Unsere Forderung „DEN KOPF FREI HABEN“

TERRE DES FEMMES fordert:

Kopf frei Schulhof A6 Slogan cmyk 300dpiGrafik: © Miriam Barton

Eine bundesweite Regelung zum sogenannten Kinderkopftuch in öffentlichen Bildungseinrichtungen. Öffentliche Schulen müssen für alle Minderjährigen eine selbstbestimmte und freie Entwicklung ermöglichen und als staatliche Orte religiöse und ideologische Symbolik vermeiden. Nur so kann der Staat seinen Bildungsauftrag erfüllen und Heranwachsenden die Wichtigkeit von Gleichberechtigung vermitteln sowie demokratisches Denken fördern. Mit der Regelung zum sogenannten Kinderkopftuch sollen alle religiösen und weltanschaulichen Symbole in Schulen verboten werden.

Wieso diese Forderung?

Als Frauenrechtsorganisation setzt sich TERRE DES FEMMES für die Rechte von Mädchen und Frauen ein. Alle Traditionen und Symbole, die ausschließlich Mädchen und Frauen betreffen, sollten kritisch betrachtet werden. Der öffentliche Bildungsraum bietet die Möglichkeit, Kinder zum selbstständigen und freien Denken aufzufordern und im Unterricht traditionelle Rollenvorstellungen und Familienkonstellationen zu hinterfragen. Das sogenannte Kinderkopftuch erschwert den betroffenen Mädchen eine gleichberechtigte Teilhabe an schulischen oder außer-schulischen Aktivitäten, wie am Schwimm- und Sportunterricht.

 

 

Das sogenannte Kinderkopftuch steht für:
  • eine geschlechtsspezifische Diskriminierung
  • eine fundamentalistische Auslegung des Islam
  • Einteilung in „ehrbare“ und „nicht ehrbahre“ Mädchen
  • Kontrolle über den Körper von Kindern
  • frühes Erlernen von Sittsamkeit und Frömmigkeit
  • weitere körperliche und seelische Einschränkungen
TERRE DES FEMMES wünscht sich für alle Mädchen, dass sie
  • gleichberechtigt
  • frei von sozialem oder familiärem Druck
  • ohne Einschränkungen, die das „Kinderkopftuch" mit sich bringt
  • am Schwimm- und Sportunterricht teilnehmend
  • aufwachsen können
 

 

Grafik: © Miriam Barton
Grafik: © Miriam Barton

Aus einer westlichen Perspektive kann das sogenannte Kinderkopftuch harmlos wirken. Beschäftigt man sich jedoch genauer damit, wird deutlich, dass Mädchen durch das Tragen eines Kopftuchs in einem sehr jungen Alter lernen sollen, ihren Körper und ihre Haare vor „fremden Blicken zu schützen“. Das sogenannte Kinderkopftuch ist ein frühes Mittel, Sittsamkeit und Frömmigkeit zu erlernen und geht mit weiteren Verboten oder Pflichten für die betroffenen Mädchen einher.

In den letzten Jahren treten immer mehr LehrerInnen, PädagogInnen und ErzieherInnen an TERRE DES FEMMES heran und berichten von Kleinkindern, die bereits in sehr jungen Jahren jeden Tag ein Kopftuch in der Kindertagesstätte tragen. Auch in den Grundschulen beobachten LehrerInnen einen eindeutigen Anstieg an Mädchen mit Kopftuch.

 

Was LehrerInnen dazu sagen: 

„Die Mädchen denken schon im Übergang zur 5. Klasse darüber nach, ob sie zu Beginn der 5. Klasse das Kopftuch tragen, damit sie es später nicht erklären müssen. Das Thema beschäftigt sie sehr. Sie sind sehr intensiv mit ihrer Rolle als Frau beschäftigt und welche Rolle sie erfüllen können. Mit 10 Jahren die Rolle als Frau einzunehmen, finde ich eine komplette Überforderung. Ich beobachte, dass das Lebhafte verschwindet, die Neugierde und Lebensfreude nimmt ab, Teilhabe an Veranstaltungen wird vermieden oder erschwert.“
„Eine gesetzliche Regelung des ‚Kinderkopftuchs‘ würde meine Arbeit als Lehrerin erleichtern: Ich kann die Mädchen und jungen Frauen begleiten, sie stärken, mit ihnen über die Hintergründe und ihre Motivation, ein Kopftuch tragen zu wollen, sprechen. Wächst das Mädchen mit verhülltem Haar auf, stehen wir bereits vor Tatsachen – eine große Entscheidung ist dabei schon getroffen.“


Weitere Zitate sowie das Ergebnis der LehrerInnen-Umfrage zum „Kinderkopftuch“ finden Sie hier.

Wie ist die rechtliche Lage?

TERRE DES FEMMES hat den renommierten Professor für Staatsrecht Prof. Dr. Nettesheim beauftragt, ein Rechtsgutachten zu erstellen, welches die Machbarkeit einer gesetzlichen Regelung zum „Kinderkopftuch“ prüft. Ihm zufolge umfasst der staatliche Erziehungsauftrag, Mädchen und Jungen zur Reflektion anzuregen und auf ein Leben in Freiheit und Selbstbestimmtheit vorzubereiten. Der Raum Schule sollte deshalb frei von allen religiösen und weltanschaulichen Symbolen gehalten werden.
 
Auch die Bundesarbeitsgemeinschaft der Immigrantenverbände in Deutschland (BAGIV) hat ein Rechtsgutachten zur Frage der Zulässigkeit eines Kopftuchverbotes für Minderjährige erstellen lassen. Prof. Dr. Schwarz kommt in diesem Gutachten ebenfalls zur Schlussfolgerung, dass ein Verbot verfassungskonform wäre. Er betont die Schutzverantwortung des Staates bei Grundrechten von Kindern unter 14 Jahren.

Ein weiterer wichtiger Schritt für die Einschätzung der rechtlichen Lage ist der Grundgesetzkommentar des ehemaligen Richters des Bundesverfassungsgerichts Prof. Dr. Dr. Di Fabio zum Artikel 4  GG (Religionsfreiheit). In diesem schließt er sich dem von TERRE DES FEMMES beauftragten Gutachten von Prof. Dr. Nettesheim vollumfänglich an.

 

 
TERRE DES FEMMES setzt sich für ein freies und zukunftsorientiertes Frauenbild ein und distanziert sich in aller Deutlichkeit von RechtspopulistInnen, weil diese ein rückwärtsgewandtes, faschistisches, unmenschliches und antifeministisches Weltbild vertreten (TDF Stellungnahme zu Rechtspopulismus und Extremismus).

 

Wie geht es weiter?

Nachdem die Petition „DEN KOPF FREI HABEN!“ erfolgreich an das Bundesjustizministerium übergeben wurde, konzentriert sich TERRE DES FEMMES auf Bildungs- und Öffentlichkeitsarbeit. TERRE DES FEMMES erarbeitet verschiedene Formate und Konzepte, um auf das Thema aufmerksam zu machen und vor allem Betroffenen Mädchen zu helfen. In allen politischen Gesprächen betont TERRE DES FEMMES die Dringlichkeit einer unabhängigen Studie zu den Zahlen und Fakten des „Kinderkopftuchs“. Vor allem die psychischen und gesundheitlichen Folgen sowie Fallzahlen sind unabdinglich, um Betroffenen Kindern helfen zu können.

 

Als Deutschlands größte Frauenrechtsorganisation sieht TERRE DES FEMMES es als ihre Pflicht, Mädchen vor religiöser Indoktrination zu schützen und ihnen ein gleichberechtigtes Heranwachsen zu ermöglichen. TERRE DES FEMMES kritisiert falsche Toleranz und kulturrelativistische Sichtweisen, die Mädchen Steine in den Weg legen, ihr volles Potenzial auszuschöpfen.
TERRE DES FEMMES möchte, dass die Debatte in der breiten Öffentlichkeit ankommt und auch jenseits vom politisch linken oder rechten Spektrum diskutiert wird. Vor allem aber sollen Mädchen, unabhängig von ihrer Religion oder Herkunft, dieselben Rechte und Chancen bekommen wie gleichaltrige Jungen.

 

 

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