Teilnehmerinnen des TDF-Seminars Genitalverstümmelung von 1995. Comfort I. Ottah (3. von rechts) und TDF-Mtbegründerin Herta Haas (2. von rechts). Foto: © TDF-DokumentationsstelleDas Seminar brachte die gleichnamige TDF-Arbeitsgruppe hervor und trug dazu bei, das Netz internationaler Kooperationen weiter zu knüpfen.
Die Arbeit zum Thema Weibliche Genitalverstümmelung (engl. Female Genital Mutilation - FGM) begleitet TDF seit der Gründung des Vereins. Bereits 1983 wurde Awa Thiam, die senegalesische Frauenrechtlerin und Autorin des Buches „Die Stimme der schwarzen Frau“ zu der TDF-Mitfrauenversammlung nach Frankfurt eingeladen.
Im Februar 1995 fand ein zweitägiges Seminar in Kronberg im Taunus statt, das für die Arbeit von TDF weitreichende Folgen haben sollte. Als besonderer Podiumsgast konnte die aus Nigeria stammende Hebamme Comfort I. Ottah gewonnen werden, die sich für die in London ansässige Organisation FORWARD engagierte.
Die Arbeit von FORWARD vor Augen, beschlossen die Seminar-TeilnehmerInnen ein Netzwerk, eine Arbeitsgemeinschaft zu gründen, die durch „Informationsveranstaltungen, Spendenaufrufen und Unterschriftensammlungen zum Kampf gegen genitale Verstümmelung beitragen“ sollte. Noch während des Seminars setzten die Anwesenden eine Protestaktion gegen die ägyptische Regierung auf ihre Agenda. Statt FGM zu verbieten, wollte diese die genitale Verstümmelung medikalisieren; die Praxis sollte nun in Krankenhäusern durchgeführt werden. 1997 sollte das Thema von TDF mit einer Plakatkampagne erneut aufgegriffen werden.1
Im Juni des gleichen Jahres besuchte die frischgegründete Arbeitsgemeinschaft die Hauptversammlung von FORWARD in London und kehrte hochmotiviert zurück: Nun gelte es, auch in Deutschland Grundsteine zu legen, um auch hier „auf Gesetze und deren Schutz hinzuarbeiten.“
Gemeinsam sind wir stark
Die Zusammenarbeit mit anderen Organisationen ist eine Konstante im Engagement von TDF gegen FGM. Anfang 1995 ruft TERRE DES FEMMES zu Spenden für das Nationalkomitee des Inter African Committee gegen traditionelle schädliche Praktiken (IAC) in Benin auf.
Zusammen mit INTACT und FORWARD Germany stemmt TDF die Wanderausstellung „Weibliche Genitalverstümmelung in Nigeria. Das Leiden. Das Unglück. Der Rückschlag.“ Die Ausstellung zeigt 80 Kunstwerke nigerianischer KünstlerInnen und hat ihre vielbeachtete Vernissage im Februar 2000 in Mannheim.
Um mehr Druck auf internationaler Ebene ausüben zu können, schlossen sich 2002 Vereine aus ganz Europa zu EuroNet-FGM, einem Europäischen Netzwerk zur Prävention der sexuellen Verstümmelungen zusammen. TDF ist seither Mitglied im EuroNet-FGM.
Seit die Europäische Kommission 2012 im Rahmen ihres Daphne-Programms ein von TDF eingereichtes Projekt zum Thema FGM bewilligt hat, koordiniert TDF regelmäßig Projekte auf EU-Ebene oder ist als Kooperationspartnerin beteiligt.
Die Namen der Projekte sprechen für sich selbst: CHANGE, Let’s CHANGE oder Men Standing Up for Gender Equality. Aktiv an diesen Projekten beteiligt sind Mitglieder der betroffenen Communities.
Der 6. Februar: Tag gegen Genitalverstümmelung
2003 fand in Addis Abeba, Äthiopien die Konferenz des Inter African Committee statt, an der TDF durch die Referentin Gritt Richter vertreten war. Es ist die Konferenz, auf die der Internationale Tag "Null Toleranz gegenüber weiblicher Genitalverstümmelung" zurückgeht, der jährlich am 6. Februar begangen wird.
Seither organisieren TDF-Frauen in ganz Deutschland Veranstaltungen, um auf die – entgegen vielerorts herrschenden Verbote - noch immer praktizierte Menschenrechtsverletzung an Frauen aufmerksam zu machen. Nach wie vor mit unermüdlichem Elan dabei: die TDF-Arbeitsgruppe FGM.
1. Das Thema Genitalverstümmelung war 1997 Schwerpunktthema des Internationalen Tags: NEIN, zur Gewalt gegen Frauen! Es wurde ein Plakatkampagne mit Begleitinformationen und -veranstaltungen entwickelt, die in mehreren deutschen Großstädten großes Aussehen erregte. Im Dezember verbot das oberste Verwaltungsgericht die Weibliche Genitalverstümmelung in Ägypten. Seit 2008 gilt FGM in Ägypten als Straftat.
Stand: Januar 2020