Dass die weibliche Genitalverstümmelung in 31 Ländern Afrikas verbreitet ist, ist bekannt und mit Studien gut dokumentiert. Für die Verbreitung von weiblicher Genitalverstümmelung in Asien gibt es nur wenige Belege, obwohl dort ebenfalls Millionen von Frauen betroffen sind. TERRE DES FEMMES hat vorhandene Informationen über FGM in Asien gesichtet und so detailliert wie möglich aufbereitet.
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Studien über FGM in Asien
TERRE DES FEMMES hat Berichte und Studien gesammelt, die belegen, dass weibliche Genitalverstümmelung unter anderem auch in Südostasien und im Nahen Osten praktiziert wird. Leider sind die Quellen oft lückenhaft und nicht immer gemäß des wissenschaftlichen Standards, sodass man mitunter weder zuverlässige Aussagen über genauere Prozentzahlen machen, noch sagen kann, wer genau praktiziert, welche Form von FGM ausgeführt wird und was die Konsequenzen sind. Trotzdem geben Zeitungsmeldungen, Berichte einzelner Frauen sowie Fallstudien zumindest einen Einblick in die dort praktizierte weibliche Genitalverstümmelung, die Begründungsmuster, Formen und Verbreitung. Studien in diesen Regionen sind oft mit wenigen InformantInnen durchgeführt worden. Diese small scale studies sind als Blick durch ein Schlüsselloch zu bewerten: Sie zeigen, wo weibliche Genitalverstümmelung existiert und welche Formen, wann durch wen praktiziert werden, aber das vollständige Gesamtbild ist nicht sichtbar. Wir weisen daher explizit darauf hin, dass die Ergebnisse der Studien nicht auf das ganze Land übertragbar sein müssen und wir an weiteren Informationen immer interessiert sind!
Auch wenn noch viel Forschung nötig ist, haben wir im Folgenden anhand des vorliegenden Materials einen kurzen Überblick zusammengestellt. Bitte beachten: Wie in Afrika ist die weibliche Genitalverstümmelung auch in Asien sehr tabuisiert und wird extrem diskret behandelt. Während zahlreiche Aufklärungsprojekte und Forschungen in den afrikanischen Ländern eine umfangreiche Datenbasis ermöglicht haben, gibt es für die asiatischen Länder mal widersprüchliche, mal gar keine Informationen.
Dennoch möchten wir darauf aufmerksam machen, dass auch in Südostasien und im Nahen Osten Mädchen gefährdet und schützbar sind, Frauen unter den Folgen der Genitalverstümmelung leiden und der Verdacht, dass eine Familie in Deutschland Genitalverstümmelung praktizieren könnte, viel zu oft allein an die Hautfarbe gekoppelt ist.
Was wir wissen
Typ I und Typ IV kommen am häufigsten vor. Das heißt, es wird entweder die Klitoris(vorhaut) entfernt oder es finden andere Vaginalpraktiken statt. Diese umfassen das Anpieksen der Klitoris, das „Beräuchern“ der Vagina oder auch ein Abtupfen mit einem Wattebausch. All diese Riten sollen die Sexualität der Frau bändigen und kontrollierbar machen. Infibulation scheint nicht praktiziert zu werden.
Unseren Recherchen zufolge kommt FGM in Südostasien in Indonesien, Malaysia, Sri Lanka, Thailand, Indien und Pakistan vor und im Nahen Osten im Irak, Iran, Oman, Jemen, Saudi Arabien und in den Vereinten Arabischen Emiraten. Die Datenlage zu den VAE und Saudi Arabien ist allerdings zu rudimentär als dass man Länderprofile erstellen könnte. Über die weibliche Genitalverstümmelung in den VAE gibt es eine Studie mit 200 TeilnehmerInnen und in Saudi Arabien sind laut Forschungsstand ausschließlich Migrantinnen betroffen. Auch für Indien und Pakistan gibt es kaum wissenschaftliche Daten aber dafür einige persönliche Berichte und eine klar umrissene Betroffenengruppe: die Dawoodi Bohra. Manchmal ändert sich der Forschungsstand zu FGM schnell, wie im Irak in dem man lange davon ausging, dass Genitalverstümmelung nur in den kurdischen Gebieten praktiziert würde. Wir werden unsere Länderprofile ergänzen und anpassen, wann immer möglich. Hilfreiche Hinweise dazu sind herzlich Willkommen!
Die Begründungsmuster in Asien ähneln denen in Afrika; so sollen die Mädchen „rein“ sein oder es heißt, ihre Libido müsse kontrolliert werden. Interessant ist, dass die Genitalverstümmelung in Asien als religiöse Pflicht oder Empfehlung für ein gutes muslimisches Leben gilt. Entsprechend spielen religiöse Führer eine wichtige Rolle bei der Abschaffung der weiblichen Genitalverstümmelung während in den afrikanischen Prävalenzgebieten die Religion viel seltener aber von viel mehr Glaubensgemeinschaften als Begründung angegeben wird.
Sollten Sie zur weiblichen Genitalverstümmelung in Asien forschen oder unsere Quellen ergänzen können, kontaktieren Sie uns bitte unter genitalverstuemmelung@frauenrechte.de