Neuigkeiten zu den Frauenschutzhäusern in Mali

Frauen aus dem Gewaltschutzzentrum in Bamako mit selbst hergestellter Flüssig- und Stückseife. Foto: © APDFFrauen aus dem Gewaltschutzzentrum in Bamako mit selbst hergestellter Flüssig- und Stückseife. Foto: © APDFSeit 2009 engagiert sich TERRE DES FEMMES e.V. in Zusammenarbeit mit ihrer lokalen Partnerorganisation APDF (Association pour le Progrès et la Défense des Droits des Femmes) für die Rechte und den Schutz von Frauen und Mädchen in Mali. Ihre Lage im westafrikanischen Binnenstaat muss als prekär bewertet werden – im Zuge von Krieg, Terror und vorherrschenden Gesellschaftsnormen sind sie häufig geschlechtsspezifischer Gewalt ausgesetzt.

Neben Aufklärungs- und Lobbyarbeit zur langfristigen Änderung frauenfeindlicher Einstellungen in der Gesellschaft, betreibt die APDF drei Gewaltschutzhäuser im Land: in der Hauptstadt Bamako, der Regionalhauptstadt Mopti 650 km nordöstlich von Bamako und in der Krisenregion Gao in Nord-Mali. Diese bieten gewaltbetroffenen Mädchen und Frauen dringend benötigte Notunterkunft, gleichzeitig aber auch medizinische, psychologische und rechtliche Betreuung. Das von TERRE DES FEMMES (TDF) mit aufgebaute und seit 2019 betriebene Haus in Gao ist das einzige Gewaltschutzzentrum in ganz Nord-Mali. TDF unterstützt den Betrieb der beiden Frauenschutzhäuser in Bamako und Gao.

Schritt eins: Anlaufstelle Gewaltschutzhaus

Wartebereich des neuen Gewaltschutzzentrums in Gao. Foto:© APDFWartebereich des neuen Gewaltschutzzentrums in Gao. Foto:© APDFIm zweiten Halbjahr 2019 fanden 57 Frauen und Kinder in den Gewaltschutzzentren Zuflucht und ein sicheres temporäres Zuhause. Zudem wurden 255 Mädchen und Frauen in den Schutzhäusern versorgt und psychologisch betreut: 160 Frauen und 70 Mädchen in Bamako, 14 Frauen und 11 Mädchen in Gao. Damit steigen die Zahlen im Vergleich zum ersten Halbjahr 2019 v. a. in Gao und die Zahl der binnen drei Jahren im Rahmen des Projektes psychologisch betreuten Frauen und Mädchen erhöht sich auf über 5.000.   

Schritt zwei: Ein sicherer Platz in der Gesellschaft und Berufsbildung

Im Anschluss an die Betreuung in den Schutzhäusern werden die Frauen und Mädchen unterstützt, beruflich und so auch finanziell unabhängiger zu werden oder auf andere Weise gesellschaftlich (wieder) Fuß zu fassen, um einen langfristigen Ausstieg aus der Gewalt zu ermöglichen.

Häufig besteht der erste Schritt zurück in das gesellschaftliche Leben darin, Verwandte ausfindig zu machen. Hierbei kooperiert APDF erfolgreich mit der malischen Polizei. 

  • So wurden im zweiten Halbjahr 2019 zwei Geschwister, ein zehn- und ein siebenjähriges Mädchen aus Toumadjama, von der Polizei aus der Kinderarbeit befreit und bei der APDF in Sicherheit gebracht. APDF konnte Verwandte der beiden Mädchen ausfindig machen, bei denen sie in guten Verhältnissen aufwachsen können, und so eine familiäre Unterbringung in Sicherheit ermöglichen.
  • Ein anderer Fall im Berichtszeitraum war der einer jungen Schwangeren aus Guinea, die von APDF mit einer Unterbringung im Schutzhaus, psychologisch und medizinisch betreut wurde. Nach der Entbindung konnte die Organisation den malischen Vater des Neugeborenen ausfindig machen und ihn im Rahmen einer Mediation davon überzeugen, die Vaterschaft anzuerkennen und für den Unterhalt seiner Tochter aufzukommen.

Sensibilisierung zu Frauenrechten und wirtschaftlicher Unabhängigkeit im Gewaltschutzzentrum in Bamako. Foto: © APDFSensibilisierung zu Frauenrechten und wirtschaftlicher Unabhängigkeit im Gewaltschutzzentrum in Bamako. Foto: © APDFAPDF unterstützt die betreuten Frauen und Mädchen auch mit berufsbildenden, einkommensschaffenden Maßnahmen: Allein im zweiten Halbjahr 2019 hatten dreißig Frauen und Mädchen (20 in Bamako, 10 in Gao) die Möglichkeit, Kenntnisse im Schneidern, Nähen, Sticken, in der Verarbeitung lokaler Agrarprodukte, der Herstellung von Seife und im Friseurhandwerk zu erwerben, die ihnen den Einstieg in ein unabhängiges, selbstbestimmtes Leben eröffnen.

Generell gilt, dass nur eine Kombination von kurzfristigem, wirksamem Schutz vor Gewalt und langfristiger, bedarfsgerechter Wiedereingliederung in die Gesellschaft nachhaltig erfolgreich sein kann.

Im Rahmen der internationalen Corona-Krise ist der Schutz von Mädchen und Frauen, die in von Gewalt und Abhängigkeit geprägten Beziehungen leben, wichtiger denn je.

Unterstützen Sie uns jetzt, damit noch mehr Frauen und Mädchen in Mali einen Weg aus der Gewalt finden!

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Stand: 07/2020