Auch das zweite Halbjahr des Jahres 2021 lässt aus politischer, sicherheitstechnischer und menschenrechtlicher Perspektive keine positive Bilanz zu. Extremistische Terrorgruppen dringen von Norden kommend immer weiter in den Süden des Landes vor und die eigentlich für Beginn 2022 angesetzten Wahlen für eine neue Regierung wurden abgesagt. Der Klimawandel und der vorrübergehende Ausschluss des Landes aus der westafrikanischen Handelsgemeinschaft verschlimmerten die Versorgungslage täglich. Außerdem breitet sich die Corona-Pandemie immer weiter aus, begünstigt durch die schwachen staatlichen Strukturen und das mangelhafte Gesundheitssystem. Leidtragende sind dabei insbesondere Frauen und Kinder.
APDF bietet weiter Schutz und Unterstützung
Die ‚Association pour le Progrès et la Defense des Droits des Femmes‘ (APDF), malische Partnerorganisation von TERRE DES FEMMES, setzt sich seit Jahren für die Rechte von Frauen und Mädchen vor Ort ein. Sie betreibt drei Gewaltschutzzentren – in Bamako, Mopti und der Krisenregion Gao. TDF unterstützt v.a. die Zentren in Bamako und Gao. Seit September 2021 konnten dort insgesamt 225 Frauen und Mädchen aufgenommen werden, 45 davon über einen längeren Zeitraum. Amina*, eine 27-jähige Frau, erzählte verzweifelt von Beleidigungen und Ausgrenzung durch ihre Familie, da sie nicht verheiratet sei. Suza* wurde sexuell missbraucht und entkam nur knapp einem Tötungsdelikt und Esra* erlebte körperliche und psychische Gewalt in ihrer Ehe. In den Zentren der APDF erhielten alle schutzsuchenden Frauen und Mädchen psychosoziale Beratung durch ausgebildete Pyschologinnen. 70 Prozent der Frauen und Mädchen wurden außerdem anwaltlich unterstützt und rund die Hälfte von ihnen zusätzlich medizinisch versorgt.
Gewaltprävention durch Aufklärung und Ausbildung
Neben den Beratungs- und Hilfsangeboten führt die APDF auch Ausbildungskurse durch. So soll den Frauen (mehr) finanzielle Unabhängigkeit ermöglicht werden, die oft dazu führt, dass sie in familiäre Entscheidungsprozesse einbezogen werden und gewaltvolle Beziehungen verlassen können. 60 Frauen und Mädchen nahmen seit Herbst 2021 an den Berufsbildungen in Näherei und Hennakunst teil. Außerdem setzte APDF ihre intensiven Sensibilisierungsmaßnahmen erfolgreich fort: im letzten Halbjahr wurden Radiosendungen zu FGM und Hygienemaßnahmen in Bezug auf Covid-19 in sechs Gemeinden übertragen, acht Aufklärungsveranstaltungen fanden in Zusammenarbeit mit religiösen und kommunalen Autoritäten in Gao und Bamako statt und die Hausbesuche zum Austausch mit Frauen über ihre Rechte und den Schutz vor Corona wurden verstetigt.
Informationsveranstaltung zu Frauenrechten und Corona-Maßnahmen © APDF
Trotz schwieriger Umstände trieb APDF auch in der zweiten Jahreshälfte 2021 tatkräftig die Durchsetzung der Rechte der Frauen und Mädchen in Mali voran. Mit sehr positiven Ergebnissen – zahlreiche Frauen in Not haben mit den Gewaltschutzzentren eine kompetente Anlaufstelle und gehen gestärkt aus der Beratung und Förderung hervor. Viele schaffen anschließend den Ausstieg aus der Gewalt. Bitte unterstützen Sie mit uns die unverzichtbare Arbeit der APDF!
Eindrücke aus einem Kurs zur Schneiderinnenausbildung © APDF
Frauen beim Erlernen der Henna-Malerei © APDF
*Die Namen der betroffenen Frauen wurden geändert.
Stand: 03/2021