Ereignisse aus dem Jahr 2012

Die Wanderausstellung „Sie versprachen mir ein herrliches Fest...“ ist Ende Januar/Anfang Februar in Oldenburg zu sehen. Sie liefert Hintergrundinformationen zum Thema und soll engagierten AktivistInnen eine Stimme verleihen. Die Ausstellung ist bei TERRE DES FEMMES entleihbar und kann bundesweit gezeigt werden.

An der TERRE DES FEMMES-Bücheraktion zum 6. Februar, dem internationalen Tag „Null Toleranz gegen weibliche Genitalverstümmelung“ beteiligen sich Städtegruppen, Engagierte und Stadtbüchereien in Augsburg, Bremen, Dinslaken, Dresden, Eisenach, Hamburg, Heidelberg, Kirchlengern, Konstanz, Köln, Leipzig, Minden, Nürnberg, Offenbach, Oldenburg, Regensburg, Strausberg und Stuttgart. Dort gibt es in Buchhandlungen und Büchereien Infotische und Schaufenster mit Büchern und Materialien zum Thema.

Foto: von rechts nach links: Uwe Kekeritz, MdB/Vorsitzender des Bundestagsausschusses Gesundheit in Entwicklungsländern, Hisham Seif-Eldin, Gesandter des ägyptischen Botschafters, Irmingard Schewe-Gerigk, Vorstandsvorsitzende TERRE DES FEMMES, Heba Ahmed, Vertreterin der ägyptischen Frauenunion in Deutschland, Franziska Gruber, Referentin gegen weibliche Genitalverstümmelung, TERRE DES FEMMES. Foto ©: Maria Möbiusv.l.n.r.: Uwe Kekeritz, MdB/Vorsitzender des Bundestagsausschusses Gesundheit in Entwicklungsländern, Hisham Seif-Eldin, Gesandter des ägyptischen Botschafters, Irmingard Schewe-Gerigk, Vorstandsvorsitzende TERRE DES FEMMES, Heba Ahmed, Vertreterin der ägyptischen Frauenunion in Deutschland, Franziska Gruber, Referentin gegen weibliche Genitalverstümmelung, TERRE DES FEMMES.
Foto ©: Maria Möbius

Anfang 2012 erreichen TERRE DES FEMMES die beunruhigenden Nachrichten, dass in Ägypten die Zahl der Genitalverstümmelungen wieder zugenommen hat und dass Abgeordnete des ägyptischen Parlaments fordern, FGM solle straffrei werden. Daraufhin startet TERRE DES FEMMES zum 6. Februar, dem internationalen Tag „Null Toleranz gegen Genitalverstümmelung“, eine Unterschriftenaktion, die sich an die ägyptische Regierung richtet. In Ägypten sind 90% der Mädchen und Frauen von FGM betroffen, drei Viertel aller Genitalverstümmelungen werden von medizinischem Personal vorgenommen. 2008 wurde FGM in Ägypten zwar gesetzlich verboten, bescheinigen MedizinerInnen jedoch, dass die Genitalverstümmelung „medizinisch notwendig“ sei, wird sie nicht strafverfolgt. Daher fordert TERRE DES FEMMES in einer Petition ein ausnahmsloses Verbot weiblicher Genitalverstümmelung in Ägypten, eine konsequente Anwendung des Verbots sowie landesweite Sensibilisierungskampagnen. Innerhalb von sechs Monaten unterzeichnen 12.000 UnterstützerInnen die Petition.

Am 6. November übergibt TERRE DES FEMMES-Vorstandsvorsitzende Irmingard Schewe-Gerigk zusammen mit Heba Ahmed, Vertreterin der ägyptischen Frauenunion und Uwe Kekeritz, Vorsitzender des Bundestagsausschusses „Gesundheit in der Entwicklungszusammenarbeit“ die Unterschriften an die ägyptische Botschaft in Berlin.

Der Arbeitskreis Frauengesundheit und TERRE DES FEMMES begrüßen in einer unterstützenden Stellungnahme die Anfang März veröffentlichten ärztlichen Empfehlungen der Deutschen Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe (DGGG) zu weiblicher Genitalverstümmelung.

Die TERRE DES FEMMES-Vorstandsvorsitzende Irmingard Schewe-Gerigk und Dr. Christoph Zerm treffen sich Mitte März mit dem Bundesdatenschutzbeauftragen Peter Schaar, um mit ihm über die Aufnahme weiblicher Genitalverstümmelung in den medizinischen Diagnoseschlüssel zu sprechen. Ergebnis des Gesprächs: der Bundesdatenschutzbeauftragte hat keine datenschutzrechtlichen Bedenken mehr.

Das von TERRE DES FEMMES Anfang des Jahres beim Daphne-Programm der Europäischen Kommission gegen Gewalt an Kindern und Frauen eingereichte Projekt zum Thema FGM wird bewilligt. Zusammen mit Partnerorganisationen in Deutschland, Großbritannien, den Niederlanden und Schweden sollen in einem Pilotprojekt parallel MediatorInnen aus afrikanischen Communities ausgebildet und begleitet werden um aktiv zur Verhaltensänderung gegenüber FGM beizutragen. Das zweijährige Projekt wird von TERRE DES FEMMES koordiniert und startet im Februar 2013.

Beim im April gegründeten Runden Tisch Weibliche Genitalverstümmelung in Hamburg vertritt die Städtegruppenkoordinatorin Heidemarie Grobe TERRE DES FEMMES. Daneben ist TERRE DES FEMMES an Runden Tischen zum Thema FGM in Baden-Württemberg, Berlin-Brandenburg, Nordrhein-Westfalen, Hagen und München vertreten. Ziel der Runden Tische ist es, die Situation betroffener Frauen zu verbessern und gefährdete Mädchen wirksam zu schützen.

Auf Einladung des European Institutes for Gender Equality (EIGE) nimmt Franziska Gruber als TERRE DES FEMMES-Referentin im Mai an einem Treffen von VertreterInnen zahlreicher EU-Staaten in Vilnius, Litauen, teil. Bei dem Treffen wird eine geplante Studie des EIGE im Auftrag der Europäischen Kommission zu FGM in den EU-Mitgliedsstaaten und Kroatien vorgestellt. Die Eingeladenen werden gebeten, mit Informationen zur Studie beizutragen. Sie soll 2013 veröffentlicht werden.

Vorschlag Foto: Die TeilnehmerInnen des NACAF-Treffens im Juni Foto ©: Franziska Gruber Die TeilnehmerInnen des NACAF-Treffens im Juni
Foto ©: Franziska Gruber
Am 23./24 Juni und am 20./21. Oktober finden bei Marburg erneut Treffen des von Maisha e.V. und TERRE DES FEMMES 2011 gegründeten Netzwerks afrikanischer Communities gegen FGM (NACAF) statt. Etwa 20 MediatorInnen aus verschiedenen afrikanischen Communities in Deutschland tauschen sich über bisherige Erfahrungen bei ihrem Engagement für ein Ende weiblicher Genitalverstümmelung aus und entwickeln Präventionsstrategien. Die Treffen werden von der do-Stiftung und dem hessischen Ministerium der Justiz, für Integration und Europa gefördert.

TERRE DES FEMMES begrüßt das Urteil des Landgerichts Köln zur religiösen Beschneidung von Jungen, das die nicht medizinisch begründete Beschneidung bei Jungen als Körperverletzung beurteilt. In mehreren Pressemitteilungen und Stellungnahmen sowie auf einer Bundespressekonferenz bezieht TERRE DES FEMMES-Vorstandsvorsitzende Irmingard Schewe-Gerigk Position für die körperliche Unversehrtheit aller Kinder.

TERRE DES FEMMES unterstützt die von Abgeordneten der Oppositionsparteien eingereichte Alternative zum Regierungsentwurf. Der Alternativentwurf, der im Dezember 2012 im Bundestag abgelehnt wird, hält die Beschneidung erst ab dem vollendeten 14. Lebensjahr und nur durch ÄrztInnen und unter Narkose für zulässig.

In einem Briefmailing an 20.000 Adressen bundesweit informiert TERRE DES FEMMES im September über die Entwicklungen in den unterstützten Projekten in Burkina Faso und Sierra Leone und wirbt um Unterstützung für den Einsatz gegen Genitalverstümmelung in Deutschland.

Vorschlag: TeilnehmerInnen des Integra-Fachtags Foto ©: Lioba KeuckTeilnehmerInnen des Integra-Fachtags
Foto ©: Lioba Keuck
Ende November findet unter dem Titel "Beschneidung - ein umstrittenes und unbequemes Thema. Verantwortung von Politik und Gesellschaft für eine Überwindung weiblicher Genitalverstümmelung" ein vom bundesweiten Netzwerk Integra organisierter Fachtag im Rathaus Berlin-Charlottenburg statt.

Zu Beginn des Fachtags werden verschiedene Präventionsstrategien aus Kenia, Burkina Faso und der Schweiz vorgestellt. In einem anschließenden Fachgespräch tauschen sich VertreterInnen des Netzwerks über die Erfolge und Schwierigkeiten bei der Präventionsarbeit in Deutschland aus.

In vier Workshops erarbeiten die etwa 80 TeilnehmerInnen Vorschläge für die Bereiche Prävention, politische Lobbyarbeit, Sensibilisierung der Medien und die Arbeit in afrikanischen Communities. Irmingard Schewe-Gerik gibt den Input zum Workshop Politische Lobbyarbeit.

Die Vorschläge stellen den Beitrag des Netzwerks Integra für einen Nationalen Aktionsplan zum Schutz gefährdeter Mädchen in Deutschland dar wie ihn andere europäische Länder bereits erarbeitet haben.

Im Februar und September trifft sich die AG FGM in Berlin bzw. Frankfurt/Main. Während des ersten Treffens bereitet die AG einen Beitrag zum Thema „Critical Whiteness/Rassismus“ für den Aktiventag der TERRE DES FEMMES-Mitfrauenversammlung im Mai 2012 vor. Beim zweiten Treffen beschäftigt sich die AG mit der Beschneidung nichteinwilligunsfähiger Jungen und nicht medizinisch begründeten plastischen Operationen im weiblichen Genitalbereich, sogenannten „Designer-Vaginas“.

Auf Anfragen von Schulen sowie verschiedenen Organisationen und Institutionen halten ehrenamtliche TERRE DES FEMMES-Mitfrauen bundesweit über 40 Mal Vorträge, gestalten Infotische, z.B. bei Hebammentreffen und zeigen Filme zum Thema FGM.