Unsere Forderung „DEN KOPF FREI HABEN“

TERRE DES FEMMES fordert eine bundesweite Regelung zum sogenannten Kinderkopftuch in öffentlichen Bildungseinrichtungen. Öffentliche Schulen müssen für alle Minderjährigen eine selbstbestimmte und freie Entwicklung ermöglichen und als staatliche Orte religiöse und ideologische Symbolik vermeiden. Nur so kann der Staat seinen Bildungsauftrag erfüllen und Heranwachsenden die Wichtigkeit von Gleichberechtigung vermitteln sowie demokratisches Denken fördern. Mit der Regelung zum sogenannten Kinderkopftuch sollen alle religiösen und weltanschaulichen Symbole in Schulen verboten werden.

Wieso diese Forderung?

Als Frauenrechtsorganisation setzt sich TERRE DES FEMMES für die Rechte von Mädchen und Frauen ein. Alle Traditionen und Symbole, die ausschließlich Mädchen und Frauen betreffen, sollten kritisch betrachtet werden. Der öffentliche Bildungsraum bietet die Möglichkeit, Kinder zum selbstständigen und freien Denken aufzufordern und im Unterricht traditionelle Rollenvorstellungen und Familienkonstellationen zu hinterfragen. Das sogenannte Kinderkopftuch erschwert den betroffenen Mädchen eine gleichberechtigte Teilhabe an schulischen oder außer-schulischen Aktivitäten, wie am Schwimm- und Sportunterricht.

Das sogenannte Kinderkopftuch steht für:

© Miriam Barton
  • eine geschlechtsspezifische Diskriminierung
  • eine fundamentalistische Auslegung des Islam
  • Einteilung in „ehrbare“ und „nicht ehrbahre“ Mädchen
  • Kontrolle über den Körper von Kindern
  • frühes Erlernen von Sittsamkeit und Frömmigkeit
  • weitere körperliche und seelische Einschränkungen

TERRE DES FEMMES wünscht sich für alle Mädchen, dass sie...

© Miriam Barton
  • gleichberechtigt sind
  • frei von sozialem oder familiärem Druck sind
  • ohne Einschränkungen leben können, die das „Kinderkopftuch" mit sich bringt
  • am Schwimm- und Sportunterricht teilnehmend aufwachsen können

 

Aus einer westlichen Perspektive kann das sogenannte Kinderkopftuch harmlos wirken. Beschäftigt man sich jedoch genauer damit, wird deutlich, dass Mädchen durch das Tragen eines Kopftuchs in einem sehr jungen Alter lernen sollen, ihren Körper und ihre Haare vor „fremden Blicken zu schützen“. Das sogenannte Kinderkopftuch ist ein frühes Mittel, Sittsamkeit und Frömmigkeit zu erlernen und geht mit weiteren Verboten oder Pflichten für die betroffenen Mädchen einher.

In den letzten Jahren treten immer mehr LehrerInnen, PädagogInnen und ErzieherInnen an TERRE DES FEMMES heran und berichten von Kleinkindern, die bereits in sehr jungen Jahren jeden Tag ein Kopftuch in der Kindertagesstätte tragen. Auch in den Grundschulen beobachten LehrerInnen einen eindeutigen Anstieg an Mädchen mit Kopftuch.

Was LehrerInnen dazu sagen:

„Die Mädchen denken schon im Übergang zur 5. Klasse darüber nach, ob sie zu Beginn der 5. Klasse das Kopftuch tragen, damit sie es später nicht erklären müssen. Das Thema beschäftigt sie sehr. Sie sind sehr intensiv mit ihrer Rolle als Frau beschäftigt und welche Rolle sie erfüllen können. Mit 10 Jahren die Rolle als Frau einzunehmen, finde ich eine komplette Überforderung. Ich beobachte, dass das Lebhafte verschwindet, die Neugierde und Lebensfreude nimmt ab, Teilhabe an Veranstaltungen wird vermieden oder erschwert.“

„Eine gesetzliche Regelung des ‚Kinderkopftuchs‘ würde meine Arbeit als Lehrerin erleichtern: Ich kann die Mädchen und jungen Frauen begleiten, sie stärken, mit ihnen über die Hintergründe und ihre Motivation, ein Kopftuch tragen zu wollen, sprechen. Wächst das Mädchen mit verhülltem Haar auf, stehen wir bereits vor Tatsachen – eine große Entscheidung ist dabei schon getroffen.“


Weitere Zitate sowie das Ergebnis der LehrerInnen-Umfrage zum „Kinderkopftuch“ finden Sie hier.

Wie ist die rechtliche Lage?

TERRE DES FEMMES hat den renommierten Professor für Staatsrecht Prof. Dr. Nettesheim beauftragt, ein Rechtsgutachten zu erstellen, welches die Machbarkeit einer gesetzlichen Regelung zum „Kinderkopftuch“ prüft. Ihm zufolge umfasst der staatliche Erziehungsauftrag, Mädchen und Jungen zur Reflektion anzuregen und auf ein Leben in Freiheit und Selbstbestimmtheit vorzubereiten. Der Raum Schule sollte deshalb frei von allen religiösen und weltanschaulichen Symbolen gehalten werden.
 
Auch die Bundesarbeitsgemeinschaft der Immigrantenverbände in Deutschland (BAGIV) hat ein Rechtsgutachten zur Frage der Zulässigkeit eines Kopftuchverbotes für Minderjährige erstellen lassen. Prof. Dr. Schwarz kommt in diesem Gutachten ebenfalls zur Schlussfolgerung, dass ein Verbot verfassungskonform wäre. Er betont die Schutzverantwortung des Staates bei Grundrechten von Kindern unter 14 Jahren.

Ein weiterer wichtiger Schritt für die Einschätzung der rechtlichen Lage ist der Grundgesetzkommentar des ehemaligen Richters des Bundesverfassungsgerichts Prof. Dr. Dr. Di Fabio zum Artikel 4  GG (Religionsfreiheit). In diesem schließt er sich dem von TERRE DES FEMMES beauftragten Gutachten von Prof. Dr. Nettesheim vollumfänglich an.

TERRE DES FEMMES setzt sich für ein freies und zukunftsorientiertes Frauenbild ein und distanziert sich in aller Deutlichkeit von RechtspopulistInnen, weil diese ein rückwärtsgewandtes, faschistisches, unmenschliches und antifeministisches Weltbild vertreten (TDF Stellungnahme zu Rechtspopulismus und Extremismus).

Wie geht es weiter?

Nachdem die Petition „DEN KOPF FREI HABEN!“ erfolgreich an das Bundesjustizministerium übergeben wurde, konzentriert sich TERRE DES FEMMES auf Bildungs- und Öffentlichkeitsarbeit. TERRE DES FEMMES erarbeitet verschiedene Formate und Konzepte, um auf das Thema aufmerksam zu machen und vor allem Betroffenen Mädchen zu helfen. In allen politischen Gesprächen betont TERRE DES FEMMES die Dringlichkeit einer unabhängigen Studie zu den Zahlen und Fakten des „Kinderkopftuchs“. Vor allem die psychischen und gesundheitlichen Folgen sowie Fallzahlen sind unabdinglich, um Betroffenen Kindern helfen zu können.

Als Deutschlands größte Frauenrechtsorganisation sieht TERRE DES FEMMES es als ihre Pflicht, Mädchen vor religiöser Indoktrination zu schützen und ihnen ein gleichberechtigtes Heranwachsen zu ermöglichen. TERRE DES FEMMES kritisiert falsche Toleranz und kulturrelativistische Sichtweisen, die Mädchen Steine in den Weg legen, ihr volles Potenzial auszuschöpfen. TERRE DES FEMMES möchte, dass die Debatte in der breiten Öffentlichkeit ankommt und auch jenseits vom politisch linken oder rechten Spektrum diskutiert wird. Vor allem aber sollen Mädchen, unabhängig von ihrer Religion oder Herkunft, dieselben Rechte und Chancen bekommen wie gleichaltrige Jungen.

UnterstützerInnen der Forderung nach einer Regelung zum "Kinderkopftuch"

  • Sibel Kekilli (Schauspielerin)
  • Rudolf Kowalski (Schauspieler)
  • Lisa Fitz (Kabarettistin)
  • Maria von Welser (Journalistin)
  • Alice Schwarzer (Journalistin)
  • Ingrid Noll (Schriftstellerin)
  • Dr. Jürgen Neffe (Schriftsteller)
  • Helke Sander (Autorin/Regisseurin)
  • Rana Ahmad (Schriftstellerin)
  • Kacem El Ghazzali (Publizist)
  • Serap Cileli (Publizistin)
  • PD Dr. Elham Manea (Autorin)
  • Zana Ramadani (Autorin)
  • Arzu Toker (Publizistin)
  • Boris Palmer (Oberbürgermeister der Stadt Tübingen)
  • Prof. Dr. Susanne Schröter (Direktorin des Frankfurter Forschungszentrums Globaler Islam)
  • Ahmad Mansour (Psychologe)
  • Dr. Lale Akgün (MdB a.D.)
  • Seyran Ates (Rechtsanwältin/Autorin)
  • Walter Otte (Rechtsanwalt/Sprecher der Bundesarbeitsgemeinschaft Säkulare Grüne)
  • Luise Pusch (Sprachwissenschaftlerin)
  • Eva Quistorp (MdEP a.D.)
  • Sr. Dr. Lea Ackermann (Vorsitzende SOLWODI)
  • Mina Ahadi (Vorsitzende des Zentralrats der Ex-Muslime in Deutschland)
  • Karin Nordmeyer (Vorsitzende UN Women Nationales Kommitee Deutschland e. V.)
  • Michael Schmidt-Salomon (Vorstandssprecher der Giordano-Bruno-Stiftung)
  • Sonja Fatma Bläser (Leiterin HennaMond e. V.)
  • Nina Coenen (Vorsitzende: Demokratielotsen, Gesellschaft für Wertedialog und interkulturelle Bildung e. V.)
  • Frauke Heinemann (Humanistin)
  • Silvia Kortmann (Regionalsprecherin IBKA e. V Berlin-Brandenburg)
  • Stefan Paintner (Vorstand Säkulare Flüchtlingshilfe e. V. – Atheisten helfen)
  • Sr. Annemarie Pitzl (Mitglied Leitungsteam SOLWODI)
  • Prof. Dr. Caroline Y. Robertson-von Trotha (Direktorin ZAK Karlsruhe)
  • Cathrin Schauer-Kelpin (Geschäftsführerin KARO e. V.)
  • Gisela Schröder (Vorstand gbs Hamburg e. V.)
  • Dr. Rolf Schröder (Vorstand gbs Hamburg e. V.)
  • Dr. med. Thomas Fischbach (Präsident Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte e. V.)
  • Dr. Christian Albring (Präsident Berufsverband der Frauenärzte e. V.)
  • Judith Sevinc Basad (Journalistin)
  • Jürgen Roth (Mitglied der Bundesarbeitsgemeinschaft Säkulare Grüne)
  • Rebecca Schönenbach (Vorsitzende Initiative Frauen für Freiheit)
  • Sema zu Sayn-Wittgenstein (Schauspielerin)
  • Ali Ertan Toprak (Präsident Bundesarbeitsgemeinschaft der Immigrantenverbände in Deutschland e. V.)
  • Halina Bendkowski (Publizistin)
  • Klemens Ludwig (Autor und freier Journalist)
  • Barbara Schaeffer-Hegel (Vorsitzende LieberLesen e. V.)
  • Ismail Tipi (CDU-Abgeordneter im Hessischen Landtag)
  • Klaus Kundt (CDU Berlin, Ehrenvorstandsmitglied im Ortsverband Moabit des Kreisverbandes Berlin-Mitte)
  • Cora Stephan (Publizistin/Schriftstellerin)
  • Rita Haller-Haid (SPD-Politikerin, MdL Baden-Württemberg von 2001-2016)
  • Sabine Constabel (Vorstand SISTERS e. V.)
  • Monika Maron (Schriftstellerin)
  • Peter Schneider (Schriftsteller)
  • Schahrsad Shahmirzadi (mehrfache Kickbox-Weltmeisterin)
  • Klaus Blees (Aktion 3. Welt Saar e. V.)
  • Leni Breymaier (MdB, SPD)
  • Chantal Louis (Redakteurin bei der Zeitschrift EMMA)
  • Mehmet Tanriverdi (stellvertretender Vorsitzender der Kurdischen Gemeinde in Deutschland e. V.)
  • Barbara Holland-Cunz (Professorin für Politikwissenschaft mit dem Schwerpunkt Frauenforschung an der Justus-Liebig-Universität Gießen)
  • Safeta Obhodjas (Schriftstellerin, Journalistin)
  • Stefanie Burmester (Geschäftsführerin, 1. Mädchenhaus Kassel 1992 e. V.)
  • Abdel-Hakim Ourghi (Islamwissenschaftler, Philosoph und Religionspädagoge)
  • Dirk Kröger (Geschäftsführender Gesellschafter FIVESTAR Group)
  • Uta Rotermund (Kabarettistin)
  • Feministische Partei DIE FRAUEN
  • Dr. Stefan Kerth (SPD Landrat des Landkreises Vorpommern-Rügen)
  • Dr. Patricia Aden (Bundesvorsitzende Deutscher Akademikerinnenbund e. V.)
  • Djemila Benhabib (Schriftstellerin und Aktivistin)
  • Annie Sugier (Präsidentin der League of International Rights of Women, gegründet von Simone de Beauvoir)
  • Sabine Stolle-Weigel (Lehrerin)
  • Kathrin Richter-Wißmann (Schulassistentin)
  • Doro Meuren (Bündnis 90/Die Grünen, Kreisverband Neckar Bergstrasse)
  • Julia Wöllenstein (Lehrerin und Autorin)
  • Marielouise Jurreit (Journalistin und Schriftstellerin)
  • Roswitha Reger (Sozialpädagogin)
  • Iranischer Frauenverein Parto e. V.
  • Ensaf Haidar (Präsidentin The Raif Badawi Foundation for Freedom, Autorin, Menschenrechtsaktivistin)
  • Serzan Celik (Bundesvorsitzender der Kurdischen Jugend Deutschland) Stephanie Sellier (Redakteurin)
  • Gruppe der Exil-Iranerinnen in Deutschland
  • Marina Koren (Vorsitzende Kulturschafft e. V. und Gründerin SoundKitchen.Berlin)
  • Philologenverband Schleswig-Holstein e. V.
  • Marcel Luthe (MdA, FDP)
  • Anja Thiele (Literaturwissenschaftlerin und wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Demokratie und Zivilgesellschaft)
  • Sama Maani (Schriftsteller und Psychoanayltiker)
  • Dr. Samuel Salzborn (apl. Professor für Politikwissenschaft an der Justus-Liebig-Universität Gießen)
  • Koschka Linkerhand (Herausgeberin von "Feministisch streiten" und Autorin)
  • Ali Utlu (Menschenrechtsaktivist, Religionskritiker und Blogger)
  • Hellen Langhorst (FEMEN Germany)
  • Klara Martens (FEMEN Germany)
  • Koljah (Rapper Antilopen Gang)
  • Jörg Elbe (Richard Dawkins Foundation Deutschland)
  • Prof. Dr. Karin Stögner (Professorin für Soziologie an der Universität Passau)
  • Masih Alinejad (Politische Aktivistin, Journalistin und Gründerin von My Stealthy Freedom)
  • Maria Ammann (Schauspielerin und Dozentin)
  • Amed Sherwan (Blogger und Aktivist)
  • Berîvan Aslan (Abgeordnete zum Nationalrat, Frauen- und KonsumentInnenschutzsprecherin der Grünen Österreich)
  • Ninve Ermagan (Freie Autorin und Bloggerin)
  • Saïda Keller-Messahli (Menschenrechtsaktivistin, Lehrperson und Autorin)
  • Dr. med. Volker Melichar (Kinderarzt)
  • Prof. Dr. Bassam Tibi (Politikwissenschaftler, Islamologe und Nahost-Experte)
  • Dr. phil. Ralph Ghadban (Islamwissenschaftler, Politologe und Publizist)
  • Dr. Farzana Soleimankehl-Hanke (Anwältin)
  • Prof. Dr. Dr. Jan Ilhan Kizilhan (Leiter des Instituts für Transkulturelle Gesundheitsforschung, Diplom-Psychologe, Professor für Soziale Arbeit und Autor)
  • Timon Delawari (Vorstandsmitglied Lesben- und Schwulenverband (LSVD) e.V.)
  • LAG Säkulare Linke Berlin (Landesarbeitsgemeinschaft Säkulare Linke des Landesverbands DIE LINKE. Berlin)
  • Herbert Wehner (Geschäftsführer der Sprach- und Bildungsförderung SprInt gGmbH)

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