Nigeria

© UNICEF Data: Monitoring the situation of children and women. 2019. Country Profile Nigeria.© UNICEF Data: Monitoring the situation of children and women. 2019. Country Profile Nigeria.

Verbreitung

Nigeria ist in sechs geopolitische Zonen aufgeteilt mit jeweils unterschiedlicher Verbreitung von weiblicher Genitalverstümmelung. Während im Nordosten des Landes 3% der Mädchen und Frauen betroffen sind, liegt der Anteil der betroffenen Frauen im Südwesten des Landes bei 48%. Insgesamt wurde bei 18% der Mädchen und Frauen (15-49 Jahre) und 13% der Mädchen (0-14 Jahre) FGM praktiziert.

Zahlen

Betroffene: 13% der Mädchen (0-14 Jahre) und 18% der Frauen (15-49 Jahre)
Religion: sowohl bei lokalen Religionen, römisch-katholischen, anderen christlichen wie auch muslimischen Religionszugehörigkeiten
Befürworterinnen: 22% der Mädchen und Frauen, 27% der Jungen und Männer (15-49 Jahre)
Alter: bei 77% wurde vor dem 4. Lebensjahr FGM praktiziert, 7% zwischen dem 5. und 9., 3% zwischen dem 10. und 14. und 1% nach dem 15.

87% der Genitalverstümmelungen werden durch traditionelle Beschneiderinnen vorgenommen, 12% durch medizinische Fachkräfte.

Formen

In Nigeria werden mit 85% Typ I (Klitoridektomie) und Typ II (Exzision) von FGM am häufigsten praktiziert. Bei der Klitoridektomie wird der äußerlich sichtbare Teil der Klitoris und/oder die Klitorisvorhaut teilweise oder vollständig entfernt, bei einer Exzision der äußerlich sichtbare Teil der Klitoris und der inneren Schamlippen mit oder ohne Beschneidung der äußeren Lippen. 5% sind in Nigeria eine Infibulation (Typ III). Das heißt, dass das gesamte äußerlich sichtbare Genital herausgeschnitten und die offene Wunde bis auf ein kleines Loch zugenäht wird. Außerdem sind in Nigeria zwei weitere Formen der Genitalverstümmelung zu finden: Gishiri und Angurya. Gishiri ist ein Dammschnitt und wird zum Zweck der Erweiterung der Vaginalöffnung angewandt. Oft sind bei frühen Ehen die Genitalien der Mädchen noch nicht bereit für den Geschlechtsverkehr. Auch durch Angurya, das Schaben/Kratzen/Schneiden an der Vaginalöffnung soll der Geschlechtsverkehr mit der jungen Ehefrau erleichtert werden.

Begründungsmuster

FGM werden verschiedene positive Konnotationen zugeschrieben, wie z.B. soziale Akzeptanz, die Sicherstellung der Jungfräulichkeit, bessere Heiratschancen oder die Reinigung von Geist und Körper.

Gesetzliche Lage

Obwohl die nigerianische Regierung die Praktik der weiblichen Genitalverstümmelung öffentlich verurteilt hat, wurden keine rechtlichen Schritte zur Eliminierung von FGM unternommen. Es gibt kein national einheitliches Gesetz, das FGM in Nigeria kriminalisiert. Allerdings wurden lokale Gesetze in Edo, Bayelsa, Cross River, Rivers, Ebonyi, Delta, Ogun, Osun, Ondo, Ekiti und Oyo verabschiedet, aus welchen hervorgeht, dass die Entfernung des weiblichen Sexualorgans verboten ist. Dies wird mit einem Bußgeld von 50.000 Naira und/oder mit einem Jahr Gefängnisstrafe geahndet. Diese Strafe gilt pro Fall und kann bei MehrfachtäterInnen auch mehrfach verhängt werden.

Haltung und Tendenzen

In Nigeria nahm die Zahl an Mädchen und Frauen (15-49 Jahre), die von FGM betroffen sind, seit 2011 um 9% ab und lag 2016 bei 18%. 68% der Mädchen und Frauen (15-49 Jahre) und 62% der Jungen und Männer (15-49 Jahre) sind der Meinung, dass FGM aufhören sollte. 27% der Jungen und Männer und 22% der Mädchen und Frauen befürworten die Praxis weiterhin.

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Stand 12/2019