Einblick der TDF-Städtegruppe Leipzig in den Aktions- und Informationstag zu weiblicher Genitalverstümmelung am 10. Juli 2021

IMG 20190216 232234Bildrecht: Seraphine Detscher
Tänzerin und Choreografin Seraphine Detscher
Gut 20 Frauen setzten sich am 10. Juli 2021 mit dem schwierigen und erschütternden Thema der weiblichen Genitalverstümmelung (engl. Female Genital Mutilation bzw. FGM) auseinander. Anlass war ein Aktions- und Informationstag mit der Aktivistin Rakieta Poyga aus Burkina Faso, den wir online veranstalteten.

Eine leichte und willkommene Einstimmung war der Body-Workshop von Seraphine Detscher (Tänzerin und Choreographin). Hier konnten wir erfahren, wie wichtig das Körpergefühl ist. Mit kleineren und stärkeren Muskelanspannungen, Gewichtsverlagerungen und Bewegungen zeigte sich die Empfindungsfähigkeit des Körpers.

 

So konzentriert und mit freiem Kopf konnten wir die erschütternden Zahlen und Fakten zur weiblichen Genitalverstümmelung aufnehmen. TDF-Vorstandsfrau Godula Kasack gab einen Überblick zum Thema: In Deutschland sind ca. 75.000 Mädchen und Frauen von FGM betroffen und weitere 20.000 gefährdet (TDF-Dunkelzifferstatistik 2020).

Weibliche Genitalverstümmelung ist in Deutschland genauso verboten wie in Burkina Faso.

Zur Lage in dem afrikanischen Land berichtete dann sehr eindrücklich und anschaulich Rakieta Poyga. Sie erzählte von der Arbeit ihres Vereins Association Bangr Nooma (ABN). Gemeinsam mit dem ABN-Team klärt Poyga auf, überzeugt Dorfvorsteher und andere einflussreiche Beteiligte, die Beschneidung in der Community aufzugeben und begleitet sogenannte „Beerdigungszeremonien“. Durch das rituelle Begraben der Beschneidungswerkzeuge wird das offizielle Ende von FGM in der Community markiert. Auf Fotos zeigte sie uns, wie die Instrumente vergraben werden.

tdf17 fr 112Bildrecht: Alexander Gonschior
Anti-FGM-Aktivistin Rakieta Poyga
In kleinen Gruppen diskutierten wir dann zunächst das Gehörte. Angesichts der Zahlen ist es offensichtlich, dass FGM uns auch in Deutschland betrifft. Auch hier steht Aufklärung an oberster Stelle im Kampf gegen diese grausamen Praktiken.

Aus den kleinen Gruppen heraus entwickelte sich noch eine lebhafte Diskussion zum Thema. Im Mittelpunkt stand dabei der Aspekt der Religion. Prinzipiell findet FGM nicht aus religiösen Gründen statt. Aber es gibt natürlich Anknüpfungspunkte, wie den Stellenwert der Jungfräulichkeit. Am Schluss stand die Erkenntnis, dass ein wesentlicher Aspekt der Religionen bei FGM nicht etwa ein Gebot zur Beschneidung ist, sondern die Kontrolle über den Körper und die Sexualität der Frau.