Seit nunmehr acht Jahren ist die UN-Mission MINUSMA mit dem Ziel, Frieden, Stabilität und Sicherheit zu bringen, in Mali aktiv. Doch die Sicherheitslage verbessert sich nicht – das Gegenteil ist der Fall. Nach zwei Militärputschen innerhalb eines Jahres ist die politische Lage unübersichtlich. Währenddessen festigen bewaffnete extremistische Gruppen ihre Macht im Norden und Zentrum des Landes und stoßen zunehmend in südliche Gebiete vor. Berichte über außergerichtliche Hinrichtungen, Terroranschläge, Entführungen und Gruppenvergewaltigungen sind an der Tagesordnung. Auch den malischen Sicherheitskräften werden immer wieder schwere Menschenrechtsverletzungen vorgeworfen. Das Leid trägt die malische Zivilbevölkerung – und insbesondere Mädchen und Frauen.
Mädchen und Frauen im Zentrum der Gewalt
Allein im Jahr 2020 wurden in Mali 6.605 Fälle von geschlechtsbedingter Gewalt dokumentiert. 99 Prozent der Betroffenen waren Frauen, 58 Prozent noch unter 18 Jahren. Die Dunkelziffer liegt mit hoher Wahrscheinlichkeit noch wesentlich höher. Bewaffnete Gruppen setzen sexuelle Übergriffe als Waffe ein, eine strafrechtliche Verurteilung der Täter erfolgt nur in den seltensten Fällen. Doch die Gewalt gegen malische Frauen geht über den bewaffneten Konflikt hinaus: häusliche Gewalt ist ebenso weit verbreitet wie Früh- und Zwangsehen, und 89 Prozent der Mädchen und Frauen erleiden das grausame Ritual der weiblichen Genitalverstümmelung (engl. FGM).
Schutz und Unterstützung durch APDF
IAPDF berät und informiert Mädchen und Frauen über ihre Rechte; Bildrecht: APDFnmitten allen Chaos und Gewalt bietet unsere malische Partnerorganisation "Association pour le Progrès et la Défense des Droits des Femmes" (APDF) über ihre beiden Schutzhäuser in Bamako und Gao sowie ihre 47 regionalen Projektbüros eine konstante Anlaufstelle für hilfesuchende Mädchen und Frauen. Im ersten Halbjahr 2021 wurden 278 Mädchen und Frauen in den beiden Schutzhäusern betreut.
Ihre Geschichten und Hintergründe sind völlig unterschiedlich: Etwa die elfjährige Aminata*, die zur finanziellen Unterstützung ihrer armen Familie Wasser in Plastikbeuteln verkauft, und von einem Kunden vergewaltigt wurde. Oder Fatouma*, 35 Jahre alt, Mutter von drei Kindern und Analphabetin, die von ihrem Exmann misshandelt und ohne Unterhalt zurückgelassen wurde und dennoch miterleben musste, wie ein Gericht diesem das alleinige Sorgerecht für ihre Kinder zusprach.
In den Schutzhäusern von APDF erhielten Aminata, Fatouma und all die übrigen Mädchen und Frauen medizinische Versorgung, psychologische Unterstützung, rechtliche Beratung und gerichtlichen Beistand. 40 von ihnen fanden in den Zentren auch ein vorübergehendes Zuhause, solange ein Zusammenleben mit ihren Familien sich als zu gefährlich erwies.
*Name geändert
Berufsausbildung in Schneiderei in Bamako; Bildrecht: APDF
APDF schafft Zukunftsperspektiven
Neben unmittelbarem Schutz und Hilfsangeboten unterstützt APDF die Mädchen und Frauen auch beim langfristigen Aufbau eines selbstbestimmten Lebens. Dafür nahmen im ersten Halbjahr 2021 bereits 208 Mädchen und Frauen an Berufsbildungskursen teil, etwa in den Bereichen Näherei und Schneiderei, um sich mit ihren neuen Qualifikationen später selbst ihren Lebensunterhalt verdienen zu können.
Aufklärung und Sensibilisierung im Rahmen der Pandemie
Die bereits zuvor grassierende Gewalt gegen Frauen hat im Zuge der Corona-Pandemie noch weiter zugenommen. APDF hat darum gezielt an die Umstände der Pandemie angepasste Informations- und Sensibilisierungskampagnen in die Wege geleitet: Auf lokalen Radiosendern wurden Sendungen ausgestrahlt, die sowohl über Gewalt gegen Frauen als auch notwendige Schutzmaßnahmen gegen COVID-19 aufklärten. Auch vor Ort in den Gemeinden wurden entsprechende Informationsveranstaltungen abgehalten. Informationsveranstaltung von APDF in Bamako; Bildrecht: APDFZudem wurden 50 Gesundheits- und Hygienepakete an Haushalte direkt verteilt und so zugleich der Kontakt zu den dort lebenden Mädchen und Frauen gewährleistet.
TERRE DES FEMMES wird APDF auch weiterhin in ihrem Kampf für die Rechte der Mädchen und Frauen Malis zur Seite stehen – helfen auch Sie dabei mit!