Foto: © Change.org
Mit rot bemalten Händen, Schildern und 147 Kerzen setzte TERRE DES FEMMES gemeinsam mit Prof. Dr. Wolff (Initiatorin der Petition #saveXX), der Petitionsplattform Change.org und zahlreichen UnterstützerInnen am 13. November 2019 gemeinsam ein starkes Zeichen gegen Femizide.
In Gedenken an die 147* allein dieses Jahr in Deutschland brutal ermordeten Frauen wurde jeweils eine Kerze angezündet. Eine schockierende Zahl, vor der Gesellschaft und Politik nicht länger die Augen verschließen dürfen.
Fast jeden Tag tötet ein Mann seine Partnerin oder Ex-Partnerin in Deutschland und trotzdem ist die Bundesregierung nicht in der Lage, eine Aussage darüber zu treffen, ob es sich dabei um einen Femizid handelt. Die Bundesregierung verweigert sogar die Anerkennung und Definition dieses Begriffes. Derartige Morde richtig zu benennen, ist jedoch der erste Schritt sie zu bekämpfen. Das Bewusstsein für Gewalt gegen Frauen fängt auf sprachlicher Ebene an, und ist notwendige Voraussetzung für die Politisierung dieser spezifischen Gewalt. Wenn ein Mann seine Partnerin ermordet, ist das niemals ein „Beziehungsdrama“ oder eine „Familien-Tragödie“: Es ist Mord. Es ist ein Femizid.
Betrachtet man die Anzahl vorsätzlich getöteter Frauen in der Europäischen Union, so erfasste Eurostat im Jahre 2016 insgesamt 3.576 Opfer., davon 469 vorsätzlich getötete Frauen aus Deutschland. Damit ist Deutschland bezogen auf die Anzahl auf Platz Eins im EU-Vergleich. Trotzdem scheint in der Politik dieses strukturelle Problem nicht bewusst zu sein.
Wenn es um Gewalt gegen Frauen geht, hinkt die Gesetzgebung der Realität hinterher. Vergewaltigung in der Ehe ist erst seit 1999 ein eigener Straftatbestand. Dass ein „Nein“ auch ein „Nein“ bedeuten muss, regelt das Sexualstrafrecht erst seit 2017. Doch wenn es um die schlimmste Form von Gewalt gegen Frauen geht, lässt der Gesetzgeber die Frauen allein. In Mexiko und anderen lateinamerikanischen Ländern gibt es für diese Morde schon seit einigen Jahren einen eigenen Straftatbestand: Femizid.
TERRE DES FEMMES fordert eine offizielle Anerkennung und Definition des Begriffes Femizid, die über Partnerschaftsgewalt hinausgeht, sowie Datenerhebung und Forschung zum Thema, um das Problem bekannt zu machen, eine Strafverschärfung und Fortbildungen und verbindliche Protokolle für Polizei und Gerichtswesen.
Unsere gemeinsame Aktion „Stoppt das Töten von Frauen #saveXX“ war ein weiterer, wichtiger Schritt, um Gesellschaft und Politik auf dieses gravierende Problem aufmerksam zu machen. Morde an Frauen sind der tödliche Ausdruck struktureller Ungleichheit von Machtverhältnissen zwischen Frauen und Männern.
*nach Zählungen von Prof. Dr. Wolff
Stand: 14. November 2019