Aktuelles zum Thema Internationale Zusammenarbeit

Femizid als Rechtsbegriff im Ländervergleich

Bild 1„Wir wollen uns lebend“ – die feministische Bewegung in Lateinamerika fordert ein Ende der Femizide © Angélica Cruz Aguilar41 Messerstiche verübt durch ihren Ex-Partner, so stirbt die 28-jährige Milena G. Anfang November 2022 in Stadtallendorf (Hessen). Ihr Ex-Partner wollte die Trennung nicht anerkennen, hatte sie sogar gestalkt. Und Milena ist bei weitem kein Einzelfall. Jeden Tag registriert die Polizei in Deutschland einen Tötungsversuch an einer Frau, beinahe jeden dritten Tag wird eine Frau von ihrem (Ex)-Partner getötet. Während die Partnerschaftsgewalt in Deutschland in den letzten fünf Jahren um 3,4 Prozent zugenommen hat, steigt die öffentliche Aufmerksamkeit für Femizide nur langsam an. Deutsche Medien berichten noch immer von Familientragödien oder Beziehungsdramen statt von Femiziden. Belgien möchte dem nun mit einem Gesetzentwurf zu Femiziden entgegenwirken – eine Ausnahme in Europa, wo bisher nur Spanien und Italien entsprechende Gesetze verabschiedet haben. In vielen lateinamerikanischen Ländern ist „Femizid“ dagegen ein Rechtsbegriff und als solcher schon seit Jahren Bestandteil des Strafgesetzbuches.

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Die vergessene Krise in der Sahelzone

Don aux pdi 2Millionen Menschen in der Sahelzone sind auf der Flucht und dringend auf Hilfe angewiesen – die große Mehrheit sind Frauen und Kinder © ABNNach monatelanger Diskussion ist die Entscheidung gefallen: Deutschland beendet den Bundeswehr-Einsatz in Mali, bis Mai 2024 sollen die letzten der aktuell noch knapp 1.200 SoldatInnen aus dem westafrikanischen Land abgezogen werden. Der Beschluss und die ihm vorhergehende politische Debatte werfen ein kurzes mediales Schlaglicht auf eine krisengeschüttelte Region, deren Leid in deutschen und internationalen Massenmedien meist kaum mehr als eine Randnotiz darstellt: die Sahelzone. Dschihadistischer Terror, politisches Chaos, klimawandelbedingte Dürreperioden und Überflutungen – die ohnehin von chronischer Armut geprägte Region steht vor einer Vielzahl immer gravierenderer Probleme. Allein im ersten Halbjahr 2022 sind mehr als 2.200 Menschen in der Sahelzone durch Gewalttaten ums Leben gekommen, Millionen sind auf der Flucht und von Hunger bedroht. Die Ausmaße der Sicherheits- und humanitären Krise sind historisch und stehen in der Berichterstattung dennoch viel zu oft im Schatten anderer globaler Notlagen.

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„Ich will ein anderes Morgen erleben“ –

Interview mit einer Rechtsanwältin aus Nicaragua

DSCF5726Vor allem für gewaltbetroffene Frauen sieht die Zukunft weit weniger strahlend aus, denn immer mehr Frauenrechtsorganisationen werden verboten.© TERRE DES FEMMES Nicaragua durchlebt seit fünf Jahren eine schwere politische Krise. Laut dem Atlas der Zivilgesellschaft von Brot für die Welt und Civicus (2022), der bemisst, welchen Handlungsspielraum zivilgesellschaftliche Organisationen und AktivistInnen weltweit haben, gilt Nicaragua als „geschlossener Kontext“*, in dem (tatsächlich oder vermeintlich) kritische Stimmen gezielt zum Schweigen gebracht werden. Die Repression v.a. von Menschenrechtsorganisationen ist mittlerweile gesetzlich verankert und allgegenwärtig, rund 2.000 NGOs wurde seit April 2018 bereits der Rechtsstatus entzogen und die Zwangsschließung verordnet. 

Anmerkung der Redaktion: Aus Schutzgründen werden im Folgenden weder der Name der Anwältin noch des Arbeitgebers, einer Hilfsorganisation im zentralamerikanischen Nicaragua, genannt. Das Interview führte Birgitta Hahn vom Referat für Internationale Zusammenarbeit.

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„Ich wollte nicht mehr nur Kleidung für mich und meine Kinder nähen, sondern richtig Geld verdienen“

Aus der Reihe: Gespräche mit Teilnehmerinnen am Kooperationsprojekt MIRIAM in Nicaragua

DSCF0617Jungunternehmerinnen Nerlin (links) und Blanca (rechts) in ihrem Schneiderei-Atelier in Estelí © TERRE DES FEMMESIm September 2022 sprach Birgitta Hahn von TDF mit den beiden Jungunternehmerinnen Blanca Enaira Silva Picharra und Nerlin Isabel Anólida Correa. Die Frauen haben eine Berufsausbildung in Modedesign und Schneiderei bei der TDF-Partnerorganisation MIRIAM absolviert und später an verschiedenen Spezialisierungskursen z.B. zur Herstellung von Sport- und Herrenbekleidung teilgenommen. Heute sind sie Geschäftspartnerinnen mit eigenen Modelabels in Estelí, der größten Stadt im Norden Nicaraguas.

MIRIAM bietet seit 2019 neben vier zertifizierten Berufsausbildungen auch Spezialisierungskurse zur Vertiefung und Erweiterung von berufspraktischen Kenntnissen an. Diese wertet MIRIAM systematisch aus und verbessert sie beständig. Anfänglich war die Laufzeit eines Spezialisierungskurses auf drei Monate begrenzt, viele Frauen konnten so nicht ausreichend Übungserfahrung sammeln. Mittlerweile laufen die Kurse länger und zeigen nachhaltig Wirkung. Auch die Themen orientieren sich immer an den Bedarfen der Frauen.

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„Es braucht nicht immer viel Geld, um ein Unternehmen in Gang zu bringen“

Interview mit fünf Mentorinnen für angehende Unternehmerinnen in Nicaragua

DSCF0321Die Unternehmerinnen diskutieren ihre Ideen mit den Mentorinnen. © TERRE DES FEMMES Die TDF-Partnerorganisation Asociación Proyecto MIRIAM hat seit 2020 ein Mentorinnen-Programm für angehende Unternehmerinnen aufgebaut. Allen Frauen, denen das Programm zugutekommt, ist gemein, dass sie ein eigenes Unternehmen gründen wollen oder bereits gegründet haben. Viele der Frauen haben bei MIRIAM Berufsbildungs- und Businessplanungskurse besucht. Doch meist fehlt es an Erfahrungswissen und positiven Vorbildern, die die Frauen unternehmerisch inspirieren, motivieren und ihr Selbstbewusstsein stärken. Hier berichten fünf Mentorinnen, warum sie Mentorinnen geworden sind, was das Programm bereithält und wie sie es bewerten.

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Afghanistan – Neues Kooperationsprojekt seit Oktober 2022

afghanistan g591185378 1920 Die Wiedereröffnung des Frauenbildungszentrums ist ein Lichtblick@Amber Clay auf PixabayIn den deutschen Medien spielt ihre Lage kaum noch eine Rolle und ist für sie selbst doch ein Desaster: Frauen und Mädchen in Afghanistan. Die Hiobsbotschaften rund um die Einschränkung ihrer Menschenrechte reißen nicht ab.

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Flor’s Geschichte

Aus der Reihe: Gespräche mit Teilnehmerinnen am Kooperationsprojekt MIRIAM in Nicaragua

DSCF0898Flor mit einer ihrer Töchter © TERRE DES FEMMES Bei ihrer Besuchsreise nach Nicaragua im September 2022 sprach Birgitta Hahn von TERRE DES FEMMES auch mit Flor (ihr Nachname wird aus Schutzgründen nicht genannt), die bei der TDF-Partnerorganisation MIRIAM rechtliche und psychologische Beratung in Anspruch nimmt. Flor ist 37 Jahre alt und Mutter von vier Kindern.

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Projektupdate Mali für das erste Halbjahr 2022

APDF berät und sensibilisiert zu Frauenrechten und geschlechtsspezifischer Gewalt © APDF

Bereits seit acht Jahren ist die UN-Mission MINUSMA in Mali aktiv – doch Frieden, Sicherheit und Stabilität scheinen weiter entfernt denn je. Nach steigenden Spannungen im Verhältnis zur herrschenden Militärjunta hat Frankreich im August 2022 seine Truppen abgezogen. Die deutsche Bundeswehr ist weiterhin in Mali aktiv, doch auch dieser Einsatz ist zunehmend umstritten. Währenddessen halten Gewalt und Chaos im Land an: UN-Angaben zufolge befinden sich rund 75 Prozent des Hoheitsgebiets unter der Kontrolle extremistischer Gruppierungen, dschihadistisch motivierte Terroranschläge sind an der Tagesordnung. Und auch den nationalen Sicherheitskräften werden immer wieder schwerste Menschenrechtsverletzungen vorgeworfen – Ende März 2022 sollen malische Streitkräfte in Moura rund 300 Zivilisten hingerichtet haben, Human Rights Watch zufolge das schlimmste bisher in dem langjährigen Konflikt verzeichnete Massaker. Die Zivilbevölkerung wird zwischen den Fronten aufgerieben, und ganz besonders hart trifft die Gewalt die malischen Frauen und Mädchen.

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Projektupdate Burkina Faso für das erste Halbjahr 2022

ABN klärt über die Gefahren und Folgen von FGM auf © ABN

Das Jahr 2022 begann in Burkina Faso mit einem politischen Paukenschlag: Die bisherige zivile Regierung wurde durch einen Militärputsch aus dem Amt gedrängt. Große Proteste innerhalb des Landes blieben aus, denn angesichts der anhaltenden dramatischen Sicherheitskrise sehnt sich die burkinische Bevölkerung vor allem nach einem Ende von Terror und Gewalt – stabile demokratische Strukturen sind zweitrangig. Doch auch die Militärjunta bekam die Lage nicht in den Griff, Wut und Proteste der Bevölkerung wuchsen erneut und bereits Ende September folgte der zweite Staatsstreich in neun Monaten, bei dem der bisherige Chef des Militärregimes, Paul-Henri Sandaogo Damiba, durch Ibrahim Traoré als neuen Staats- und Militärführer ersetzt wurde. Ob dieser größeren Erfolg bei der Bewältigung der Krise haben wird als seine Vorgänger, ist mehr als fraglich.

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„Einmal mehr sind es nun vor allem die Afghaninnen, die die Folgen dieser gedankenlosen internationalen Politik ausbaden müssen.“ – Persönliche Rezension des Buches: „Die Afghaninnen: Spielball der Politik“ von Shikiba Babori

Shikiba Babori und Jana stehen zusammen für ein FotoTDF-Praktikantin Jana traf Shikiba Babori auf der Afghanistan-Konferenz der Alice-Schwarzer-Stiftung in der französischen Botschaft am 26. September 2022; © TERRE DES FEMMES.Mein Name ist Jana. Ich bin seit September 2022 Praktikantin im Referat für Internationale Zusammenarbeit bei TERRE DES FEMMES und habe das im Juli 2022 erschienene Buch „Die Afghaninnen: Spielball der Politik“ gelesen…

In dem Buch schildert die Autorin und Journalistin Shikiba Babori die jüngsten politischen Ereignisse in Afghanistan und thematisiert dabei die Rolle der Frauen in unterschiedlichen Lebensbereichen. Um diese einordnen zu können, wirft Babori zuerst ein Blick auf die afghanische Geschichte. Dabei wird deutlich, dass es neben vielen dunklen Jahren für die Frauenrechte auch einige liberale Phasen gab. So konnten afghanische Frauen unter der Herrschaft von Zahir Shah 1949 erstmals wählen. Unter sowjetischer Besatzung Ende der siebziger Jahre kam es trotz berechtigter Kritik an der „Fremdherrschaft“ zu staatlich geförderten Emanzipationsbewegungen.

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