31.08.2020: Stellungnahme von TERRE DES FEMMES – Menschenrechte für die Frau e. V. zur Entscheidung des Bundesarbeitsgerichts Erfurt zugunsten einer Lehrerin, die im Schulunterricht Kopftuch tragen will
TERRE DES FEMMES – Menschenrechte für die Frau e. V. ist enttäuscht über die Entscheidung des Bundesarbeitsgerichts Erfurt und setzt sich weiterhin für das Berliner Neutralitätsgesetz ein. Die Frauenrechtsorganisation kämpft für ein säkulares und demokratisches Schulsystem, welches frei von allen religiösen und weltanschaulichen Symbolen ist. Die Besetzung öffentlicher Ämter mit kopftuchtragenden Frauen widerspricht dem Neutralitätsgebot des Staates.
„Die Entscheidung des Gerichts in Erfurt ist für uns absolut nicht nachvollziehbar. Das Urteil ist ein Rückschritt für Mädchen und Frauen und ihr Recht auf Gleichberechtigung und Chancengleichheit. Das Urteil ist ein Schlag ins Gesicht aller säkularen und atheistischen BürgerInnen“, sagt Christa Stolle, Bundesgeschäftsführerin von TERRE DES FEMMES. „In der Schule sollte nicht religiöse Indoktrination, sondern eine wertfreie Wissensvermittlung im Vordergrund stehen.“
Im Hinblick auf die politische Aussagekraft des islamischen Kopftuchs und den schon vorhandenen religiös bedingten Problemen an Berliner Schulen kritisiert TERRE DES FEMMES die Entscheidung des Gerichts in Erfurt scharf.
Für TERRE DES FEMMES ist das Kopftuch ein Produkt patriarchaler Strukturen und ein ideologisches Symbol. Die Vorbildfunktion von LehrerInnen - vor allem in der Unterstufe - darf nicht unterschätzt werden. Schule muss ein wertungsfreier Raum bleiben, um selbstbestimmte und freie Entscheidungen treffen und entwickeln zu können. Wir fragen uns, wie eine Lehrerin mit Kopftuch neutral vor einer Schulklasse auftreten und die Konflikte zwischen Kindern aus unterschiedlichen religiösen Strukturen lösen kann, die bereits existieren. Konflikte, die in der Schule nicht geklärt werden können, prägen unsere Gesellschaft langfristig. Daher stehen wir weiterhin hinter dem Neutralitätsgesetz und lehnen die Diskriminierung und Stigmatisierung von Mädchen und Frauen konsequent ab.
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Für Anfragen und Interviews wenden Sie sich bitte an TERRE DES FEMMES, Nastassja Wachsmuth, Referentin Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, Tel. 030/40504699-25, oder per E-Mail an presse@frauenrechte.de.