens wurde deutlich, wie ähnlich die Ziele und Herausforderungen beider Frauenrechtsorganisationen sind. So wie Deutschland einer zügigen Umsetzung der Istanbul-Konvention nicht nachkommt, wird Mexiko seinen mit Ratifizierung wesentlicher Abkommen verbindlich zugesicherten Schutzpflichten gegenüber Frauen nicht gerecht. TDF und CEDEHM setzen sich für einen konsequenten Schutz von Frauen vor Gewalt ein – de jure und de facto! Uneingeschränktes Ziel bleibt, die Rechte von Frauen in allen Lebensbereichen zu stärken. Der Austausch zwischen TDF und CEDEHM trug zum Netzwerkausbau und der zukünftigen Nutzung von Synergien bei.

Unterstützen auch Sie uns und unsere PartnerInnen im Kampf gegen häusliche und sexualisierte Gewalt in Deutschland und weltweit! Vielen Dank!

Wer mehr über die Frauenrechtslage in Mexiko erfahren möchte, sei herzlich zu einer Veranstaltung von CEDEHM am 20.06.2023 um 18:30 Uhr in der Patrice Lumumba Gallery im Berlin Global Village, Am Sudhaus 2 in 12053 Berlin eingeladen (Veranstaltung in spanischer Sprache).

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