Die iranische Filmemacherin Hana Makhmalbaf, Leimah Gbowee mit ihrer Tochter Jaydyn und Filmfestleiterin Irene Jung. Foto: © TERRE DES FEMMESIm November 2009 wurde ihr beim Fiilmfest „FrauenWelten“ der Ehrenpreis verliehen: Der Liberianerin Leymah Gbowee, Initiatorin einer ungewöhnlichen Frauenfriedensbewegung, die Christinnen und Musliminnen in gemeinsamen Protestaktionen vereinte gegen den Diktator Charles Taylor und den seit 1989 wütenden Bürgerkrieg.
Als Taylor 1997 an die Macht kam, wurde der Krieg mit den rivalisierenden Warlords noch brutaler ausgefochten. Bis heute gilt er als einer der blutigsten Konflikte des afrikanischen Kontinents. Vor allem Kinder und Frauen hatten darunter zu leiden. Von 1989 bis 2003 wurden in Liberia nach UN-Schätzungen1 mehr als 61 Prozent der Frauen und Mädchen vergewaltigt.
Auch Leymah Gbowees Leben, die nach dem Schulabschluss Medizin studieren wollte, wurde aus den Angeln gehoben: Sie musste aus ihrer Heimatstadt fliehen, hatte unter einer von sexueller Gewalt bestimmten Beziehung zu leiden.
Dennoch bringt sie den Mut und die Kraft auf, eine feministische Friedensbewegung mit ins Rollen zu bringen.
Wir sind die Macht: Zur Hölle mit dem Teufel
Unter ihrer Ägide versammelten sich muslimische und christliche Frauen, in Weiß gekleidet, um für den Frieden zu beten, um mit Sitzstreiks zu demonstrieren. Tausende von Frauen schlossen sich ihnen an. "Es war eine Armee von Frauen in Weiß, die sich erhoben, als es niemand sonst wagte", schreibt Gbowee in ihrer Autobiographie2. "Wir hatten keine Angst, denn die schlimmsten Dinge, die man sich vorstellen kann, waren uns bereits passiert."
Aufsehen erregten die Frauen auch mir ihren Sex-Streiks: Mit Sexentzug sollten die Männer zu einer Friedenspolitik „überredet“ werden. Die Bevölkerung begegnete ihren Aktionen mit Zustimmung und Achtung. Heute noch glauben viele LiberianerInnen, ohne die „Frauen in Weiß“ hätte der Bürgerkrieg noch mehr Menschen Würde und Leben genommen.
Einblicke in dieses so mutige, wie eigenwillige Engagement, das schließlich zu erfolgreichen Friedensverhandlungen führte, gewährt der Dokumentarfilm „Pray the Devil Back to Hell – Zur Hölle mit dem Teufel“3, der 2008 von Gini Reticker gedreht wurde. 2009 war er bei den FrauenWelten zu sehen.
Leymah Gbowee erhielt 2011 gemeinsam mit Johnson-Sirleaf, der ersten demokratisch gewählten Präsidentin Liberias den Friedensnobelpreis. Für TERRE DES FEMMES Anlass genug im gleichen Jahr „Pray the Devil Back to Hell“ am Tag der Menschenrechte in mehreren deutschen Städten zu zeigen.
2009 bedankte sich Leymah Gbowee für ihre Ehrung auf dem TDF-Frauenfilmfest mit denkenswerten Worten:
„Wenn wir von Freiheit reden, sollten wir uns bewusst sein: solange auch nur eine einzige Frau Gewalt erfährt, ist keine Frau auf der Welt wirklich frei. Solange auch nur eine Frau Gewalt erfährt, ist keine Gemeinschaft wirklich frei und solange auch nur eine Frau Gewalt erfährt, können sich auch die Männer nicht rühmen, frei zu sein."
Zum Weiterlesen:
Leymah R. Gbowee (unter Mitarbeit von Carol Mithers): Wir sind die Macht. Die bewegende Autobiographie der Friedensnobelpreisträgerin. Stuttgart 2012
Laudatio für Leymah Gbowee zur Verleihung des Ehrenpreises des Filmfestes FrauenWelten von TERRE DES FEMMES für „Mutiges Engagement für Menschenrechte von Frauen“ am 21. November 2009 in Tübingen (PDF-Datei)
Quellen
1 New UN report urges Liberia to act on rape – ‘legacy’ of impunity from 14-year civil conflict
2 Leymah R. Gbowee (unter Mitarbeit von Carol Mithers): Wir sind die Macht. Die bewegende Autobiographie der Friedensnobelpreisträgerin. Stuttgart 2012
3 Pray the Devil Back to Hell – Zur Hölle mit dem Teufel
Gini Reticker, USA/Liberia 2008, 60 Min., Dokumentarfilm, Video, Farbe, OmeU
Stand: Dezember 2020