Mit Bildung die Zukunft gestalten. Darauf freuen sich die Mafa-Schülerinnen. Foto: © Daniel Paoulai.Mädchenbildung ist ein Schlüssel zu weiblicher Selbstbestimmung und Unabhängigkeit. Das weiß die TDF-Partnerorganisation AAFMHL und ermöglicht Mädchen der streng patriarchalen Volksgruppe der Mafa in Nordkamerun, einen Schulabschluss und anschließend eine Ausbildung oder ein Studium zu machen. Basierend auf Kriterien der sozialen Benachteiligung und guten schulischen Leistungen vergibt AAFMHL Stipendien an Mafa-Mädchen, die ansonsten keine Chance auf Bildung hätten. Im Schuljahr 2017/18 wurden mit Unterstützung von TERRE DES FEMMES siebzehn Mädchen gefördert, die die Grundschule, Berufsschule oder das Gymnasium besuchten.
Hier berichten sie selbst, wie Bildung ihr Leben verändert hat:
Hawagai Fama, Stipendiatin an der Grundschule:
Hawagai Fama. Foto: © Daniel Paoulai.Ich heiße Hawagai Fama und bin aus dem Dorf M’lay. Momentan gehe ich zur Grundschule in Gouzda und habe die fünfte Klasse mit einem Durchschnitt von 15,35 Punkten abgeschlossen (in Deutschland entspricht das einer guten Zwei).
Ich bin 13 Jahre alt und mein Vater hat zehn Kinder. Die ältesten von ihnen haben die Schule abgebrochen und reisen mit meinem Vater auf der Suche nach Arbeitsmöglichkeiten und Geld durch Nordkamerun. Darüber bin ich nicht glücklich. Meine Geschwister waren gut in der Schule, aber die Armut zwingt uns alle dazu, solche Dinge zu tun.
Meine Schulzeit wäre nach der Grundschule ebenfalls vorbei gewesen, aber dank Daniel Paolai, dem Leiter der AAFMHL, ist dem nicht so. Er hat erkannt, dass ich sehr ehrgeizig bin. Ich bin froh, dass die Organisation Alles dafür gibt, dass ich mein Abitur machen kann. Ich will weiter zur Schule gehen, um meiner Familie helfen zu können.
Später möchte ich Lehrerin werden und Daniel Paoulai’s Arbeit weiterführen.
Hawagai Denise, Stipendiatin an der Grundschule:
Ich heiße Hawagai Denise und bin 13 Jahre alt. Ich habe das letzte Jahr der Grundschule mit einem Punktedurchschnitt von 11,79 abgeschlossen. Ich bin Halbwaise, da mein Vater gestorben ist. Meine drei Brüder und meine Schwester sind noch auf der Grundschule. Wir können unsere Mutter nicht oft besuchen, da sie häufig krank ist. Sie kann nicht arbeiten und uns so auch nicht ernähren.
Ich möchte irgendwann Krankenschwester werden, damit ich mich um meine Mutter kümmern kann. Mein Vorbild ist unsere Französischlehrerin Frau Bernadette.
Danke an Deutschland für eure Hilfe!
Kotigai Madeleine, Stipendiatin am Gymnasium:
Kotigai Madeleine. Foto: © Daniel Paoulai.Ich heiße Kotigai Madeleine und bin im zweiten und damit letzten Jahr des Gymnasiums in Koza. Ursprünglich komme ich aus dem Dorf M’lay. Dieses Jahr hatte ich sehr gute Noten.
Ich bin kein Waisenkind, aber ich komme aus einer Familie mit sehr vielen Kindern. Mein Vater hat elf Söhne und sieben Töchter, die ihm von zwei Frauen geboren wurden.
Bei den Mafa kümmern sich die Eltern allgemein mehr um die Jungen als um die Mädchen. Mädchenbildung hört normalerweise nach der Grundschule auf. Ich mache als einziges Mädchen aus meiner Familie mit der Schule weiter. Meine älteren Brüder unterstützen mich dabei.
Wenn die Mädchen nicht mehr zur Schule gehen, müssen sie ihre kleinen Geschwister hüten und den Haushalt führen. Dazu gehört auch, sich um die Tiere zu kümmern.
In Zukunft möchte ich Buchhalterin in einer Bank werden. Vielen Dank, dass ihr mir die Möglichkeit dazu gebt!
Belle Pataye Elise, Stipendiatin am Gymnasium:
Belle Pataye Elise. Foto: © Daniel Paoulai.Ich bin Belle Pataye Elise aus dem Dorf Ldama. Ich bin 19 Jahre alt und gerade im zweiten Jahr an der weiterführenden Schule in der Stadt Maroua. Ich habe vier Schwestern und drei Brüder. Zwei meiner Brüder sind in der Schule, aber keines der anderen Mädchen aus meiner Familie.
Meine kleine Schwester wird dieses Jahr mit 17 Jahren auf Wunsch meines Vaters heiraten.
Mein Vater hält wenig von Mädchenbildung. Daher bin ich gezwungen, ihm aus dem Weg zu gehen. Momentan bin ich bei einem Cousin, der mich in seinem Haus mit seiner Frau wohnen lässt, damit ich in Maroua über die Runden komme.
Ich bin nur dank AAFMHL an einer Schule. Später würde ich gerne in der Verwaltungspolitik arbeiten. Mein Vorbild ist die deutsche Kanzlerin Angela Merkel.
Mbadaha Suzane, Stipendiatin am Gymnasium:
Mein Name ist Mbadaha Suzane. Ich bin 18 Jahre alt. Momentan bin ich im zweiten Jahr der weiterführenden Schule in Koza. Ich wohne im Dorf M’lay und es bereitet mir große Probleme, täglich den weiten Weg zur Schule zurückzulegen. Hin und zurück sind es 18 km. Meist verfolgt mich mein Vater. Er möchte nicht, dass ich weiter zur Schule gehe. Seiner Ansicht nach soll ich heiraten. Das möchte ich aber nicht. Momentan helfe ich noch meinen jüngeren Geschwistern. Später möchte ich aber gerne ein gutes Diplom und eine richtige Ausbildung haben.
Mein Vater will allgemein nicht, dass seine Kinder zur Schule gehen. Ich habe zwei Brüder und zwei Schwestern, die noch nie zur Schule gegangen sind. Mein Vater ist ein sehr zorniger Mensch und will meine Entscheidung nicht akzeptieren. Zum Glück unterstützt mich meine Mutter. Dieses Jahr werde ich wohl häufig bei meiner Tante in Koza zu Besuch sein, um meinem Vater nicht begegnen zu müssen.
Dank AAFMHL bin ich die Intellektuelle in meiner Familie. Mein Wunsch ist es, Professorin zu werden – genau wie Godula Kosack, die ehrenamtliche Projektkoordinatorin von TERRE DES FEMMES.
Daguidam Jaqueline, Stipendiatin an der Berufsschule:
Daguidam Jaqueline. Foto: © Daniel Paoulai.Mein Name ist Daguidam Jaqueline. Ich komme aus dem Dorf Huva und bin 19 Jahre alt. Ich habe vier Brüder und drei Schwestern. Die meisten meiner Geschwister gehen nicht mehr zur Schule, weil das Geld nicht reicht. Die allerjüngsten sind aber zum Glück noch auf der Grundschule.
Ich wiederhole gerade das vierte und damit letzte Schuljahr an der Berufsschule in Makandai. In all meinen Fächern hatte ich im Durchschnitt 11 Punkte, was an sich ausreichend gewesen wäre, aber leider habe ich die Abschlussprüfung nicht geschafft und so das CAP-Zertifikat nicht bekommen. Um auf eine weiterführende Schule zu kommen, muss ich erst das CAP-Zertifikat machen. Ich strenge mich sehr an, es dieses Jahr zu schaffen. Leider habe ich nicht immer Zeit zum Lernen: Um mir Kleidung kaufen zu können, bin ich gezwungen, in der Saison hart auf dem Feld zu arbeiten.
Wenn ich Glück habe, werde ich das aber nicht mehr lange tun müssen und irgendwann Lehrerin sein. Ich bin ein mutiges Mädchen. Das weiß ich, weil alle Mädchen in meinem Alter verheiratet sind, ich aber nicht. Das verdanke ich allein AAFMHL.
Vielen Dank an alle Spenderinnen und Spender!