Aktuelles zum Thema Internationale Zusammenarbeit

Projektupdate Mali für September 2022 bis Februar 2023

Das Team unserer Partnerorganisation APDF ©TDF

Ein letztes Mal wird das Mandat der Bundeswehr zum Einsatz in Mali verlängert, dann ist Schluss: Bis Mai 2024 sollen die letzten der zurzeit noch etwa 1.100 dort stationierten deutschen SoldatInnen abgezogen werden. Damit endet die zehnjährige Beteiligung Deutschlands an der UN-Friedensmission MINUSMA. Die Bilanz ist alles andere als positiv: Obwohl MINUSMA im Jahr 2013 mit dem Ziel eingerichtet wurde, Frieden und Stabilität nach Mali zurückzubringen, hat sich die Sicherheits- und humanitäre Lage im Land kontinuierlich verschlechtert. Rund 5,3 Millionen Menschen sind auf humanitäre Hilfe angewiesen, die allerdings weniger als die Hälfte der Betroffenen erreicht. Armut und Perspektivlosigkeit treiben viele Jugendliche in die Arme von extremistischen Gruppierungen, die vor allem im Norden und Zentrum Malis weiterhin Angst und Schrecken in der Zivilbevölkerung verbreiten. Terroranschläge und brutale Menschenrechtsverletzungen sind an der Tagesordnung; mehr als 440.000 Menschen mussten wegen der anhaltenden Gewalt ihr Zuhause verlassen und sind innerhalb der Landesgrenzen auf der Flucht.  

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„Unter den Taliban leben, heißt in der Hölle leben“ – die systematische Unterdrückung der Frauen und Mädchen in Afghanistan

afghanistan g885a206ad 1920© ArmyAmber via Pixabay„In meiner Provinz gab es Mädchen, die Sängerinnen, Lehrerinnen, Sportlerinnen oder Politikerinnen hätten werden können. Jetzt haben wir alles verloren. (...) Die meisten Mädchen werden nun dazu gezwungen zu heiraten. Dies ist ein Albtraum, den ich mir nie hätte vorstellen können.“ 

Dieses Zitat stammt von einer Lehrerin aus Afghanistan, die nach der Machtübernahme der Taliban wie so viele andere Frauen aus ihrem Amt entlassen wurde. Sie und neun weitere ehemalige Lehrerinnen wurden für eine von Naheed Farid (ehemalige afghanische Parlamentsabgeordnete) und Rangita de Silva de Alwis (UN-Expertin für Frauenrechte) erstellte Aufarbeitung der Situation afghanischer Frauen und Mädchen unter den Taliban interviewt, die im Januar 2023 im Auftrag der Princeton University School of Public and International Affairs veröffentlicht wurde. Die Interviewpartnerinnen wollten aus Sicherheitsgründen anonym bleiben. Denn wer Kritik an den Taliban ausübt, bringt sich und Angehörige in große Gefahr. Seit der Machtübernahme der Taliban hat sich das Leben der zehn Lehrerinnen fundamental verändert. Sie mussten mit ansehen, wie das de facto-Regime ihren Schülerinnen das Recht auf Bildung verwehrte, weiterführende Mädchenschulen geschlossen wurden und sie selbst ihre Arbeit und Einkommen verloren. 

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! Solidarität mit Pinar Selek !

TERRE DES FEMMES e. V. solidarisiert sich mit der türkisch-französischen Soziologin, Schriftstellerin und Frauenrechtsaktivistin Pinar Selek.

Seit 25 Jahren sieht sich Selek Anschuldigungen der türkischen Justiz ausgesetzt, 1998 an einem vermeintlich von der kurdischen PKK verübten Attentat auf den Gewürzmarkt in Istanbul beteiligt gewesen zu sein. Dabei kamen sieben Menschen ums Leben, über 120 wurden verletzt. Allerdings kamen mehrere unabhängige Gutachten zu dem Schluss, dass für die Explosion höchstwahrscheinlich ein Unfall mit einem Gasbehälter und keine Bombe ursächlich war.

Fakt ist: Selek beschäftigt sich seit Jahren wissenschaftlich und publizistisch mit der Minderheitenpolitik der türkischen Regierung und den Zusammenhängen zwischen Militarismus und Geschlechtsidentität. Vor allem ihre soziologischen Studien zur KurdInnenfrage gelten als Dorn im Auge der türkischen Regierung und haben zu einer beispiellosen politischen Verfolgung von Selek geführt. Seit 2012 lebte die Schriftstellerin erst in Straßburg und zuletzt in Nizza. 2017 erhielt sie die französische Staatsbürgerschaft.

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„Alles, was Frauenrechte anbelangt, ist im heutigen Mali schwer umzusetzen!“ Interview mit der Leiterin der TDF-Partnerorganisation APDF in Mali

Bintou Diawara Coulibaly, Leiterin der TDF-Partnerorganisation APDF in Mali ©TDF

Wenn sie an die Tafel geht, folgen ihr die Blicke. Sie strahlt eine Autorität aus, die dem vorherigen Lärmpegel abrupt ein Ende setzt. Bintou Diawara Coulibaly leitet die malische TDF-Partnerorganisation „Association pour le Progrès et la Défense des Droits des Femmes“ (APDF). Heute besucht sie ein Seminar zum Thema „positive Männlichkeit(en)“. Die TeilnehmerInnen? MultiplikatorInnen der APDF, Bürgermeister und andere Respektspersonen aus dem Umland der Hauptstadt Bamako, fast alle Männer. Gerade wird eine Gruppenarbeit ausgewertet: auf Flipcharts wurde ein typischer Tag im Leben einer Frau und eines Mannes auf dem Land beschrieben. In Stichpunkten stehen dort die einzelnen Tätigkeiten, wie viel Zeit sie jeweils in Anspruch nehmen und ob sie bezahlt oder unbezahlt erfolgen. Das Ergebnis? Frauen arbeiten mehr und länger für kein oder viel weniger Geld als Männer. So mancher Teilnehmer will das nicht wahrhaben, zweifelt, winkt ab. Bintou Diawara Coulibaly steht auf. Sie haut nicht auf den Tisch und spricht auch kein Machtwort, sondern geht ruhig nach vorne, erklärt und überzeugt souverän.

Das kleine Beispiel zeigt: in Mali die Gleichstellung der Geschlechter voranbringen ist kein Spaziergang. Niemand weiß das besser als die Leiterin der malischen TDF-Partnerorganisation – hier im Interview mit TDF:

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Ausweg Beratung: Jetzt gewaltbetroffene Frauen in Indien unterstützen!

Beratung

Er misstraut, erniedrigt, schlägt, hat Affären, will mehr Mitgift, zahlt keine Kosten, trinkt…so oft ist es das Gleiche und doch ganz individuell toxisch. Von Gewalt an Frauen hört sie jeden Tag. Über 500 Fälle berät sie pro Jahr, in über 2.000 Sitzungen. Erst die Frauen, dann auch die Partner und manchmal die ganze Familie. Manchmal muss die Polizei eingreifen, deren Wache gleich nebenan liegt.

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Interview mit Frau Swaroopa, Leiterin der Frauenberatungsstelle im indischen Karimnagar

Frau Swaroopa mit der aktuellen Fallakte der Beratungsstelle in Karimnagar ©BHUMIKA Women’s Collective

Seit 2016 unterstützt TDF die Frauenrechtsorganisation BHUMIKA Women’s Collective, kurz BHUMIKA, in Indien. BHUMIKA berät gewaltbetroffene Frauen rechtlich und psychologisch, schult Polizei und Justiz zum Umgang mit geschlechtsspezifischer Gewalt, sensibilisiert an Schulen und in Dörfern und wirkt mit Lobbyarbeit auf notwendige Reformen und eine konsequente Bestrafung von Gewalt hin.

Straftaten gegen Frauen im Bundesstaat Telangana , zu dem Karimnagar gehört, wo die von TDF geförderte Beratungsstelle ihren Sitz hat, nahmen 2022 im Vergleich zu 2021 um 3,8 Prozent zu , Fälle von häuslicher Gewalt sogar um 8 Prozent. Besonderen Anlass zur Sorge gab jedoch der Anstieg der Fälle von Paargewalt, der bei 40 Prozent lag. In Reaktion darauf forderte die Nationale Frauenkommission NCW von der Polizei in Telangana einen detaillierten Bericht über die vom Staat unternommenen Schritte zur Gewährleistung der Sicherheit von Frauen.

Landesweit ist der Trend nicht gegenläufig : häusliche Gewalt war in Indien stets das am häufigsten gemeldete Gewaltverbrechen gegen Frauen. 2021 gingen bei der Polizei im ganzen Land Anzeigen von 137.956 Frauen ein - das entspricht etwa einer Anzeige alle vier Minuten und einem Anstieg um 27 Prozent gegenüber 2016.

TDF wollte von der Leiterin der Beratungsstelle in Karimnagar wissen, wie ihre tägliche Arbeit aussieht und warum es gerade in Karimnagar so viel Gewalt an Frauen gibt.

 

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Projektupdate Indien für Juli 2022 bis Dezember 2022

Als junges Mädchen träumte Frau Rani* von einer glücklichen Ehe – doch ihre Realität entwickelte sich zu einem Alptraum. Ihr Mann misshandelte sie körperlich und seelisch, unterstellte ihr Untreue, ging selbst nur selten arbeiten und verlangte zugleich von seiner Frau, ihm ihren gesamten Verdienst als Schneiderin auszuhändigen. Verzweifelt suchte Frau Rani schließlich Hilfe im Beratungszentrum der indischen TERRE DES FEMMES-Partnerorganisation BHUMIKA Women’s Collective. Das BHUMIKA-Team führte mehrere separate und anschließend auch gemeinsame Beratungsgespräche mit dem Ehepaar, half Frau Rani dabei, ihr Selbstbewusstsein wiederzugewinnen und führte ihrem Mann die fatalen Auswirkungen seines Verhaltens vor Augen. Schritt für Schritt verbesserte sich die Situation, und jetzt lebt Frau Rani ein friedlicheres und glücklicheres Leben.

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VOICE-Erhebung zur humanitären Lage der Frauen in der Ukraine nach Kriegsausbruch

pexels mathias reding 11421332

Es war kein positives Fazit, das das Bündnis VOICE, ein Zusammenschluss von 87 in der internationalen Humanitären Hilfe tätigen europäischen Nichtregierungsorganisationen, und die jüdisch-amerikanische Organisation HIAS (Hebrew Immigrant Aid Society), in ihrer am 26. Mai 2022 veröffentlichten Erhebung „Waiting for the Sky to Close: The Unprecedented Crisis Facing Women and Girls Fleeing Ukraine“ (zu Dt.: „Warten, dass sich der Himmel schließt: Die beispiellose Krise von Frauen und Mädchen auf der Flucht aus der Ukraine“) zur humanitären Lage von Frauen und Mädchen in und aus der Ukraine zogen. Die Berichte wurden von einem 10-köpfigen Team verfasst, das vier Wochen lang mit Frauenrechtsorganisationen, RegierungsrepräsentantInnen, der UN sowie Binnenvertriebenen und Geflüchteten in Ungarn, Moldawien, Polen, Rumänien und der Slowakei sprach. Zudem fanden virtuelle Interviews v.a. mit Frauenrechtsgruppen in der Ukraine statt. Für TDF von besonderem Interesse war der Bericht zur Lage in der Ukraine, da wir seit März 2022 ein Frauenschutzhaus im westukrainischen Chernowitz unterstützen.

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Ein Jahr Krieg in der Ukraine - TDF unterstützt weiterhin das Frauenschutzhaus Misto Dobra in Czernowitz

Interview mit Marta Levchenko, der Leiterin des Frauenschutzhauses Misto Dobra. Ein Rückblick auf die Arbeit - ein Jahr im Kriegszustand

 

  1. Russlands Angriffskrieg gegen die Ukraine dauert nun schon ein Jahr an. Wie blickt Misto Dobra auf dieses Jahr zurück?

Dieses Jahr war anstrengend und aufreibend, wir haben gleichzeitig gearbeitet und gekämpft, wir haben unsere Landsleute aus ganzem Herzen geliebt und aufgenommen, diejenigen, die ihre Familien, Verwandte, ihr Zuhause verloren haben… und gleichzeitig haben wir diejenigen gehasst, die in unser Land gekommen sind, um uns zu töten… Um so vielen kriegsbetroffenen Menschen Schutz bieten zu können, haben wir mit der Unterstützung von unglaublich engagierten Leuten, unseren GeberInnen, über 2.500 Quadratmeter neue Wohnfläche in unserem Schutzhaus gebaut und 300 Frauen und Kindern Sicherheit und Unterkunft geboten. Wir haben auch ein Hundeasyl aufgebaut, und unsere humanitären Aktivitäten ausgeweitet! Dieses Jahr ist wie ein schwieriger, quälender Marathon, bei dem man schnell laufen und alle Hindernisse überwinden muss, wenn man gewinnen will. Wir laufen so schnell wie möglich mit unseren Erfolgen, Plänen, Ideen und neuen Entdeckungen. Wir glauben an unseren Sieg, und wir stehen als eine vereinte Front mit allen auf der Seite des Lichts, auf der Seite der Ukraine. Wir sind extrem dankbar gegenüber allen, die uns nahe sind. 

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Besuch bei den Partner-Organisationen in Burkina Faso und Mali

ABN und TDF zu Besuch beim König von SaabaABN und TDF zu Besuch beim König von Saaba © TDF„Wir tun unser Möglichstes, aber jeden Tag kommen neue Menschen, vor allem Frauen und Kinder. Bitte helfen Sie uns, diese Menschen zu versorgen und zu schützen. Ich appelliere an die Menschen in Deutschland: wir brauchen wirklich Ihre Unterstützung!“

- (König des Departements Saaba, über die massive Binnenflucht in Burkina Faso)

Ende Januar 2023 besuchte IZ-Referatsleiterin Birgitta Hahn die Sahelländer Burkina Faso und Mali. Sie traf mit den TDF-Partnerorganisationen Association Bangr Nooma (ABN) in der burkinischen Hauptstadt Ouagadougou und Association pour le Progrès et la Défense des Droits des Femmes (APDF) in der malischen Hauptstadt Bamako zusammen. Auch sprach sie mit Frauen und Mädchen, die sich aus Gewaltsituationen in die Schutzhäuser der Organisationen gerettet haben und dort Beratungs- und Berufsbildungsangebote nutzen. Die Aufklärungsarbeit beider Organisationen, u.a. zur Verhinderung von weiblicher Genitalverstümmelung, in den Gemeinden, an Schulen und bei Hausbesuchen konnte die IZ-Referatsleiterin persönlich begleiten. Auch Treffen auf der Lobbyebene, z.B. mit den Deutschen Botschaften und anderen KooperationspartnerInnen, fanden statt.

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