10.12.2010: Keine vorzeitige Entlassung von Gewaltverbrechern - TERRE DES FEMMES übergibt 10.000 Unterschriften an die Staatsanwaltschaft Baden-Baden

Baden-Baden/Tübingen. Mehr als 10.000 Unterschriften überreichte die Frauenrechtsorganisation TERRE DES FEMMES am 10.12.2010, dem Tag der Menschenrechte, der Staatsanwaltschaft Baden-Baden, um die vorzeitige Haftentlassung von Mehmet Korkmaz zu verhindern. Er hatte im November 2007 versucht, seine Ex-Frau Aylin Korkmaz mit 26 Messerstichen zu töten, um seine vermeintlich verletzte "Ehre" wieder herzustellen.

Mehmet Korkmaz wurde im August 2008 vom Landgericht Baden-Baden wegen versuchten Mordes mit schwerer Körperverletzung zu 13 Jahren Haft verurteilt. Nun soll er nach weniger als 7 Jahren aus der Haft entlassen und in die Türkei abgeschoben werden. In der Türkei wäre er jedoch ein freier Mann. Aylin Korkmaz hat größte Befürchtungen, dass ihr Ex-Ehemann illegal nach Deutschland einreist und erneut versuchen wird, sie umzubringen. Seit April 2010 hat TERRE DES FEMMES mit einer Unterschriftenaktion gegen die vorzeitige Entlassung des Täters protestiert. Die Frauenrechtsorganisation fordert, den Täter nicht vorzeitig aus der Haft zu entlassen, den Tätern von Ehrverbrechen keinen Strafnachlass aus "kulturellen Gründen" zu gewähren sowie Täter, die eine Gefahr für Dritte darstellen, nicht vorzeitig aus der Haft zu entlassen.

Vor der Übergabe der Unterschriften versammelten sich zahlreiche Menschen, um gemeinsam der Opfer von "Ehren"-Morden zu gedenken. TERRE DES FEMMES stellte symbolisch 72 Kreuze für die seit 1996 "im Namen der Ehre" Ermordeten auf.

"Wir sind hier, um einen besseren Schutz für die Opfer von Gewaltverbrechen einzuklagen. Es kann nicht sein, dass aus Kostengründen Menschen vorzeitig aus der Haft entlassen werden, die weiterhin eine Gefahr für die Opfer darstellen", betonte Rahel Volz von TERRE DES FEMMES in ihrer Rede.
Aylin Korkmaz ging in ihrer kurzen, aber bewegenden Rede darauf ein, dass die Opfer von Gewalt auch durch den deutschen Staat erneut zum Opfer gemacht werden: "Warum immer ich? Warum muss ich mich verstecken? Der deutsche Staat hat die Aufgabe, mich zu schützen."

In seinem Grußwort bewunderte der Bundesvorsitzende von Bündnis 90/ Die Grünen Cem Özdemir den Mut von Aylin Korkmaz "öffentlich ihre Stimme zu erheben." Gleichzeitig appellierte er auch an die Staatsanwaltschaft, die sich aus einer vorzeitigen Entlassung "ergebende Gefahrensituation sehr ernst zu nehmen". "Zwangsheiraten und so genannte Ehrenmorde dürfen nicht durch ein falsches Verständnis den Tätern gegenüber oder gar durch eine Milderung der Haftstrafen aus vermeintlich kulturellen Gründen relativiert werden", so Özdemir.

 

Protestaktion und Gedenkveranstaltung für die Opfer von
Protestaktion und Gedenkveranstaltung für die Opfer von
"Ehrverbrechen" vor der Unterschriftenübergabe.
Foto ©: TERRE DES FEMMES e.V.

 

Aylin Korkmaz im Gespräch mit der Staatsanwaltschaft und Journalisten, Foto ©: TERRE DES FEMMES e. V.
Aylin Korkmaz im Gespräch mit der Staatsanwaltschaft und Journalisten, Foto ©: TERRE DES FEMMES e. V.

 

Aylin Korkmaz (links) und Rahel Volz von TERRE DES FEMMES überreichen der Staatsanwaltschaft Baden-Baden über 10.000 Unterschriften: Foto ©: TERRE DES FEMMES
Aylin Korkmaz (links) und Rahel Volz von TERRE DES FEMMES überreichen der Staatsanwaltschaft Baden-Baden über 10.000 Unterschriften.
Foto ©: TERRE DES FEMMES

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Für Nachfragen und Interviews stehen wir gerne zur Verfügung. Bitte wenden Sie sich an TERRE DES FEMMES, Tel. 07071/7973-25 oder 030/40504699-0 oder per Mail an ehrverbrechen@frauenrechte.de