A. besucht das FLORIKA-Projekt in Burgas

A. bei der Hausaufgabenbetreuung von FLORIKA. Foto: © FLORIKAA. bei der Hausaufgabenbetreuung von FLORIKA. (A. wollte auf dem Bild nicht erkannt werden.)
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A. ist 1998 in Burgas, Bulgarien geboren. Ihre Eltern gehören der Roma Minderheit an und haben – wie es ihre Tradition vorschreibt – sehr jung geheiratet. Als A. geboren wurde, waren ihre Mutter 15 und ihr Vater 17 Jahre alt. Ohne Ausbildung und Beruf hatten ihre Eltern keine Chancen Arbeit zu finden. Der Vater wurde Zuhälter und auf diese Weise ernährte er seine Familie. Er nahm A. oft mit, wenn er das Geld der Frauen einsammelte, die bei ihm arbeiteten. Für A. ist der Beruf ihres Vaters immer ein normaler Beruf gewesen. Sie ist im Roma-Viertel aufgewachsen. Das Leben außerhalb des Viertels kannte sie nie.

2010 hat sich A. für die ersten Kursangebote der Organisation FLORIKA eingeschrieben. Die Frauen der Organisation hatten vorher Werbung für ihre Gruppen und Projekte im Roma-Viertel von Burgas geleistet und Mädchen und Eltern direkt eingeladen. A. ist intelligent und wissbegierig. Von ihrem Vater hat sie gelernt, sich herrisch, fordernd und aggressiv zu verhalten, um sich durchzusetzen. Mit ihrem Verhalten hat sie bei FLORIKA viele Konflikte provoziert. Am Anfang kam sie mit wenigen Mädchen klar. A. hat das Projekt drei Jahre lang besucht. Sie hat an allen Aktivitäten - Tanzen, Malen, Kochen, Nähen teilgenommen. Peu à peu hat sie sich verändert. Die Sozialpädagoginnen haben ihr Vertrauen gewonnen. Viele persönliche Gespräche, Zuwendung und Geduld von allen MitarbeiterInnen haben aus A. eine zentrale Bezugsperson der Gruppen gemacht. Sie hat eine wichtige Position eingenommen und gelernt auch fremde Meinungen zu akzeptieren ohne aggressiv zu werden. Mit mehreren Mädchen hat sie sich angefreundet. Die Sozialpädagoginnen sind zu ihren Vertrauten und Beraterinnen geworden. Kleine und große Probleme sowie wichtige Entscheidungen wurden mit den Betreuerinnen besprochen. A.s Kenntnisse in Bulgarisch werden immer besser, genauso wie ihre Leistungen in der Schule. Nach vielen Gesprächen haben die Sozialpädagoginnen die Mutter von A. überzeugt, dass ihre Tochter intelligent ist und dass sie weiter die Schule besuchen und einen Beruf erlernen sollte, um Chancen auf ein besseres Leben zu haben. Auf dieser Weise durfte A. weiter lernen, statt traditionell jung verheiratet zu werden. A. ist jetzt 16, sie ist in der neunten Klasse.

Mädchen im FLORIKA-Projekt vor der TDF-Fahne. Foto: © Juliane von KrauseMädchen im FLORIKA-Projekt vor der TDF-Fahne.
Foto: © Juliane von Krause
TERRE DES FEMMES unterstützt FLORIKA gemeinsam mit STOP dem Frauenhandel seit 2012. Die Erfahrungen aus der FLORIKA- Projektarbeit zeigen: wenn es gelingt, die Mädchen zum Schulbesuch und –abschluss zu motivieren, dann entgehen sie der Gefahr schon früh verheiratet und/oder zur Prostitution gezwungen zu werden.

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