Müller Milch macht Werbung für Schläge als Erziehungsmaßnahme

Die Firma Molkerei Alois Müller bewirbt in einem aktuellen Werbespot eines seiner Produkte mit der Drohung einer Mutter an die Tochter, dass sie mit Schläge von ihrem Vater zu rechnen hat, weil sie sich hat tätowieren lassen.

In dem Werbespot wird eine konservative Familie gezeigt, bei der die Tochter des Hauses aus der ihr vorgegebenen Rolle ausschert und ihren eigenen Weg geht. Wir freuen uns über das moderne Rollenbild der Tochter, die sich gegen die häuslichen Konventionen stellt. Unsere Freude schlägt jedoch schnell in Entsetzen um, als die Mutter der Tochter verdeutlicht, dass ihre Entscheidung sich tätowieren zu lassen vom Vater mit Schläge sanktioniert werden wird.

Uns bleibt bei dieser Botschaft das Lachen wie auch der Müller Joghurt im Halse stecken, denn die Fakten zu Gewalt gegen Frauen und Mädchen sind kein Anlass, sich mit einer vermutlich witzig gemeinten Werbung darüber lustig zu machen.

Deswegen haben wir einen Protestbrief an die Molkerei Alois Müller wie auch an den Deutschen Werberat geschrieben.

Update (24.06.2014): Die Firma Müller Milch sowie der Deutsche Werberat haben uns inzwischen geantwortet. Überraschenderweise findet weder der Werberat noch Müller Milch die Werbung gewaltverherrlichend: "Dank der gesungenen Dialoge in Reimform erhält jede Nachricht eine souveräne Leichtigkeit. Die Spots sollen vor allem Spaß machen und eine große Portion gute Laune in den Alltag bringen. Selbstverständlich wollen wir damit in keinster Weise körperliche Gewalt propagieren oder verherrlichen."

Für uns hört der Spaß allerdings bei Gewalt auf, egal ob lustig verpackt oder nicht. Wir fordern Müller Milch daher nachdrücklich auf, diesen Werbespot aus dem Programm zu nehmen!

 

Deutscher Werberat
Frau Julia Busse
Am Weidendamm 1A
10117 Berlin

Berlin, 11.06.14

Beschwerde: Molkerei Alois Müller

Sehr geehrte Frau Busse,

wir möchten uns hiermit über einen Werbespot der Firma Molkerei Alois Müller bei Ihnen beschweren. Unsere Beschwerde richtet sich gegen den Werbespot "Müller Milch mit der Schlemmer Ecke", Version "schlagender Familienvater", eingestellt bei You Tube unter diesem Link: https://www.youtube.com/watch?v=nbZg81I0fyg (Abruf 10.06.2014).

In dem Werbespot wird eine konservative Familie gezeigt, bei der die Tochter des Hauses aus der ihr vorgegebenen Rolle ausscherrt und ihren eigenen Weg geht. Sie trägt andere Kleidung als ihre Familie und präsentiert ihrer Familie ein Tattoo, das sie sich hat stechen lassen. Bis zu diesem Zeitpunkt freuen wir uns über das moderne Rollenbild der Tochter, die sich gegen die häuslichen Konventionen stellt.

Unsere Freude schlägt jedoch schnell in Entsetzen um, als die Mutter der Tochter verdeutlicht, dass ihre Entscheidung vom Vater mit Schläge sanktioniert werden wird. Gewalt wird hier als legitimes Mittel dargestellt, um die patriarchale Rollenverteilung des Vaters als "Oberhaupt" der Familie, denen sich Frau und Kinder unterordnen müssen, zu festigen.

Um diese Botschaft mit Leichtigkeit zu verpacken, wird mit seichter Hintergrundmusik und der angeblich witzigen Reimsprache suggeriert, dass es sich bei der dargestellten Situation um eine Parodie handeln könnte. Doch uns bleibt bei dieser Botschaft das Lachen im Halse stecken, denn die Fakten zu Gewalt gegen Frauen und Mädchen sind kein Anlass, sich mit einer vermutlich witzig gemeinten Werbung darüber lustig zu machen:

Allein in Deutschland erlebt jede vierte Frau mindestens einmal in ihrem Leben Häusliche Gewalt. Bei vielen Menschen beginnt die Gewalt in der Kindheit: Pro Woche sterben in Deutschland drei Kinder an den Folgen der Verletzungen durch Misshandlungen ihrer Eltern. Doch das ist nur die Spitze des Eisbergs. Die meisten Gewaltvorfälle, sei es gegen Frauen oder gegen Kinder, landen niemals vor Gericht. Die Opfer leider hingegen oft ihr ganzes Leben darunter.

Mit dem Spot verhöhnt die Firma Müller das Leiden der Betroffenen, verherrlicht ein traditionelles Familienbild und erklärt Gewalt zu einem legitimen Erziehungsmittel.

Wir fordern den Deutschen Werberat nachdrücklich auf, die Firma Alois Müller für diesen Werbespot zu rügen und von ihr zu verlangen, den Werbespot nicht mehr zu zeigen, weder im Fernsehen, noch im Internet.

Mit freundlichen Grüßen
Birte Rohles
Referentin