Europäischer Tag gegen Menschenhandel 2020: TERRE DES FEMMES macht Aufklärungsarbeit zu Mädchenhandel

Loverboy Liebesfalle. Illustration: © Joanna Broda/Mona Kakanj Illustration: © Joanna Broda/Mona KakanjDer 18. Oktober ist der Europäische Tag gegen Menschenhandel. An diesem Tag wird europaweit auf Menschenhandel als schwerwiegende Menschenrechtsverletzung hingewiesen, welche zu 68% Mädchen und Frauen betrifft. Europaweit sind die aktuellsten Zahlen aus den Jahren 2015-2016, hier wurden ca. 20.000 Betroffene identifiziert. In Deutschland führt das Bundeskriminalamt zurzeit noch die einzigen Zahlen zu Betroffenen von Menschenhandel in Deutschland. Nächste Woche sollen die neuen Zahlen für 2019 vom BKA veröffentlicht werden, aber diese werden wieder vergleichsweise gering sein, da nur erfolgreich abgeschlossene polizeiliche Ermittlungsverfahren gezählt werden.

Aus zivilgesellschaftlicher Sicht werden seit neustem auch Zahlen zu Menschenhandel erhoben. Im Rahmen des Bundesweiten Koordinierungskreises gegen Menschenhandel (KOK) haben die Mitgliedsorganisationen (u.a. TERRE DES FEMMES) in langer und vorsichtiger Zusammenarbeit die Entwicklung einer gemeinsamen Datenbank vorangetrieben. Der anlässlich des Europäischen Tages gegen Menschenhandel veröffentlichten Bericht des KOK trägt den Titel „Defining the Gap: Datenerhebung zu Menschenhandel und Ausbeutung in Deutschland – der zivilgesellschaftliche Ansatz des KOK.“ In dem Bericht wird von der Autorin Dr. Bärbel Heide Uhl erläutert, wie eine Datenerhebung gestaltet werden kann, die als Ziel die Umsetzung des Menschenrechtsschutzes der Betroffenen und deren Zugang zu Rechtsansprüchen in den Fokus stellt. Damit verspricht der KOK in zukünftigen Jahren eine wichtige alternative Informationsquelle zu der Anzahl und Situation von Betroffenen von Menschenhandel zu werden, und den Schutz der Opferrechte in Deutschland voranzutreiben.  

Minderjährige als Betroffene von Menschenhandel: TERRE DES FEMMES macht Aufklärungsarbeit

Trotz großem Dunkelfeld des Menschenhandels ist klar, dass Minderjährige eine wichtige und große Gruppe der Betroffenen darstellen. Eine besondere Form der kommerziellen sexuellen Ausbeutung von Mädchen geschieht durch sogenannte Loverboys. Loverboys sind junge Männer, die Kontakt zu Mädchen aufnehmen (meist über Chaträume in Online-spielen) und durch Methoden des Cybergroomings eine vorgespielte Beziehung zu den Mädchen aufbauen. Nach einiger Zeit überzeugen sie die Mädchen in der Prostitution Geld für sie zu verdienen. Dies ist Menschenhandel mit Mädchen und es passiert direkt hier in Deutschland.

Aufklärung über Cybergrooming und die Loverboy-Methode ist gerade in Corona-Pandemie Zeiten wichtiger den je. Laut Europol sind in Zeiten der Corona-Pandemie die Zahlen für kommerzielle sexuelle Ausbeutung von Kindern im Internet rasant gestiegen. Europol berichtet, dass die Anzahl der Darstellungen sexualisierter Gewalt (child sexual abuse materials) in den letzten Monaten auf einem Rekordhoch sind. Als Menschenrechtsorganisation, die sich für Mädchen und Frauen einsetzt, bedeutet dies, dass wir gerade jetzt aktiv werden müssen. Mehr Kinder und Jugendliche sind digital unterwegs, oft auch ohne Betreuung von Erziehungsberechtigten.

TERRE DES FEMMES entwickelt deswegen eine zielgruppengerichtete Webseite zum Thema Mädchenhandel durch die Loverboy-Methode. Als digitales Pendant zu unserem 2018 entwickelten Flyer versuchen wir durch soziale Medien noch eine größere Reichweite zu erreichen und damit mehr Mädchen über die Gefährdung und Methode der Loverboys aufzuklären. Wir freuen uns von Aktion Mensch eine Teilförderung für dieses Projekt bekommen zu haben.

 

Stand: Oktober 2020