Projektupdate Burkina Faso für das zweite Halbjahr 2021

Extremistische Terroranschläge, die bereits den Beginn des Jahre 2021 geprägt hatten, konnten auch in der zweiten Jahreshälfte nicht eingedämmt werden. Stattdessen nahmen Gewalt und Vertreibung immer weiter zu. Die Zivilgesellschaft trug ihre Frustration über das staatliche Unvermögen, dem Terror Einhalt zu gebieten, in immer größeren Protesten auf die Straße. Der Rückhalt der Regierung schwand und die politischen Unruhen gipfelten Anfang 2022 schließlich in einem von großen Teilen der Bevölkerung unterstützten Militärputsch, der die bisherige zivile Regierung aus dem Amt drängte.

Sexualisierte Gewalt gegen Frauen und Mädchen als Waffe

Folge des zunehmenden Terrors ist vor allem auch die weitere Verbreitung sexualisierter Gewalt als gezielt eingesetzte Waffe. Das trifft insbesondere die burkinischen Frauen und Mädchen. Die Angst vor Anschlägen und Übergriffen, sowie die immer akutere, klimawandelbedingte Nahrungsknappheit sorgen dafür, dass die Zahl der Binnenvertriebenen immer stärker anwächst – mehr als 1,5 Millionen Menschen sind inzwischen innerhalb der Landesgrenzen auf der Flucht.

Das Gewaltschutzzentrum von ABN: Beratungs- und Zufluchtsort

Bild1 Art.BFAustausch zu Frauenrechten im Rahmen einer Sensibilisierungsveranstaltung © ABN

In diesem Kontext ist die Arbeit unserer Partnerorganisation Association Bangr Nooma (ABN) wichtiger denn je. In dem Gewaltschutzzentrum CAECF (Centre d’Accueil, D’Ecoute et de Conseils pour les Femmes et les Filles) bieten sie gewaltbetroffenen Frauen und Mädchen eine Anlaufstelle zur Beratung oder auch Unterstützung in Form einer kurzfristigen Unterkunft. Besonders setzt sich ABN gegen weibliche Genitalverstümmelung (engl. Female Genital Mutilation – FGM) ein, wovon noch immer 76 Prozent aller Frauen und Mädchen in Burkina Faso betroffen sind.

Im zweiten Halbjahr 2021 konnten 61 hilfesuchende Frauen und Mädchen im Gewaltschutzzentrum beraten werden. Ihre Geschichten sind ganz unterschiedlich: Die 15-jährige Raissa* wurde ungewollt schwanger, der Vater des Kindes leugnet die Vaterschaft und Raissas Familie hat sie wegen ihres unehelichen Kindes verstoßen. Yvette*, 19 Jahre alt, hat ihre Eltern bei einem Terroranschlag verloren und lebt nun bei einer Familie, die sie als Haushaltshilfe ausbeutet und deren ältester Sohn sie sexuell missbraucht hat. Der Ehemann von Sakina* will sie verlassen und mittellos zurücklassen, weil sie keine Kinder zur Welt gebracht hat. Sie alle erhalten im CAECF dringend benötigte psychosoziale und rechtliche Beratung.

Immer wieder wenden sich auch von FGM betroffene Frauen an ABN, die unter gravierenden gesundheitlichen Folgeschäden wie Wucherungen oder schlimmen Fistelbildungen leiden. Auch im zweiten Halbjahr 2021 ermöglichte ABN wieder mehrere Operationen zur Behandlung derartiger Beschneidungsfolgen.

Aufklärung und einkommensschaffende Maßnahmen zur Gewaltprävention

Bild2 Art.BFWorkshop zur Herstellung von Flüssigseife © ABNAußerdem wurden Sensibilisierungskampagnen durchführt, über die knapp 1.000 Menschen erreicht werden konnten. Privatere Gespräche im Rahmen von Hausbesuchen, sowie größere Diskussionsrunden und Informationsveranstaltungen stellten sicher, ein breites, generationen- und geschlechterübergreifendes Publikum zu erreichen. So wurde auch eine Radiosendung produziert, die zu Themen wie Frauenrechten, Gewalt gegenüber Frauen und weiblicher Genitalverstümmelung aufklärte. Damit vor allem auch die junge Generation ein verändertes Verhältnis und Verständnis zu FGM entwickelt, organisierte ABN zudem eine Konferenz in einer Schule und trat in direkten Austausch mit den SchülerInnen.

Um auf die in Beratungsgesprächen immer wieder beklagten finanziellen Nöte und fehlenden beruflichen Perspektiven vieler Frauen zu reagieren, wurde im Juli 2021 ein Seminar zur Herstellung von Flüssigseife abgehalten. Die dabei gewonnenen Kenntnisse eröffneten den teilnehmenden Frauen und Mädchen die Möglichkeit, später selbst Seife zu verkaufen und so ein eigenes Einkommen zu schaffen.

Mit immer neuen Ideen und Ansätzen sowie einem großartigen Engagement setzte sich ABN auch in der zweiten Jahreshälfte 2021 für die Rechte burkinischer Frauen und Mädchen und gegen die schädliche Praktik der weiblichen Genitalverstümmelung ein. TDF unterstützte sie dabei tatkräftig und wird dies auch weiterhin tun. Seien auch Sie Teil davon und helfen Sie mit einer Spende mit!

*Namen geändert