„breaking blades“ – Ausstellung und Buch über Genitalverstümmelung in Deutschland

Ausstellung Break off

Laut TERRE DES FEMMES Dunkelzifferstatistik lebten im Jahr 2018 ca. 64.800 Frauen in Deutschland, die vom Ritual der weiblichen Genitalverstümmelung, kurz FGM/C, betroffen sind. Des Weiteren schätzte die Frauenrechtsorganisation die Zahl der gefährdeten Mädchen auf ca. 15.500. Die Tendenz der hierzulande lebenden betroffenen und gefährdeten Mädchen und Frauen ist steigend, da zeitgleich die Zuwanderung von Menschen aus FGM/C-praktizierenden Ländern steigt.

TERRE DES FEMMES und das MH Hub Berlin sind als offizielle KooperationspartnerInnen involviert.TERRE DES FEMMES und das MH Hub Berlin sind als offizielle KooperationspartnerInnen involviert.Nun hat die in Baden-Württemberg lebende Fotografin Antje Pohsegger eine Wanderausstellung ins Leben gerufen, um die Bevölkerung über die Tradition an sich sowie über die Möglichkeiten der Prävention zu informieren. Die Fotoausstellung ist zudem eine Kooperation zwischen dem Fotostudio Pohsegger, TERRE DES FEMMES und dem Menstruation Health Hub in Berlin. Durch die Kombination aus fotografisch-künstlerischer und journalistischer Arbeit soll innerhalb Deutschlands das Bewusstsein für die Praktik geschärft werden, um letztlich auch eine Überwindung von weiblicher Genitalverstümmelung herbeizuführen. Die erste Ausstellung ist bereits für den November 2019 im Berliner Umspannwerk in Kreuzberg geplant und soll als Auftakt für die bundesweite Wanderausstellung dienen.

Dafür hat Antje Pohsegger die Erlebnisse der Betroffenen, die hier im deutschsprachigen Raum leben, medial aufbereitet, um ihre Geschichte für die Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Zu den betroffenen Personen zählen primär Frauen, die FGM/C selbst erlebt haben sowie ihre männlichen Familienmitglieder. In eigenen Erzählungen schildern diese ihre Erfahrungen mit der Praktik. Aber auch sekundär betroffene Frauen, die in individueller Weise mit der Tradition in Berührung gekommen sind, wurden mit ihren Aussagen in die Ausstellung integriert.

Inhaltlich lässt sich die Ausstellung in drei Teile gliedern. Zum einen gibt es einen rein informativen Teil, der die unterschiedlichen Typen von FGM/C erklärt und die gesundheitlichen Folgen darlegt. Dieser Teil wurde vorwiegend von TERRE DES FEMMES ausgestaltet. Zum anderen bietet die Veranstaltung eine fotografisch-künstlerische Auseinandersetzung mit dem Thema, wobei Texttafeln mit den prägnantesten Aussagen der Befragten den Kern bilden werden. Schließlich haben die BesucherInnen die Möglichkeit, sich über Podcasts die gekürzten Interviews mit den Betroffenen anzuhören, während sie die Ausstellung durchwandern.

Die Berliner Veranstaltung soll zudem durch vielfältige Events zum Thema „Female and Girls Empowerment“ ergänzt werden. So ist zum Beispiel in Zusammenarbeit mit Karne Kunst e.V., der „crafts & cramps“-Organisation und Tostan Deutschland ein Festival für körperliche Unversehrtheit und Selbstbestimmung beabsichtigt. Filmvorführungen, Podiumsdiskussionen, Workshops und Infoabende runden das kulturelle Programm ab.

Die Ausstellung läuft vom 01.11.2019 bis zum 30.11.2019 im Umspannwerk Kreuzberg bevor sie dann in andere Städte weiterzieht. Vorstellungen in Hamburg, München, Heidelberg/Mannheim, Darmstadt und Stuttgart sind bereits geplant. Die ausgestellten Werke und die dazugehörigen Interviews richten sich an BesucherInnen aller Kulturen und Altersgruppen (bzw. 16-99 Jahre). Begleitend zur Vorstellung wird es einen Katalog mit den kompletten Interviews geben.

Porträt der Initiatorin:

Foto: © Antje Pohsegger Foto: © Antje Pohsegger Antje M. Pohsegger, *1972, freie Fotografin, Schwerpunkt People

Als Tochter einer Hebamme lagen mir "Frauenthemen" schon immer nahe. Das Thema der Genitalverstümmelung bewegt mich seit über 10 Jahren und lässt mich seitdem nicht los. Vor allem aus dem Aspekt, dass dieses Ritual Menschen anderen Menschen antun, dies mit Unterstützung der jeweiligen Gesellschaft. Es muss unbedingt alles uns Mögliche dagegen getan werden, dass diese Tradition ein Ende findet.