Besuch in Burkina Faso
In Burkina Faso sprach TDF mit Frau Morne, der psychologischen Beraterin von ABN, die sehr viel von den Gewaltsituationen berichtete, wegen derer die Frauen Zuflucht im Gewaltschutzzentrum suchen. Neben häuslicher Gewalt und Scheidungen, die Männer oder deren Familienangehörige forcieren, damit eine neue Frau geheiratet werden kann und die bisherige Frau nicht mehr versorgt werden muss bzw. nicht erbberechtigt bleibt, spielen auch Vergewaltigungen im Fluchtkontext und gesellschaftliche Ausgrenzung aufgrund von Schwangerschaften in der Folge von sexualisierter Gewalt derzeit eine große Rolle.
Bei ABN erhalten die Frauen Schutz, Beratung, medizinische Behandlung und weiterführende Unterstützung wie etwa Berufsbildungsmöglichkeiten. So berichtete eine Frau, die bei ABN gelernt hatte, Erdnusspaste herzustellen, die in Burkina Faso bei sehr vielen Gerichten zum Einsatz kommt, von ihrer Unternehmensgründung, Kundenakquise und ihrem ganz persönlichen Erfolgsgeheimnis. Sie beliefert zahlreiche Restaurants und EinzelkundInnen und kann sich vor Bestellungen kaum retten.
Mobile Sensibilisierung in einem Restaurant, hier zum Thema weibliche Genitalverstümmelung © TDFTDF hatte zudem Gelegenheit, mit Dr. Akotionga über Notoperationen für Betroffene von weiblicher Genitalverstümmelung zu sprechen. Er ist einer der wenigen ÄrztInnen in Burkina Faso, die diese OPs anbieten, und eine echte Koryphäe. Mit 80 Jahren ist er noch täglich in seiner Praxis und immer am Arbeiten. Hätte er vor rund einem Jahrzehnt nicht eine neue, weniger invasive OP-Methode zur Behebung der gravierenden Folgeerscheinungen von weiblicher Genitalverstümmelung entwickelt, würden betroffene Frauen noch heute damit allein gelassen. Die OP, die er initiiert hat, ist deutlich günstiger und kürzer als frühere Verfahren. Was ihm die Frauen nach ihrer OP sagen? Nun, in vielen Fällen tragen die späteren Neugeborenen dieser Frauen Dr. Akotionga’s Vornamen.
Mit einer dieser Frauen kam TDF ins Gespräch. Sie war viele Jahre lang unverheiratet geblieben, obwohl sie sich immer ein Ehe- und Familienleben gewünscht hatte, weil es für sie unvorstellbar war, Geschlechtsverkehr zu haben. So sehr litt sie an chronischen Entzündungen und Unterleibsschmerzen. Heute ist sie schmerzfrei, hat geheiratet und Kinder bekommen. ABN hat diesen lebensverändernden Eingriff ermöglicht.
TDF war auch bei der mobilen Sensibilisierung dabei, sprich bei Rundgängen durch die verschiedenen Stadtviertel Ouagadougous, während der ABN mit Frauen und Männern in Cafés, Restaurants, an Gemeinschaftsorten oder zu Hause ins Gespräch kommt und über geschlechtsspezifische Gewalt aufklärt. Für die Beteiligten sind viele der vermittelten Informationen neu und regen zu weiterem Nachdenken an.