• 22.01.2021

Eine Vergewaltigung sieht in jedem Fall anders aus.* Ein Plädoyer

*Trigger Warning: In dem nachfolgenden Artikel wird explizit über Erfahrungen sexualisierter Gewalt gesprochen. Wenn das Thema für Sie emotional verstörend sein könnte, lesen Sie sich den Artikel bitte nicht oder nur zusammen mit einer Vertrauensperson durch.

 

 

22. Januar 2021, 19:00 Uhr

Ich bin auf dem Weg zu einem Date. Es ist nicht mein erstes Treffen durch Tinder, aber das erste mit ihm. Aufgrund der Pandemie können wir nirgendswo rein. Wir holen uns was beim Späti und spazieren durch die nächtliche Stadt. Es ist belebt.
Wir verstehen uns gut.

Wie stellen Sie sich vor, dass eine Vergewaltigung abläuft?

Trifft es die junge Frau, die mit knappen Kleidchen vom Club nachts allein nach Hause läuft? Ist es der Fremde, der ihr in den Straßen auflauert und sie dann angreift? Hat sie danach blaue Flecken, Würgemale oder andere Merkmale körperlicher Gewalt? Ihre Klamotten sind zerrissen? Denken Sie, dass ihr erster Gang nach der Tat zur Polizeistation wäre, um den Täter umgehend anzuzeigen? Und ist der Täter in Ihrer Vorstellung ein junger Mann, vielleicht sogar mit Migrationshintergrund, der durch und durch ein schlechter Mensch ist? Hätten Sie eine oder mehrere Fragen mit „Ja“ beantwortet? Dann muss ich Sie enttäuschen, denn so läuft in den meisten Fällen keine Vergewaltigung ab.

21:30 Uhr

Es sind um die -5°C. Uns ist kalt. Wir können nicht zu mir, weil ich im Wohnheim wohne, und nicht zu ihm, weil seine Eltern da sind. Also trinken wir es uns warm. Wir lachen viel, rutschen enger zueinander, machen das Beste draus.

Vergewaltigungen sind leider keine Einzelfälle: Laut dem Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) hat jede 7. Frau[i] in Deutschland in ihrem Leben schon einmal eine Vergewaltigung, versuchte Vergewaltigung oder sexuelle Nötigung erleben müssen. Jede 7. Frau. Frauen mit körperlichen oder geistigen Einschränkungen sind sogar noch zwei- bis dreimal häufiger betroffen.[ii] Die größte Gefahr sexualisierte Gewalt zu erleben, geht für eine Frau immer noch von ihrem (Ex-) Partner oder (Ex-)Ehemann aus. In zwei Dritteln aller Vergewaltigungen stammt der Täter aus demselben Haushalt, Freundeskreis oder Arbeitsplatz der Betroffenen[iii], das heißt der Täter ist jemand, den sie kennt.

23:00 Uhr

Wir sitzen vor einem angestrahlten historischen Gebäude. Unsere Schatten fallen lang. Ein Passant möchte ein Foto von uns machen, weil es so romantisch aussehen würde.
Es ist romantisch. Während er uns fotografiert, küssen wir uns. Es fühlt sich gut an.
Langsam macht sich der Alkohol bei ihm bemerkbar.

Versuchen Sie sich in eine gerade angegriffene Person hineinzuversetzen: Möglicherweise haben Sie Schmerzen. Vielleicht fühlen Sie sich benutzt, schmutzig, oder schämen sich, dass Sie es zugelassen haben, dass Sie sich nicht beständiger gewehrt haben, dass Sie die Gewalt aus Angst vor noch schlimmeren Folgen über sich ergehen lassen haben. – Würden Sie als erstes zur Polizei gehen, um Anzeige zu erstatten? In der Polizeistation müssten Sie alles Geschehene detailgenau wiedergeben. Alles also nochmal erleben. Und das wohl wissentlich, dass zwischen 2014-2016 die Verurteilungsrate von angezeigten Vergewaltigungen nur 8% betrug.[iv] Die Scham und Angst vor einer Re-viktimisierung, also dem erneuten „Opferwerden“, durch die mündliche Erzählung und möglicherweise unsensible Nachfragen und Kommentare seitens der PolizeibeamtInnen schrecken Betroffene häufig ab. Auch weitere Aspekte, wie dass der Täter aus dem Bekannten- oder Familienkreis stammt, führen gemeinsam dazu, dass laut einer Studie im Auftrag des BMFSFJ aus dem Jahr 2004 die Polizei in 85,7% der Fälle sexualisierter Gewalt nicht eingeschaltet wird.[v] Allein 2019 wurden 9426 Fälle von Vergewaltigung, sexueller Nötigung und sexueller Übergriffe in besonders schweren Fällen einschließlich mit Todesfolge bei der Polizei angezeigt.[vi] Rechnet man die nicht-angezeigten Fälle dazu, bedeutet das im Umkehrschluss, dass mindestens 65.916 Fälle sexualisierter Gewalt im Jahr 2019 stattgefunden haben müssen. 65.916.

24:00 Uhr

Die Kälte und der Alkohol entfalten ihre Wirkung. Ich bestelle für ihn ein Taxi nach Hause. Ich entschließe, sobald er eingestiegen ist, nach Hause zu laufen. Ihm geht es nicht mehr gut: Er taumelt, lallt. Er fällt auf die Straße, kann sich kaum noch aufrecht halten. Mehrere Taxis nehmen ihn nicht mit aus Angst, er könnte sich übergeben. Als das dritte dazu bereit ist, versucht er mich zu überzeugen, ich solle doch mitkommen. Er bettelt: Ich könne bei ihm schlafen. Nichts müsse passieren. Da ich mir Sorgen um ihn in diesem Zustand mache, lasse ich mich überzeugen und steige mit ein.

Wäre es besser, wenn mehr Frauen Anzeige erstatten würden, weil die Politik und Gesellschaft dem Thema dann mehr Aufmerksamkeit schenken würden? Absolut. Aber ist es die Verantwortung der Frauen selbst, für sichere Rahmenbedingungen zu sorgen, damit sie Gerechtigkeit erhalten? Absolut nicht. Hier ist die Politik in Zugzwang.

Die Schwierigkeit der Beweispflicht

Entscheiden sich Frauen trotzdem für eine Anzeige und ein Gerichtsverfahren, welches sich teilweise über Jahre hinweg ziehen kann, dann finden sie sich in der Beweispflicht. Aufgrund der Unschuldsvermutung im Gerichtssaal muss die Betroffene nachweisen, dass der Täter schuldig ist. Hierfür empfiehlt es sich für Betroffene, zeitnah nach dem Übergriff Spuren, wie sichtbare Merkmale einer Gewaltanwendung, aber auch weniger sichtbare Beweise wie Hautpartikel unter den Fingernägeln oder Spermarückstände dokumentieren zu lassen. Artikel 50 der Istanbul-Konvention, die Deutschland 2017 ratifiziert hat, fordert daher eine flächendeckende Versorgung von Anlaufstellen für eine „Vertrauliche Spurensicherung“ (VSS), in denen eine vertrauliche und anzeigenunabhängige Spurensicherung angeboten wird. Hintergrund ist, dass sich Betroffene in vielen Fällen nicht unmittelbar für eine Anzeige entscheiden können, besonders wenn die Täter aus dem Bekannten- oder Familienkreis stammen. Mit Hilfe der ASS werden erfasste Daten bis zu 20 Jahre aufbewahrt, wodurch Betroffenen mehr Bedenkzeit ermöglicht wird. Allerdings liegt diese vertrauliche Spurensicherung bisher noch nicht flächendeckend vor, sodass in der Realität Überlebende sexualisierter Gewalt eben doch zeitnah entscheiden müssen, ob sie einen oft jahrelangen und leider oft vergeblichen Kampf für ihre Gerechtigkeit führen möchten. Umso länger sie zögern, umso mehr Spuren werden weggewaschen, verblassen oder heilen. Dann steht vor Gericht Aussage gegen Aussage.

23. Januar 2021, 01:00 Uhr

Wir schleichen uns in sein Zimmer. Fangen an uns zu küssen, genießen es beide. Ich frage, ob er ein Kondom hätte. Er verneint. Ich schiebe ihn sanft, aber mit Nachdruck von mir und sage, dass wir dann keinen Sex haben können. Er schlägt vor, ich solle doch einfach die Pille danach nehmen. Er hätte das bereits mit einer anderen Freundin so gemacht. Ich verneine. Wir entscheiden uns, einfach zu schlafen. Wir sind weit außerhalb der Stadt und ich habe in diesem Moment keine Möglichkeit nach Hause zu fahren.

Nicht in jedem Fall liegen Spuren der Vergewaltigung vor. Es gibt zwar Überlebende einer Vergewaltigung, die mit verschmiertem Lippenstift, blauen Flecken und zerrissener Kleidung nach Hause gehen. Aber es gibt eben auch jene Betroffene, die nicht so aussehen, weil das Element der Gewaltanwendung fehlte. Gleichwohl besitzen auch diese Überlebende sexualisierter Gewalt das Anrecht auf eine gerechte strafrechtliche Verfolgung und dass ihnen geglaubt wird – auch, wenn sie nicht einem Stereotyp entsprechen.

04:00 Uhr

Ich liege auf der äußersten Bettkante. Er streichelt schon seit Stunden über meinen Körper, fasst mich überall an, versucht mich zu penetrieren – ohne Kondom und gegen meinen Willen. Ich habe zwischendurch geweint, weil ich es nicht wollte. Er hat mich getröstet und in den Arm genommen, dann weitergemacht. Währenddessen flüstert er mir süße Sachen ins Ohr, sagt, er würde mich lieben. Ich zittere. Dann fängt er an mich laut als prüde und leidenschaftslos zu beleidigen. Er versucht weiterhin in mich einzudringen, hat aber Probleme, weil er zu viel getrunken hat. Ich liege steif da und bewege mich nicht.
Möchte nur, dass er aufhört.

Es gibt viele Gründe, warum eine Überlebende keine sichtbaren Zeichen des Übergriffs trägt: Vielleicht bedrohte der Täter die Betroffene. Möglicherweise konnte die Betroffene der Situation physisch nicht entfliehen und ließ es über sich ergehen, war überwältigt von dem Geschehen und fiel in eine Art Schockstarre. Vielleicht war es nicht die erste Vergewaltigung, die die Frau erlebte und sie fürchtete eine noch brutalere Reaktion des Täters, wenn sie sich wehren würde. Entscheidend in allen Fällen ist, dass nur weil man keine Spuren sieht, nicht bedeutet, dass die Vergewaltigung nicht stattgefunden hat.

05:30 Uhr

Ich fasse den Entschluss, nochmal zu versuchen, zu gehen, selbst wenn ich stundenlang laufen muss. Bei vorherigen Versuchen, zu gehen, hat er mich angefleht, es nicht zu tun, weil seine Eltern wach werden würden. Seine Eltern schlafen im Raum nebenan.
Ich stehe draußen und zittere immer noch. Er drückt mich, sagt wir werden uns bestimmt nicht wieder sehen. Ich bin verwirrt und fahre heim. Ich verstehe nicht, was passiert ist.

Warum sind stereotype Vorstellungen von Vergewaltigung eine reale Bedrohung für Betroffene?

Natürlich gibt es Fälle, in denen die Frau nachts auf dem Heimweg von einer ihr unbekannten Person überfallen wird. Der Fokus von Politik und Gesellschaft sollte sich allerdings nicht an diesem Stereotyp einer Vergewaltigung festbeißen, sondern akzeptieren und verinnerlichen, dass es eine Vielzahl von Umständen und Erscheinungsbildern von Betroffenen und Tätern, deren Aussehen vor und nach der Tat, deren Herkunft, Religion, Bildungsgrad, Einkommen, Alter oder Geschlecht gibt. Jede Vergewaltigung sieht anders aus. Und wir sollten anfangen, Personen, die sexualisierte Gewalt erfahren mussten und den mutigen Schritt gehen, darüber zu sprechen, sei es im privaten oder öffentlichen Kreis, zu glauben.

15:00 Uhr

Den ganzen Tag habe ich nichts gegessen, viel geweint. Das Zittern hört nicht auf. Ich weiß nicht, was mit mir nicht stimmt. Wie immer informiere ich FreundInnen, wie das Date war, dass alles in Ordnung ist etc. Deren geschockte Reaktion öffnet mir die Augen. Plötzlich ist mir bewusst, dass er jede meiner Grenzen überschritten und jedes „Nein“ von mir ignoriert hatte. Ich fange an, es zu realisieren. Völliges Chaos in meinem Kopf.
Ich muss mir die Pille danach besorgen

Der Mythos der lügenden Frau, die aus eigenem Vorteilsstreben einen unschuldigen Mann einer Vergewaltigung beschuldigt, ist nach wie vor tief verwurzelt in unserem Denken. Obwohl die tatsächliche Zahl von Falschbeschuldigungen laut einer europaweiten Studie nur ca. 3%[vii] beträgt, wird das Phänomen in den Medien überrepräsentiert, wodurch es als eine akute Bedrohung für Männer stilisiert wird. Die internationale #metoo – Bewegung trug dazu bei, betroffenen Frauen die Angst zu nehmen, sie seien allein oder ihnen würde nicht geglaubt werden. Doch Kommentare von einflussreichen Personen wie Donald Trump, der 2018 sagte, es sei „eine beängstigende Zeit für junge Männer in Amerika.“[viii] bestärken das Bild einer Frau, die angeblich motiviert durch den Wunsch nach Aufmerksamkeit, Geld oder Rache, das Leben eines unschuldigen Mannes mit Falschbeschuldigungen zerstört. Solche Reaktionen scheinen zunächst banal, schüren aber anti-feministische Bewegungen weltweit und geben Vergewaltigungsmythen neue Zugkraft.

17:00 Uhr

Ich rufe völlig aufgelöst meine Mutter an und erzähle ihr alles. Wir haben ein enges Verhältnis. Sie sagt, sie hätte schon immer Angst gehabt, dass mir sowas passiere, weil ich flüchtige Beziehungen mit Männern habe. Der Boden unter mir sackt weg. Ich lege auf.

Bin ich selbst schuld?

Im Gesamtbild begründen sich diese Stereotype über eine „richtige“ Vergewaltigung in sexistischen Vorurteilen über die weibliche Sexualität, die eng verbunden sind mit einem historisch gewachsenen Patriarchat, dass sich noch immer durch alle Bereiche unserer Gesellschaft manifestiert, wie auch der Justiz. Denn diese Form des Sexismus erschwert Frauen im Falle einer Vergewaltigung nicht nur den Zugang zu einer strafrechtlichen Verfolgung, er benachteiligt sie auch im Gerichtsaal selbst. Laut einem aktuellen Arbeitspapier der Humboldt Law Clinic Grund- und Menschenrechte (HLCMR) in Kooperation mit JUMEN e.V. krankt unser Justizsystem an einer begrenzten Kenntnis über die UN-Frauenrechtskonvention, der geringen Anzeige- sowie Verurteilungsrate von sexualisierten Gewalttaten sowie der Verbreitung von geschlechtsbezogenen Stereotypen und Vergewaltigungsmythen in der Bevölkerung und im Justizwesen.[ix] Gerade letztere operieren im Gerichtssaal als „extralegale Fehlerquellen“[x], die die Urteilsbildung der RichterInnen und damit den Ausgang des Prozesses zum Nachteil der Geschädigten maßgeblich beeinflussen können.

24. Januar 2021, 20:00 Uhr

Er schreibt mir: Er hätte das Gefühl, etwas wäre nicht gut gelaufen in der Nacht. Er wäre aber so betrunken gewesen, er könnte sich an absolut gar nichts erinnern. Ich bin überzeugt, er lügt. In dieser Nacht hat er versucht, mich zu vergewaltigen.

Es gibt eine Vielzahl von Vergewaltigungsmythen, die sich bis heute hartnäckig in unserem öffentlichen Diskurs halten. Der Einfluss dieser pejorativen Narrative darf nicht unterschätzt werden, da er nachweislich Betroffenen sexualisierter Gewalt den Zugang zu Hilfe und Gerechtigkeit erschwert und ihnen damit den Prozess des Verarbeitens, Heilens und Weiterlebens versperrt. Oft schämen sich Überlebende für das, was ihnen angetan wurde, weil sie glauben, sie hätten es selbst provoziert. Teilweise erkennen sie gar nicht erst, was ihnen angetan wurde, weil die Mythen ihre Wahrnehmung verschleiern.

11. Januar 2022, 18:00 Uhr

Ein Jahr später. Ich habe damals keine Anzeige erstattet. Er hatte mir keine sichtbaren Spuren von Gewalt zugefügt. Die unsichtbaren spüre ich aber manchmal noch heute.
Die beschriebene Person war kein durch und durch schlechter Mensch, dem man „es hätte ansehen können“. So etwas gibt es nicht. Er war charmant, liebevoll, sah gut aus. Wer hätte mir geglaubt? Der jungen Frau, die aus Sorge freiwillig einen betrunkenen Mann nach Hause bringt, dann zunächst noch mit ihm schlafen will, aber mittendrin ihre Meinung ändert, weil er kein Kondom hat. Hätten Sie mir geglaubt?

Was mir zugestoßen ist, entspricht keiner stereotypen Vorstellung einer Vergewaltigung. Leider kann aber so etwas jeder Person zustoßen. Ich bin nur eine Geschichte von vielen. Was mir damals gefehlt hat, war das Vertrauen in die Justiz und die Unterstützung meiner Familie. Beide Institutionen haben bis heute eine sehr engmaschige Vorstellung, wie eine Vergewaltigung abläuft – geblendet von Stereotypen, die wieder und wieder in Medien wiederholt werden. Es ist längst überfällig, dass wir verstehen: Jede Vergewaltigung sieht anders aus. Begegnen wir also den Überlebenden sexualisierter Gewalt mit Respekt und schenken Ihnen unser Gehör und unseren Glauben.

Welchen Beitrag leistet TERRE DES FEMMES?

TDF setzt sich bereits seit über 40 Jahren für die Rechte von Frauen und Mädchen in Deutschland und international ein. Gemeinsam vereint mit zahlreichen Frauengruppen, Vereinen, Verbänden und Einzelpersonen im Bündnis „Nein heißt nein!“ engagierte sich TDF seit 2013 für die Reform des § 177 StGB, die 2016 dann endlich bundesweit eingeführt wurde. Seitdem muss für den Tatbestand einer Vergewaltigung nicht mehr die Anwendung oder Androhung von Gewalt seitens des Täters nachgewiesen werden. Außerdem ist es nicht mehr entscheidend, ob sich die geschädigte Person körperlich gegen den Täter gewehrt hat, solange es anderweitig für den Täter erkennbar war, dass die betroffene Person, der sexuellen Handlung nicht zugestimmt hat, wie zum Beispiel durch Weinen.[xi]

Auch im Bereich der Spurensicherung macht sich TDF für Frauenrechte stark. Bisher gibt es keine ausreichende Versorgung und finanzielle Absicherung von Anlaufstellen in Deutschland, die eine „Vertrauliche Spurensicherung“ anbieten. Hier finden Sie eine Übersicht dieser. Aktuell gibt es in Sachsen-Anhalt nur zwei solcher Anlaufstellen und in Thüringen sogar keine einzige. Besonders Betroffene im ländlichen Raum müssen mit langen und eventuell kostspieligen Anfahrtswegen rechnen und sind durch diese Situation benachteiligt. TDF fordert daher eine flächendeckende Versorgung von Opferambulanzen, die eine Vertrauliche Spurensicherung in ganz Deutschland anbieten!

Stand: Januar 2022                              Autorin: A. F. (Praktikantin bei TDF)

Weiterführende Information und Hilfe für Betroffene finden Sie hier:

Hilfsangebote und Kontaktadressen für Betroffene

Weitere Forderungen

 

[i] Es ist zu beachten, dass Menschen jeglichen Geschlechts von sexualisierter Gewalt betroffen sind. Vor dem Hintergrund, dass Frauen 92,4% der Betroffenen ausmachen, liegt der Fokus in dem vorliegenden Artikel auf Frauen. Vgl. BMI (2020): Polizeiliche Kriminalstatistik 2019, S. 35. Abrufbar unter: https://www.bmi.bund.de/SharedDocs/downloads/DE/publikationen/themen/sicherheit/pks-2019.pdf?__blob=publicationFile&v=10

[ii] BMFSFJ (2021): Formen der Gewalt Erkennen. Sexualisierte Gewalt. Abrufbar unter: https://www. Bmfsfj.de/bmfsfj/themen/gleichstellung/frauen-vor-gewalt-schuetzen/haeusliche-gewalt

[iii] Das Hilfetelefon des Bundes (2021): Sexualisierte Gewalt. Abrufbar unter: https://www.hilfetelefon .de/gewalt-gegen-frauen/sexualisierte-gewalt.html

[iv] Elz, Jutta (2017): Verurteilungsquoten und Einstellungsgründe. Was wissen wir tatsächlich?. In: Rettenberger, Martin & Dessecker, Axel (Hrsg.). Sexuelle Gewalt als Herausforderung für Gesellschaft und Recht, S. 117. Abrufbar unter: https://www.krimz.de/fileadmin/dateiablage/E-Publikationen /KUP 72-Elz.pdf

[v] Dörr, Julian (2018): Der Mythos der falschen Beschuldigung. Abrufbar unter: https://www. Sued deutsche.de/kultur/sexualisierte-gewalt-der-mythos-der-falschen-beschuldigung-1.4166540

[vi] BMI (2020): Polizeiliche Kriminalstatistik 2019, S. 14. Abrufbar unter: https://www.bmi.bund.de/SharedDocs/downloads/DE/publikationen/themen/sicherheit/pks-2019.pdf?__blob=publicationFile&v=10

[vii] Würde man eine Schätzung der nicht-angezeigten Fälle mit einbeziehen in die Berechnung, dann wäre der Anteil von Falschbeschuldigungen sogar noch niedriger.

[viii] Dörr, Julian (2018): Der Mythos der falschen Beschuldigung.

[ix] Schmitt, Viola/ Pilone, Lea (2020): Genderstereotype und Vergewaltigungsmythen in Sexualstrafverfahren. Fortbildungen als Gegenmittel. Humboldt Law Clinic Grund und Menschenrechte (HLCMR), Workingpaper 24, S. 32.

[x] Schmitt/ Pilone (2020): Genderstereotype, S. 27.

[xi] Fiebig, Peggy (2017): Das neue Sexualstrafrecht. Abrufbar unter: https://www.deutschlandfunk.de/ das-neue-sexualstrafrecht-nein-heisst-nein-100.html

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