• 14.10.2021

Ein Jahr unrechtmäßig in Haft: TERRE DES FEMMES und weitere UnterstützerInnen fordern die sofortige Freilassung der Deutsch-Iranerin Nahid Taghavi und weisen auf die katastrophale Lage für FrauenrechtlerInnen in Iran hin

Berlin, den 14. Oktober 2021„Frau Nahid Taghavi ist eine der vielen Geiseln der islamischen Republik Iran. Die islamische Republik nutzt ausländische Geiseln, um von den Regierungen entweder politische Deals oder einen Austausch mit terroristischem Gefangenen zu verlangen.“, so Mina Ahadi, Aktivistin und Mitfrau von TERRE DES FEMMES e.V. „Ich kritisiere das Deutsche Außenministerium, sowie alle zuständigen PolitikerInnen aufs Schärfste aufgrund ihrer Unfähigkeit, Frau Taghavi freizubekommen!“, so Mina Ahadi weiter.

TERRE DES FEMMES e.V. fordert die sofortige bedingungslose Freilassung von Nahid Taghavi und aller weiteren Frauen, die sich in der islamischen Republik Iran in politischer Gefangenschaft befinden.

Am 16. Oktober 2020 wurde Nahid Taghavi in Teheran festgenommen. Die Architektin, die in Köln lebt, hat eine doppelte Staatsbürgerschaft.

Nach sechs Monaten Untersuchungshaft wurde sie am 13.04.2021 erstmals einem Haftrichter vorgeführt und dann am 28.4. 2021 zu 10 Jahren wegen Mitgliedschaft einer illegalen Gruppe und 8 Monaten wegen Propaganda gegen das Regime verurteilt. Beide Anklagepunkte sind von Frau Taghavi zurückgewiesen worden. Ihr Anwalt, der selbst inzwischen verhaftet ist, hatte keinen Zugang zu ihren Akten. Der 67-Jährigen wird keine medizinische Versorgung gewährt, obwohl sie in der Haft an Covid-19 erkrankte. Sie schläft auf dem Steinboden, trägt immer eine Augenbinde, wurde über 1000 Stunden verhört und war 194 Tage in Isolationshaft.

TERRE DES FEMMES und weitere UnterstützerInnen verlangen die sofortige und bedingungslose Freilassung von Nahid Taghavi:

Heribert Hirte, Bundestagsabgeordneter, Professor für Rechtswissenschaften und politischer Pate von Nahid Taghavi: „Meine Kölner Mitbürgerin wird seit einem Jahr als politisches Faustpfand festgehalten. Warum? Frau Taghavi ist eine Frau, die ihre Rechte wahrnimmt, die frei lebt und anderen Menschen Mut zuspricht. Im Iran reicht es, dies nicht mal offensiv in Form von Protesten zu machen, sondern schlicht sich nicht zu verstecken. Aber vermutlich geht es gar nicht um die Person Nahid Taghavi. (…) Es gibt nach einem Jahr Kampf um die Freiheit von Nahid Taghavi kein öffentliches Wort und keine Berichte über ein besonderes Engagement des Außenministers. Das enttäuscht mich zutiefst. Ich fordere weiterhin: #FreeNahid!"

Hamid Nowzari, Geschäftsführer des Vereins iranischer Flüchtlinge in Berlin e.V.: „Geiselnahme ist immer eine Art Politik des iranischen Regimes gewesen. Der Fall Nahid Taghavi wird nicht der letzte Fall sein. Daher appellieren wir an die Bundesregierung keine Gegenleistung an Despoten in Teheran zu erbringen, sondern die sofortige und bedingungslose Freiheit für Frau Taghavi zu fordern.“

Hier sehen Sie ein Interview mit Mariam Claren, der Tochter von Nahid Taghavi, das TERRE DES FEMMES anlässlich des Jahrestages von Nahid Taghavis Verhaftung geführt hat. Sie ist Initiatorin der Kampagne #freenahid und #freemama.

Einige Fakten zur Lage der Frauenrechte in Iran:

  • In der islamischen Republik Iran werden Mädchen und Frauen systematisch und strukturell unterdrückt, das Land ist auf dem Gender Inequality Index der UN auf Platz 113 von 197.
  • Es gibt keine säkulare Rechtsprechung für Ehe- und Familienangelegenheiten. Geschiedene Frauen etwa haben eingeschränkten Anspruch auf das Sorgerecht für ihre Kinder.
  • Mädchen gelten ab dem Alter von 13 Jahren als „heiratsreif“.
  • Es herrscht seit über 40 Jahren ein Kopftuchzwang
  • Die Aussage einer Frau wiegt vor Gericht nur halb so viel wie die eines Mannes
nach oben
Jetzt spenden