Im Jahr 2021 endet die 9-jährige Zusammenarbeit mit der Eltern- und LehrerInnen-Initiative AAFMHL für das Empowerment von Mädchen durch Bildung und zur Verhinderung von Frühverheiratung. Es geht für die AAFMHL erfolgreich weiter ohne TERRE DES FEMMES: www.dafrig.de
Schulstipendien für Mädchen ermöglichen Bildung und verhindern Frühehen. Foto: © AAFMHL.Projektgebiete: Mandara-Gebirge in Nordkamerun
Name: „Association d’Appui aux Filles de M’lay, Huva et Ldama“ - Verein zur Unterstützung von Mädchen aus M’lay, Huva und Ldama (AAFMHL)
Wird von TDF unterstützt seit: 2012
Zielgruppe: Mafa-Mädchen in Nordkamerun
Projektaktivitäten:
- Stipendienvergabe zur Finanzierung von Schule und Ausbildung
- Bezahlung von Unterrichtsmaterialien und einer Grundausstattung für die Schule (Uniform, Sportkleidung etc.) für bedürftige Mädchen
Kontakt: Ehrenamtliche Projektkoordinatorin Godula Kosack (kamerun@frauenrechte.org)
Projektflyer: Informationsflyer AAFMHL (PDF-Datei)
Factsheet: Komprimierte Fakten zu Frauenrechten in Kamerun (PDF-Datei)
Testen Sie Ihr Wissen: Ein Quiz zu Frauenrechten in Kamerun!
Hintergründe und Projektbeschreibung
Stipendiatinnen mit der TERRE DES FEMMES-Fahne. Sie leben ihr Recht auf Bildung und werden so zum Vorbild für andere Mafa-Mädchen. Foto: © AAFMHL
Das Projekt Selbstbestimmung durch Bildung hat das Ziel, Mädchen und jungen Frauen der Ethnie der Mafa in den Bergdörfern Nordkameruns einen Weg zu Schule und Berufsausbildung oder Studium zu ermöglichen. Die Stipendiatinnen sollen zu Vorbildern für nachfolgende Generationen werden und zeigen, dass Mädchen ein Recht auf Bildung haben und weibliche Selbstbestimmung lebbar ist. Die Kooperation ist 2012 auf Initiative von Prof. Dr. Godula Kosack, Ethnologin und Soziologin sowie hervorragende Kennerin der Region Extremer Norden in Kamerun, zustande gekommen. Sie ist TDF-Vorstandsfrau und betreut ehrenamtlich die Projekte von TERRE DES FEMMES in Kamerun.
Abgelegene Projektregion und streng patriarchale Gesellschaft
Die ca. 400.000 Mafa leben im Mandara-Gebirge in Nordkamerun. Dabei handelt es sich um eine infrastrukturell kaum erschlossene Region an der Grenze zu Nigeria, die nur sehr selten von Entwicklungs- oder Investitionsvorhaben profitiert. Fließend Wasser und Strom sind dort nach wie vor die Ausnahme. In den letzten Jahren war das Mandara-Gebirge immer wieder von Überfällen, Brandschatzungen und Flüchtlingsbewegungen durch die in der Grenzregion operierende Boko Haram-Terrormiliz betroffen, was die Sicherheits- und Versorgungslage noch erschwert hat.
Die Projektregion: das Mandara-Gebirge in Nordkamerun.
Foto: © Jürgen KunzeDie Mafa folgen einer streng patriarchalen Gesellschaftsordnung: alles, was aus der Erde hervorgeht, gehört den Männern. Dazu zählen bei den Mafa auch die Kinder, die im Fall einer Scheidung stets beim Vater bleiben. Weiter besitzen Frauen kein Land, was ihre Chancen auf ein eigenes Einkommen und damit finanzielle Unabhängigkeit gerade im ländlichen Raum stark einschränkt. Ein Schulbesuch ist trotz Schulpflicht teuer, erfordert weite Wege und bleibt häufig nur den Jungen vorbehalten. Viele Eltern investieren auch deshalb weniger in Mädchenbildung, weil Mädchen nach ihrer Heirat der traditionellen Rollenverteilung zufolge für Haus, Hof und die Kinder zuständig sind. An den Grundschulen sind nur ein Drittel der Kinder Mädchen, an den weiterführenden Schulen machen Mädchen kaum noch 10 Prozent aus. In einigen Dörfern liegt die Analphabetinnen-Rate bei 100 Prozent. Oft werden die Mädchen im Alter von 15 Jahren von ihren Vätern (zwangs-)verheiratet, auch mit Männern im Alter ihrer Väter. Etwa die Hälfte der Mafa-Männer ist mit mehr als einer Frau verheiratet. Besonders schlimm betroffen von früher (Zwangs-)verheiratung und Bildungsentzug sind Mädchen, die einen Elternteil verloren haben, Vollwaisen sind oder in finanziell prekären Verhältnissen groß werden.
Mit Mädchenbildung frühe (Zwangs-)verheiratung verhindern
Girl Power! Neue Generation von Mafa-Schülerinnen mit ihren Büchern. Foto: © AAFMHL Das Projekt Selbstbestimmung durch Bildung will möglichst vielen Mädchen, die den Wunsch haben, gleichberechtigt und wirtschaftlich unabhängig zu leben, und ansonsten keine Möglichkeit und Mittel dazu hätten, den Weg zu Schule und Berufsausbildung ebnen. Mit dem Projekt wird insbesondere auch früher (Zwangs-)verheiratung vorgebeugt: Mädchen, die zur Schule gehen, werden seltener früh verheiratet. Bestehen die Eltern trotz erfolgreicher und noch nicht beendeter Schullaufbahn auf eine Heirat vor Erreichung der Volljährigkeit, kann die TDF-Partnerorganisation AAFMHL einschreiten und versuchen, sie in Mediationsgesprächen vom Gegenteil zu überzeugen.
Projektaktivitäten von AAFMHL
Bildungsarbeit
Endlich besuchen auch junge Frauen die Berufsschule in Makandai Foto: © Daniel PaoulaiIm März 2012 gründete sich der Verein „Association d’Appui aux Filles de M’lay, Huva et Ldama“ - Verein zur Unterstützung von Mädchen aus M’lay, Huva und Ldama (AAFMHL). Ihm gehören LehrerInnen, Eltern und EinwohnerInnen der drei Bergdörfer M’lay, Huva und Ldama an. Sie wählen nach den Kriterien der Bedürftigkeit und guten schulischen Leistungen Mädchen aus, denen das Schulgeld, die Unterrichtsmaterialien und eine Grundausstattung für den Schulbesuch bezahlt werden. Dazu zählen z.B. die obligatorische Schuluniform, Hefte, Bücher, Stifte und Sportsachen. Manchmal werden bei Besuch einer weiter entfernt gelegenen Schule oder Universität auch die Unterkunftskosten für Stipendiatinnen vor Ort übernommen. Die Stipendiatinnen sollen nicht nur bis zum Ende der Schulzeit, sondern bis zum Abschluss einer Ausbildung oder eines Studiums gefördert werden. Ziel ist, dass sie zum Leitbild für andere Mädchen und Frauen der Bergdörfer werden, indem sie vorleben, dass Frauen ein selbstbestimmtes Leben führen und die Gesellschaft in ihrem Sinn mitgestalten und verändern können.
Seit 2017 unterhält die AAFMHL erstmalig ein kleines Büro in der Projektregion, um das Stipendiatinnen-Programm noch besser betreuen zu können. Auch werden die sonst rein ehrenamtlich aktiven Vereinsmitglieder nun einmal pro Woche von einer buchhalterisch ausgebildeten einheimischen Projektassistentin unterstützt.
Erfolge des Projekts
Hawagui Fama, Stipendiatin an der Grundschule, 13 Jahre, aus dem Dorf M‘lay: „Gäbe es den Verein AAFMHL nicht, müsste ich nach der Grundschule heiraten. Meiner Familie fehlen einfach die Mittel. Ich bin sehr ehrgeizig und will unbedingt mein Abitur machen. Später will ich Lehrerin werden, um die Arbeit der AAFMHL weiterführen und meiner Familie helfen zu können.“ Foto: © Daniel Paoulai
- Durch die Unterstützung von TERRE DES FEMMES können seit 2012 jährlich 20 – 30 Mafa-Mädchen die Grundschule, das Gymnasium oder die Technische Fachschule besuchen. An letzterer werden die Mädchen zu Bürofachfrauen ausgebildet.
- Im letzten Schuljahr (2018/19) übernahm TERRE DES FEMMES die Ausbildungskosten für 16 Mädchen aus drei Bergdörfern – darunter zwei Gymnasial- und 14 Berufsschülerinnen. Ihnen wurden die Schulgebühren, die Schuluniformen und die Unterrichtsmaterialien finanziert. Im Fall der beiden Gymnasiastinnen wurden zudem die Kosten für die Unterbringung in einem Wohnheim in Koza aufgrund der weiten Entfernung von ihrem Herkunftsdorf M’lay übernommen. Alle Stipendiatinnen erhielten außerdem Kleidung für den Sportunterricht und notwendige Hygieneartikel.
- Seit 2016 haben 18 Stipendiatinnen die Grundschule und 9 Stipendiatinnen ihre Ausbildung zur Bürofachfrau abgeschlossen.
- 2016 hat das erste Mafa-Mädchen Abitur gemacht. Sie studiert nun Lehramt und möchte später in ihrem Heimatdorf unterrichten.
- Der Verein AAFMHL setzt sich in der Region grundsätzlich für die Stärkung von Mädchenbildung ein und interveniert, wenn Eltern ihre Töchter von der Schule abmelden wollen, um sie zu verheiraten.
Weiteres Schulprojekt
Mädchenschule in Mazi: zur Gründung ihrer Kleinunternehmen bekommen die Schülerinnen Saatgut oder Ziegen.
Foto: © Robert DjiabouVom Erfolg des Projekts Selbstbestimmung durch Bildung beflügelt, fragte eine weitere lokale Partnerorganisation Ende 2012 bei TERRE DES FEMMES Unterstützung für den Bau einer Mädchenschule in Mazi/Nordkamerun an. Im März 2014 wurde das neue Schulgebäude eingeweiht. An dieser Schule können Mädchen ohne regulären Schulabschluss zu Kleinunternehmerinnen ausgebildet werden. Sie absolvieren eine Ausbildung in den Bereichen Ackerbau, Nutztierzucht, Nähen oder Hauswirtschaft für Großküchen wie Kantinen, die ihnen im dörflichen Rahmen eine Verdienstmöglichkeit bieten.
Zurzeit werden mehr als 70 Mädchen und junge Frauen im Alter zwischen 14 und 24 Jahren unterrichtet, zwei davon sind TDF-Stipendiatinnen.
Aktiv werden & Spenden
Mafa-Mädchen wollen genau wie Mafa-Jungen zur Schule gehen. Helfen Sie ihren Wissensdurst stillen. Foto: © Daniel Paoulai
Unterstützen Sie AAFMHL mit einer einmaligen Spende oder spenden Sie regelmäßig und werden Sie FörderIn!
Sie können auch mit dem Stichwort „Kamerun“ auf folgendes Konto spenden:
EthikBank
BIC GENODEF1ETK
IBAN DE35 8309 4495 0103 1160 00
Es besteht die Möglichkeit, die ehrenamtliche Projektkoordinatorin Prof. Dr. Godula Kosack zu einer Vortragsveranstaltung einzuladen. Sie kann ausführlich über die Arbeit des Vereins AAFMHL, den Lebensalltag der Mafa, den sie während eigener Forschungsaufenthalte geteilt hat, und die Lage der Mädchen und Frauen vor Ort informieren.
Weitere Informationen
Flyer
TDF-Projektflyer (PDF-Datei)
Jahresberichte
Berichte der ehrenamtlichen Projektkoordinatorin Godula Gosack über AAFMHL:
- Jahresbericht 2020 (PDF-Datei)
- Jahresbericht 2019 (PDF-Datei)
- Jahresbericht 2018 (PDF-Datei)
- Jahresbericht 2017 (PDF-Datei)
- Jahresbericht 2016 (PDF-Datei)
- Jahresbericht 2015 (PDF-Datei)
- Jahresbericht 2014 (PDF-Datei)
Reiseberichte
Erfahren Sie auf der Homepage der Projektkoordinatorin Godula Kosack mehr über das Projekt, die Projektregion und die Gesellschaft der Mafa. Sie finden dort auch Filme der Ethnologin, die Ihnen Einblicke in die Lebensweise und Traditionen der Mafa gewähren.
Interviews
Begleiten Sie hier die neue AAFMHL-Projektassistentin bei ihrem ersten Treffen mit den Stipendiatinnen.
Verfolgen Sie die Lebensgeschichten von Mafa-Mädchen aus Kamerun und das, was sie selbst über Mädchenbildung sagen.
Lesen Sie hier das Portrait von Y. und D., die dank der Projektarbeit von AAFMHL auch heute noch zur Schule gehen können.
Lernen Sie hier einige TERRE DES FEMMES-Stipendiatinnen bildlich kennen.
Öffentlichkeitsarbeit
Informieren Sie sich hier über die Folgen von Terrorakten für das Projektgebiet durch die in der Grenzregion zu Nigeria operierenden Boko Haram
Lesen Sie hier über Krisen und Konflikte in Kamerun, die auch das Projektgebiet betreffen, und wie es sich als Frau unter diesen Bedingungen lebt.
Im März 2017 hielt Godula Kosack einen Vortrag zu Landrechten von Frauen in Kamerun.
Im März 2014 wurde die neue Mädchenschule in Mazi/Nordkamerun eingeweiht.
Rundreise in Deutschland Herbst 2015
Am 28.09.2015 startete die vierwöchige TDF-Veranstaltungstour zum Thema Mädchenbildung im Norden Kameruns. Die beiden Referentinnen Martine Mbritchè (AAFMHL) und Prof. Godula Kosack (TDF) referierten in verschiedenen Städten Deutschlands zur Bedeutung von Mädchenbildung für weibliche Selbstbestimmung und zum Partnerprojekt AAFMHL.
- Bericht zum Auftakt der Rundreise in Hamburg und Bremen (28./29.09.2015)
- Bericht zu den Veranstaltungen in Nürnberg (08.10.2015)
Die Ethnie der Mafa lebt in den Bergen im Norden Kameruns.
Weitere Informationen erhalten Sie bei
TERRE DES FEMMES e.V.
Brunnenstr. 128, 13355 Berlin
Tel: 030 - 40 50 46 99-0
E-Mail: Kontaktformular
oder der ehrenamtliche Projektkoordinatorin Godula Kosack (kamerun@frauenrechte.org)