TDF unterstützt Erklärung „Umfassende medizinische Erstversorgung nach Vergewaltigung gewährleisten. Versorgungslücken schließen!“

Design ohne Titel 2Neue Erklärung soll Hilfen für Vergewaltigungsopfer ausweiten.TERRE DES FEMMES hat die Erklärung „Gemeinsam gegen Sexismus und sexuelle Belästigung in unserer Gesellschaft“ gemeinsam mit über 20 Opferhilfevereinen und medizinischen Verbänden unterzeichnet. Gestartet wurde die Initiative von S.I.G.N.A.L. e.V. – Intervention im Gesundheitsbereich gegen Gewalt. Zu den Unterzeichnenden gehören die DRK Kliniken Berlin, der Berufsverband der Frauenärzte, die Gleichstellungs- und Frauenbeauftragten der Berliner Bezirke, Wildwasser und viele weitere. Mit der Unterschrift fordert TERRE DES FEMMES eine medizinische Erstversorgung nach Vergewaltigung zuverlässig und schnell erreichbar zu gewährleisten, einschließlich psychosozialer Begleitung und Versorgung durch Personal, welches im Umgang mit akuttraumatisierten Menschen geschult ist. 

In der Erklärung heißt es, dass Betroffene in Berlin nach Vergewaltigung derzeit leider erst „Bausteine einer solchen Versorgung“ vorfinden. „Es mangelt an schnell und Rund-um-die-Uhr erreichbaren Angeboten (…). In Krankenhäusern existieren häufig keine (oder keine aktuellen) Handlungsabläufe und Konzepte für die Versorgung nach Vergewaltigung. Fachkräfte sind auf den Umgang mit akuttraumatisierten Betroffenen nach einer Vergewaltigung häufig nicht vorbereitet. Nicht selten werden Betroffene an andere Kliniken weitervermittelt, z.T. in Unkenntnis desdortigen Versorgungsangebots. Betroffene reisen durch die Stadt. Fühlen sich alleine gelassen. Brechen die Suche nach Versorgung ab. (…) Wichtige Versorgungsleistungen wie die „Pille danach“ und Sprachmittlung sind nicht finanziert, die Kostenübernahme der HIV-PEP ist nicht immer gesichert. (…)“

Die unterzeichnenden Organisationen fordern den Senat Berlin und die Fraktionen im Abgeordnetenhaus auf, die aufgezeigten Defizite mit höchster Dringlichkeit zu beheben.

Der Erklärung beigefügte Zeugnisse von Betroffenen von unzureichender medizinischer Versorgung nach sexueller Gewalt verleihen der Erklärung besonderen Nachdruck. Hier schildert eine Betroffene: „(Die Ärzte) lehnten (meinen Wunsch auf eine vertrauliche Spurensicherung) immer wieder ab mit der Begründung, sie könnten die Spuren nicht lagern und ohne Anzeige würde eine Spurensicherung keinen Sinn ergeben. Ich bat darauf doch die Polizei zu informieren, da ich untersucht werden und nicht umsonst so weit gegangen und gefahren sein wollte. Seit die Vernehmung stattgefunden hat geht es mir noch schlechter“.

Die Erklärung kann hier aufgerufen werden.

Hier finden sich die Kontaktinformationen zu allen Anlaufstellen zur vertraulichen Spurensicherung nach Vergewaltigungen in Berlin und allen anderen Bundesländern.

28. Oktober 2021