Abschaffung und Prävention

Engagement von TERRE DES FEMMES

In Netzwerken, auf politischer Ebene, durch Schulungen, Vorträge, Ausstellungen usw. engagieren sich die Mitfrauen des Vereins TERRE DES FEMMES u.a. gegen weibliche Genitalverstümmelung. Foto: © TERRE DES FEMMESIn Netzwerken, auf politischer Ebene, durch Schulungen, Vorträge, Ausstellungen usw. engagieren sich die Mitfrauen des Vereins TERRE DES FEMMES u.a. gegen weibliche Genitalverstümmelung.
Foto: © TERRE DES FEMMES

Seit 1983 widmet sich der Verein inhaltlich und finanziell der Abschaffung weiblicher Genitalverstümmelung (Female Genital Mutilation - FGM). Seit 1995 arbeitet eine ehrenamtliche Arbeitsgemeinschaft zu diesem Thema und seit 1998 existiert das Referat in der Bundesgeschäftsstelle.

In Deutschland haben die jeweiligen Referentinnen Studien unter ÄrztInnen und EntwicklungshelferInnen durchgeführt, Schulungen für Fachpersonal angeboten, durch Kampagnen wie „Kein Schnitt ins Leben“ und „STOP FGM NOW“ die Öffentlichkeit auf dieses Thema aufmerksam gemacht und durch Broschüren wie „Wir schützen unsere Töchter“ (erschienen in sieben Sprachen) sowohl potentiell befürwortende Familien als auch deren Kontaktpersonen in pädagogischen, medizinischen und sozialen Berufen über Präventionsmöglichkeiten, Gesetzeslage und Gefahren aufgeklärt. Durch Publikationen, Aktionen (Unterschriftensammlungen, Konferenzen, Filmförderungen) und Projekte (z.B. Let's CHANGE), gefördert durch die Europäische Union) trug und trägt TERRE DES FEMMES erheblich dazu bei, dass grundlegende Kenntnisse über weibliche Genitalverstümmelung heute in Deutschland als Allgemeinwissen gelten.

Die Forderungen von TERRE DES FEMMES nach Beratungsstellen für Betroffene, dem Ruhen der Verjährungsfrist bis zur Volljährigkeit des Opfers, geschlechtsspezifischem Asyl bei drohender Genitalverstümmelung, der Übernahme von Behandlungskosten nach einer Genitalverstümmelung durch die Krankenkassen und nicht zuletzt das Gesetz gegen weibliche Genitalverstümmelung (§226a StGB) wurden erfüllt.

TERRE DES FEMMES unterstützt derzeit zwei lokale Initiativen gegen weibliche Genitalverstümmelung in Sierra Leone und in Burkina Faso.

Netzwerke in Deutschland und der EU

Neben TERRE DES FEMMES widmen sich viele weitere Nichtregierungsorganisationen, staatliche Institutionen und internationale Netzwerke der Abschaffung weiblicher Genitalverstümmelung. In Deutschland ist das Netzwerk Integra aktiv. Die Mitgliedsorganisationen engagieren sich in der Einzelfallberatung, Öffentlichkeitsarbeit, Lobbyarbeit, mit Projekten im Ausland, durch Studien und Wissensaustausch gegen weibliche Genitalverstümmelung. Zuletzt hat Integra im Auftrag des BMFSFJ eine qualitative Studie zu weiblicher Genitalverstümmelung in afrikanischen Diaspora-Communities in fünf deutschen Großstädten durchgeführt. TERRE DES FEMMES hat die Studie in Berlin koordiniert.

Seit 2014 ist die Bund-Länder-NRO Arbeitsgruppe gegen FGM wieder aktiv, in der sich TERRE DES FEMMES einbringt, um sich für die Beendigung von FGM einzusetzen. 

Auch in europäischen Netzwerken gegen weibliche Genitalverstümmelung ist TERRE DES FEMMES aktiv und arbeitet bereits mehrjährig mit EIGE (European Institute for Gender Equality) zusammen, um die Kenntnis über weibliche Genitalverstümmelung in der EU zu verbessern. Seit Januar 2016 ist TERRE DES FEMMES Mitglied bei End FGM European Network, einem Dachverband, der sich aus 15 nationalen NGOs zusammensetzt und für nachhaltige Maßnahmen gegen weibliche Genitalverstümmelung einsetzt.

Wenn es einem konkreten Anliegen dienlich ist, wenden wir uns auch direkt an die Weltgesundheitsorganisation oder die Vereinten Nationen. So tragen wir aktiv dazu bei, dass das globale Problem weibliche Genitalverstümmelung auch weltweit beachtet und ständig reduziert wird.

Individuelles Engagement

Damit eine mögliche Gefährdung schnell entdeckt und das Mädchen vor Genitalverstümmelung geschützt wird sowie damit Betroffene auf Verständnis, Unterstützung und Interesse stoßen, haben wir einen Leitfaden für Menschen in sozialen, medizinischen und pädagogischen Berufen (PDF-Datei) erstellt. Bitte lesen Sie diese Broschüre auch, wenn Sie sich berufsunabhängig auf mögliche Kontakte mit Gefährdeten und Betroffenen vorbereiten möchten!

Gefährdete Mädchen erkennen – diese Liste enthält Indizien, mit denen man den Verdacht auf eine drohende weibliche Genitalverstümmelung begründen kann:

  • Stammt die Familie aus einer Gesellschaft, die weibliche Genitalverstümmelung praktiziert?
  • Hat die Familie wenig Kontakt zur Mehrheitsgesellschaft?
  • Steht eine Reise zu den Großeltern bevor? Wurde in diesem Zusammenhang von Festlichkeiten gesprochen?
  • Sind der Familie Tradition und Riten wichtig? Werden gegensätzliche Geschlechterrollenbilder gepflegt und haben die Söhne mehr Freiheiten als die Töchter?
  • Hat sich jemand aus der Familie positiv zur weibliche Genitalverstümmelung oder negativ über unbeschnittene Frauen geäußert?
  • Sind Frauen der Familie genitalverstümmelt?

Je mehr Fragen Sie mit „Ja“ beantworten können, desto wahrscheinlicher ist es, dass ein Mädchen konkret gefährdet ist. Wenn Sie unsicher sind, ob Ihr Verdacht ausreicht, um sich einzumischen, melden Sie sich bei uns. Gemeinsam überlegen wir, welche Reaktion sinnvoll und für das Mädchen am Besten ist. Wenn Sie einen konkreten Verdacht haben, sprechen Sie mit dem örtlichen Jugendamt und fordern Sie, dass eine kompetente Mitarbeiterin die Familie besucht! Wenn Sie von einer drohenden weiblichen Genitalverstümmelung wissen, müssen Sie die Polizei einschalten!

Sollten Sie sich in Ihrer Freizeit gegen weibliche Genitalverstümmelung engagieren wollen, sind Sie herzlich eingeladen, der AG oder einer unserer Städtegruppen beizutreten. Wenn Ihnen die Zeit dafür fehlt, helfen Spenden, damit sich andere in Ihrem Interesse engagieren können.