Berlin. Laut Weltgesundheitsorganisation (WHO) und UNICEF leben weltweit 125 Millionen Mädchen und Frauen, die an ihren Genitalien verstümmelt wurden. Erfasst werden jedoch nur Betroffene in Afrika und im Nordirak. „Weibliche Genitalverstümmelung ist kein ‚afrikanisches Problem’, sondern ein weltweites. WHO und UNICEF ignorieren, dass Genitalverstümmelung auch in Asien praktiziert wird“, so Christa Stolle, Bundesgeschäftsführerin von TERRE DES FEMMES. Nach Berechnungen von TERRE DES FEMMES sind eher doppelt so viele Mädchen und Frauen an ihren Genitalien beschnitten, denn auch im mittleren Osten und Südostasien wird Genitalverstümmelung praktiziert. Allein in Indonesien mit 88% islamischer Bevölkerung sind 100 Millionen Mädchen und Frauen beschnitten. Der Rat der Islamgelehrten erklärte 2008 diesen Eingriff zur religiösen Pflicht. Studien von USAID und der University of Indonesia geben an, dass regional bis zu 99% der Mädchen und Frauen betroffen sind.
Christa Stolle fordert deshalb "dass WHO und UNICEF die Verbreitung von Genitalverstümmelung an Mädchen und Frauen weltweit zu dokumentieren und zu veröffentlichen, damit die tatsächliche Bedrohungslage - auch für Mädchen in Deutschland - deutlich wird. Nur so entsteht der notwendige Handlungsdruck für die Internationale Gemeinschaft und die jeweiligen Regierungen, wirkungsvolle Maßnahmen zum Schutz der bedrohten Mädchen und zur Überwindung der Menschenrechtsverletzung weltweit zu ergreifen."
Am 6. Februar 2014 startete TERRE DES FEMMES zusammen mit Watch Indonesia! in Deutschland und Kalyanamitra in Indonesien die Petition "Genitalverstümmelung in Indonesien – Schutz statt Verharmlosung". Gefordert wird von der indonesischen Regierung die Einhaltung internationaler Verträge zum Schutz von Frauenrechten durch die Umsetzung eigener Gesetze gegen Genitalverstümmelung und die Aufklärung der Bevölkerung. Die Unterschriftenlisten werden voraussichtlich am 11. Oktober 2014, dem dritten Weltmädchentag, in Deutschland und Indonesien übergeben.
Gewalt ist die häufigste Ursache für Gesundheitsprobleme von Mädchen und Frauen. Insbesondere weibliche Genitalverstümmelung hat schwerwiegende, langfristige Folgen für die Gesundheit. Das Infektionsrisiko und die psychischen Folgen sind erheblich. Bei schweren Formen der Praktik leiden Betroffene unter Schwierigkeiten beim Wasserlassen, Schmerzen bei der Menstruation, wiederkehrende Infektionen, Zysten, Schmerzen beim Geschlechtsverkehr sowie massive Schwierigkeiten bei Schwangerschaft und Geburt.
Für Nachfragen sowie Interviews stehen wir gerne zur Verfügung. Bitte wenden Sie sich an TERRE DES FEMMES, Astrid Bracht (Pressereferentin), Tel. 030/ 40504699-25, oder per Mail an presse@frauenrechte.de