CHANGE Plus-Schirmherrin Fatoumata Siré Diakité, die „Jeanne d’Arc Afrikas“, kämpft für Frauenrechte in Mali

Fatoumata Siré Diakité. Foto: © TDF ArchivFatoumata Siré Diakité. Foto: © TDF ArchivIm westafrikanischen Mali ist jede einzelne Frau von mindestens einer geschlechtsspezifischen Form von Gewalt betroffen. Dies stellte das malische Frauenministerium im Rahmen einer Studie im Jahr 2002 fest. Neben körperlicher und sexueller sowie psychischer und ökonomischer Gewalt, gehören auch Formen sozialer/gesellschaftlicher bzw. traditioneller Gewalt dazu. Im Bericht von ONE „Armut ist sexistisch“ (2016) belegt Mali den dritten Platz der Länder, wo es Mädchen weitweit am Schwierigsten haben.

Den Kampf gegen Gewalt an Mädchen und Frauen hat sich Madame Fatoumata Siré Diakité zum Lebensmotto gemacht. Bekannt als die „Jeanne d’Arc Afrikas“ setzt sie sich seit über zwei Jahrzehnten für Frauenrechte in Mali ein.

Zur feministischen Aktivistin und Frauenrechtlerin wurde sie als Jugendliche, nachdem sich in Mali eine Gruppe junger Militärs rund um Moussa Traoré an die Macht geputscht hatte. „Die Gewalt, die die Zivilbevölkerung und insbesondere die Frauen und Mädchen zu dieser Zeit ertragen mussten, hat mich stark geprägt. Ich lebte damals in Kati, einer malischen Militärgarnison. Die Soldaten vergingen sich an den jungen Frauen und Mädchen, wann immer sie wollten. Auch ich und meine Freundinnen waren darunter. Sie schlugen uns mit ihren Ledergürteln. Zu dem Zeitpunkt habe ich mir geschworen, dass ich etwas ändern will.“

Als Gründerin und Präsidentin der NRO „Association pour le Progrès et la Défense des Droits de Femme“ (APDF) setzt sich Fatoumata Siré Diakité für von Gewalt betroffene Mädchen und Frauen ein. Mit der Unterstützung eines Kölner Unternehmers und in Kooperation mit TERRE DES FEMMES (TDF) hat sie zwei Frauenschutzhäuser – eins in Bamako und eins in Mopti – eröffnet, in denen Betroffene Zuflucht finden. Dort werden sie medizinisch und psychologisch betreut. Außerdem erhalten sie eine Ausbildung zu einkommensgenerierenden Maßnahmen, um ökonomisch unabhängig zu sein und so bessere Chancen zu haben, ein Leben ohne Gewalt zu führen.

Ohne die Gleichberechtigung von Männern und Frauen sieht Fatoumata Siré Diakité langfristig keine Zukunft: „Für mich ist der Kampf für Frauenrechte ein Kampf gegen Ungerechtigkeit, Willkür und Absurdität. Durch das Verletzen der Menschenrechte von mehr als der Hälfte der Menschheit, nämlich Frauen und Mädchen, entsagt sich die Welt einer holistischen und dauerhaften Entwicklung.“

Ein besonderes Anliegen ist ihr der Kampf gegen weibliche Genitalverstümmelung (Female Genital Mutilation, FGM). Fatoumata Siré Diakité ist Regionaldirektorin der „African Coalition on Traditional Practices and the Empowerment of Women“ (ACTPEW), einem afrikaweiten Netzwerk, das sich gegen schädliche traditionelle Praktiken und für das Empowerment von Mädchen und Frauen einsetzt. Eins der wichtigsten Ziele der Koalition ist die Abschaffung von FGM. In Mali sind 89 % der Frauen und Mädchen von FGM betroffen. „Die Folgen von FGM für die Frauen sind verhängnisvoll, dramatisch und irreversibel. Es ist für mich die schlimmste Form der Menschenrechtsverletzung, da sie an schutzlosen Kindern vorgenommen wird“, so Diakité.

Sie ist Schirmherrin des von TDF koordinierten EU-weiten Projekts CHANGE Plus. Durch Migration leben in Europa 500.000 von FGM betroffene sowie 180.000 bedrohte Mädchen und Frauen. Im Projekt wird eng mit afrikanischen Diaspora-Communities zusammengearbeitet. Einflussreiche Menschen dieser Communities erhalten ein umfassendes Training rund um das Thema FGM und sensibilisieren anschließend als MultiplikatorInnen ihre eigenen Communities zu rechtlichen, sozialen, kulturellen, medizinischen und religiösen Dimensionen dieser Praktik, um langfristig eine Verhaltensänderung zu bewirken. Fatoumata Siré Diakité weiß, wie lange der Weg bis dort ist: „Der Kampf gegen FGM ist ein langwieriger Kampf. Er verläuft nicht linear. Man muss mehrere Interventionsstrategien zum Einsatz bringen. Am wichtigsten ist die Aufklärung und Schulung von Frauen und Männern zu dem Thema. Deshalb unterstütze ich das CHANGE Plus Projekt.“

Als engagierte und unermüdliche Frauenrechtsaktivistin hat sich Fatoumata Siré Diakité auch weit über die malischen Grenzen hinaus einen Namen gemacht. So ist sie aktuell nationale Vertreterin des Forums westafrikanischer Organisationen der Zivilgesellschaft (FOSCAO). Ein besonderes Band besteht zu Deutschland, wo sie von 2005 bis 2011 Botschafterin der Republik Mali war. Die „Rochester Frauen“ zählten sie sogar zu den „100 Heldinnen der Welt“. Diese Heldin wird erst dann aufhören zu kämpfen, wenn alle Frauen ein selbstbestimmtes, freies und gewaltloses Leben leben – in Mali und weltweit!

 

Stand: 04/2016