Bereits seit acht Jahren ist die UN-Mission MINUSMA in Mali aktiv – doch Frieden, Sicherheit und Stabilität scheinen weiter entfernt denn je. Nach steigenden Spannungen im Verhältnis zur herrschenden Militärjunta hat Frankreich im August 2022 seine Truppen abgezogen. Die deutsche Bundeswehr ist weiterhin in Mali aktiv, doch auch dieser Einsatz ist zunehmend umstritten. Währenddessen halten Gewalt und Chaos im Land an: UN-Angaben zufolge befinden sich rund 75 Prozent des Hoheitsgebiets unter der Kontrolle extremistischer Gruppierungen, dschihadistisch motivierte Terroranschläge sind an der Tagesordnung. Und auch den nationalen Sicherheitskräften werden immer wieder schwerste Menschenrechtsverletzungen vorgeworfen – Ende März 2022 sollen malische Streitkräfte in Moura rund 300 Zivilisten hingerichtet haben, Human Rights Watch zufolge das schlimmste bisher in dem langjährigen Konflikt verzeichnete Massaker. Die Zivilbevölkerung wird zwischen den Fronten aufgerieben, und ganz besonders hart trifft die Gewalt die malischen Frauen und Mädchen.
APDF als sichere Anlaufstelle
APDF berät und sensibilisiert zu Frauenrechten und geschlechtsspezifischer Gewalt © APDF Unsere Partnerorganisation „Association pour le Progrès et la Défense des Droits des Femmes“ (APDF) bleibt auch unter diesen schwierigen Umständen eine konstante Anlaufstelle für hilfesuchende Mädchen und Frauen. Seit Jahren unterstützt TERRE DES FEMMES zwei von APDF betriebene Gewaltschutzzentren, eines in der Hauptstadt Bamako, und eines im nördlich gelegenen Gao, einem zentralen Schauplatz des Gewaltkonflikts. Allein im ersten Halbjahr 2022 wurden 268 Frauen und Mädchen in den beiden Einrichtungen rechtlich beraten, medizinisch versorgt und psychologisch betreut. 69 von ihnen fanden in den Gewaltschutzzentren zudem eine sichere temporäre Unterkunft.
Eine der Frauen, die sich im ersten Halbjahr 2022 hilfesuchend an APDF wandte, ist die 28-jährige Adéle*. Nach dem Tod ihres Ehemannes begannen dessen ältere Kinder, sie körperlich und seelisch zu misshandeln, und versuchten, sie aus ihrem Zuhause zu vertreiben. Darüber hinaus erlitt sie sexualisierte Übergriffe durch den Bruder ihres verstorbenen Mannes. Adéle wusste keinen Ausweg mehr – bis sie bei APDF endlich ersehnte Unterstützung fand. Die Beraterinnen im Gewaltschutzzentrum helfen ihr nun dabei, ihre Traumata zu verarbeiten und die toxische Situation hinter sich zu lassen.
Berufsbildungskurse und Aufklärungskampagnen
APDF bietet darüber hinaus Berufsbildungskurse an, die Frauen dabei helfen, ihren eigenen Lebensunterhalt zu verdienen und ein selbstbestimmtes Leben zu führen. Von Januar bis Juni 2022 wurden 90 Frauen im Bereich Schneiderei sowie der Kunst der traditioneller Henna-Tätowierung ausgebildet.
Ein weiterer Schwerpunkt der frauenrechtlichen Arbeit von APDF sind Informations- und Sensibilisierungskampagnen. Im ersten Halbjahr 2022 wurden rund 20 Radiosendungen ausgestrahlt, die geschlechtsspezifische Gewalt, Frühehen, weibliche Genitalverstümmelung und die Gefahren der Corona-Pandemie thematisierten. Zudem wurden in Gao fünf öffentliche Informations- und Diskussionsveranstaltungen zum Thema Frauenrechte durchgeführt und in Bamako 12 Workshops für von geschlechtsspezifischer Gewalt betroffene Mädchen und Frauen organisiert. Die Sensibilisierungsmaßnahmen tragen Früchte: das Schweigen zu tabuisierten Themen wird aufgebrochen, und immer mehr Menschenrechtsverletzungen gegen Frauen und Mädchen werden zur Anzeige gebracht.
Das APDF-Team arbeitet trotz immer schwierigerer Bedingungen unermüdlich, um Frauen und Mädchen in Mali vor Gewalt zu schützen und ihre Rechte zu stärken. TERRE DES FEMMES wird ihnen dabei weiter zur Seite stehen! Helfen auch Sie jetzt mit einer Spende – die Frauen und Mädchen Malis brauchen Ihre Unterstützung dringender denn je!
* Name geändert
In den Berufsbildungskursen werden Frauen in Schneiderei…
…oder der traditionellen Henna-Kunst ausgebildet © APDF