Noch viel zu tun: Geschlechtergerechtigkeit in Deutschland im G7 – Ländervergleich

Scholz spricht beim G7 Gipfel, im Hintergrund sind die Flaggen der Mitgliedstaaten zusehenBundeskanzler Scholz beim G7-Treffen in Elmau © Bundesregierung/Güngör Nach dem G7 Gipfel Ende Juni in Elmau haben sich die Staats- und Regierungschefs der USA, Japan, Frankreich, Kanada, Italien, Großbritannien und Deutschland darauf geeinigt, ein jährliches Monitoring ihrer Länder zu veröffentlichen, um die Gleichstellungspolitik der jeweiligen Länder transparenter evaluieren zu können. Mithilfe von zwölf Indikatoren, unter anderem in den Bereichen Bildung, Beschäftigung, unternehmerischer Tätigkeit, Frauen in Führungspositionen, politischer Teilhabe, Gewalt in der Partnerschaft und Entwicklungszusammenarbeit, kann nun für jedes Land der G7 und für die EU die Lage der Gleichstellung einzeln und im Vergleich mit den übrigen OECD-Ländern analysiert werden.

Deutschland nimmt im G7-Vergleich keine Vorreiterrolle bei der Geschlechtergerechtigkeit ein

Im ersten Monitoring, das zusammen mit der Beschlussfassung veröffentlicht worden ist, schneidet Deutschland neben den anderen G7-Staaten insgesamt nur mittelmäßig ab. Beispielsweise war unter allen Personen, die 2020 in Teilzeit arbeiten, der Anteil an Frauen in Deutschland von allen sieben Ländern mit 79 Prozent im Jahr 2020 am höchsten. Auch beim Rentenunterschied (Gender Pension Gap) zwischen Frauen und Männern weist Deutschland im Vergleich zu den anderen G7-Ländern zusammen mit Japan die größten Diskrepanzen auf. Frauen in Deutschland erhalten 39,2 Prozent weniger Rente als Männer, während der Unterschied in Kanada bei 21,8 Prozent und in Frankreich bei 30,6 Prozent liegt.

Die Differenz bei der Rente ist unter anderem auch eine Folge des nach wie vor bestehenden hohen Lohnunterschieds zwischen Männern und Frauen. Obwohl die unbereinigte Lohnlücke zwischen den Gehältern von Männern und Frauen in den letzten 10 Jahren (zwischen 2010 und 2020) in Deutschland um immerhin 2,8 Prozent sank, bleibt Deutschland mit 13,9 Prozent auch in diesem G7-Vergleich hinter Ländern wie Italien, Frankreich und Großbritannien zurück. Auch im EU-Schnitt fällt der Lohnunterschied mit 10,8 Prozent deutlich geringer aus.Eine junge Frau arbeitend in einem handwerklichen Beruf Trotz gesunkener Beschäftigungslücke ist es noch ein weiter Weg zur Geschlechtergerechtigkeit in Deutschland © Pixabay/Chevanon

Eine 2020 veröffentlichte Studie des Deutschen Instituts für Entwicklungspolitik in Zusammenarbeit mit dem Deutschen Frauenrat und dem Verband deutscher Unternehmerinnen beurteilte die Umsetzung (Stand 2020) der bis zu diesem Zeitpunkt bereits bestehenden Geschlechtergerechtigkeitsziele in Deutschland, zu denen sich die Regierung in den G7- und G20-Treffen seit 2009 verpflichtet hatte. Beide Foren formulierten viele allgemeine Ziele, Stellungnahmen und Einigungen, die keine verbindlichen Zusagen der Mitgliedstaaten forderten, sondern eher die grundsätzliche Bedeutung der Geschlechtergerechtigkeit in den Fokus rücken. Der Schwerpunkt lag größtenteils auf der Verbesserung der ökonomischen Situation von Frauen und besseren Bedingungen auf dem Arbeitsmarkt, sowie finanzieller Inklusion. Als konkretes quantitatives Ziel wurde etwa gesetzt, die Beschäftigungslücke zwischen Männern und Frauen von 2015 bis 2025 um insgesamt 25 Prozent zu senken. Hier sehen die AutorInnen der Studie auch deutliche Fortschritte in Deutschland: zwischen 2014 und 2018 wurde die Beschäftigungslücke um rund 11 Prozent reduziert. Zu anderen Schlüsselthemen der Geschlechtergerechtigkeit, wie Bildung oder Zugang zu Führungspositionen, wurden deutlich weniger Reformen und Initiativen registriert. Es bleibt folglich noch viel zu tun, um die Gleichstellung in Deutschland voranzutreiben und den formulierten Zielen Taten folgen zu lassen, die eine wirklich konkrete Verbesserung der Geschlechtergerechtigkeit bewirken.

 

Stand 07/2022