Antifeminismus weltweit im Trend – Einsatz für Gleichberechtigung wichtiger denn je!

Vielfältige Lebensentwürfe und selbstbestimmte Sexualität sind AntifeministInnen ein Dorn im Auge.Vielfältige Lebensentwürfe und selbstbestimmte Sexualität sind AntifeministInnen ein Dorn im Auge. © pixabay.comAntifeminismus hat eine lange Tradition: Er entwickelte sich schon Ende des 19. Jahrhunderts als antiemanzipatorische Reaktion auf die feministische Bewegung und den Kampf für die Gleichberechtigung und Gleichstellung von Männern und Frauen. Er richtet sich gegen geschlechtliche und sexuelle Vielfalt, gegen Geschlechtergerechtigkeit und die Erziehung zu selbstbestimmter Sexualität. AntifeministInnen vertreten rückwärtsgewandte Rollenbilder, beklagen die Auflösung vermeintlich traditioneller Familien und setzen sich gegen eine diverse Gesellschaft mit vielfältigen Lebensentwürfen ein. Zudem bekämpfen sie die Geschlechterforschung und den Gender-Mainstreaming-Ansatz und lehnen die Gleichberechtigung von Mitgliedern der LGBTQI*-Community ab.

Im 21. Jahrhundert werden antifeministische Positionen weltweit offen von rechtsradikalen Bewegungen, sogenannten Maskulinisten und rechtspopulistischen Parteien vertreten, z.B. in Form von Rassismus, Islamfeindlichkeit und dem Rückgriff auf die Bewahrung vermeintlich traditioneller, konservativer oder christlicher Werte. Wie die Leipziger Autoritarismus Studie 2020 zeigt, ist Antifeminismus auch in Deutschland weit verbreitet und keineswegs nur ein Problem von Regierungen wie der Brasiliens unter Jair Bolsonaro, der der USA unter Donald Trump und der Polens mit Mateusz Morawiecki an der Spitze.

Verbreitung von Antifeminismus und Sexismus in Deutschland

Antifeministische Bewegungen gehen besonders gegen die (reproduktiven) Rechte von Mädchen und Frauen vor.  © pixabay.comAntifeministische Bewegungen gehen besonders gegen die (reproduktiven) Rechte von Mädchen und Frauen vor. © pixabay.comDie AutorInnen der Studie kommen u.a. zu dem Ergebnis, dass 47,3% der Männer und 28,7% der Frauen zumindest einer antifeministischen Aussage wie „Frauen machen sich in der Politik häufig lächerlich.“ oder „Frauen übertreiben ihre Schilderungen über sexualisierte Gewalt häufig, um  Vorteile aus der Situation zu schlagen.“ zustimmen. Das entspricht rund einem Drittel der bundesdeutschen Bevölkerung. Immerhin erkennen 73,5% der Befragten an, dass Frauen Diskriminierung ausgesetzt sind, und möchten dagegen vorgehen, es gibt also eine Sensibilisierung für die Problematik. Daneben gibt es aber leider große Personengruppen, die sexistisch oder antifeministisch denken. Antifeministische Weltbilder sind der Studie zufolge besonders häufig in Ostdeutschland vertreten, aber auch im profeministischeren Westdeutschland lässt sich sexistisches Gedankengut verorten. Die AutorInnen kommen deshalb zu dem Schluss, dass profeministische, antifeministische und sexistische Weltbilder durchaus miteinander einhergehen können. Dies entspricht auch einer aktuellen Entwicklung, der zufolge Themen der feministischen Bewegung von rechten Gruppen besetzt werden, um Frauen für ihre Ideologie und Projekte zu gewinnen.

Im Zusammenhang mit der Corona-Pandemie und deren Verharmlosung oder Leugnung ist zudem interessant, dass autoritäre Einstellungen und ein Hang zu Verschwörungstheorien maßgebliche Triebkräfte für Antifeminismus und Sexismus sind. AntifeministInnen und Corona-SkeptikerInnen haben häufig auch ein antimodernes Weltbild und wissenschaftsfeindliches Argumentieren gemeinsam.

Politisch rechts orientierte Menschen vertreten der Studie zufolge häufiger antifeministische Ideen, wer sich auf der Skala der politischen Ideologien links einordnet, ist eher profeministisch. Sexismus lässt sich keiner bestimmten politischen Orientierung zuordnen.

Auswirkungen

Antifeminismus hat vielfältige, gefährliche und reale Auswirkungen. So....

  • ließen sich antifeministische Motive bei diversen rechtsterroristischen Attentätern wie z.B. denen von Christchurch oder Halle feststellen.
  • gehen Bewegungen wie die europäische „Agenda Europe“ aktiv gegen die sexuellen und reproduktiven Rechte von Mädchen und Frauen vor: in den fünf Jahren des Bestehens dieses antifeministischen Netzwerks hat es die Gründung von mindestens 18 politischen Initiativen befördert. Diese sind auf nationaler Ebene, in der Europäischen Union und im Europarat tätig und verfolgen das Ziel, das Recht von Frauen auf Abtreibung sowie die Rechte von LGBTQI*-Personen auszuhöhlen.
  • werden im Alltag besonders Frauen, die sich gegen Sexismus und Rassismus einsetzen, mit Beleidigungen, Gewalt- und Morddrohungen eingeschüchtert oder zum Schweigen gebracht.

Die schockierenden Ergebnisse der Studie und die aktuellen Entwicklungen der antifeministischen Bewegungen zeigen einmal mehr, wie wichtig die Arbeit von TDF im Einsatz für die Rechte von Mädchen und Frauen weltweit ist und bestärken uns darin, diesen Kampf weiterzuführen!

Unterstützen auch Sie uns im Kampf gegen Antifeminismus weltweit! Wir brauchen Sie!

 

Stand: 12/2020

 

Quellen:

Gender und Antifeminismus – Amadeu Antonio Stiftung

Decker-Braehler-2020-Autoritaere-Dynamiken-Leipziger-Autoritarismus-Studie (PDF-Datei)

Infothek Antifeminismus | BAG kommunaler Frauen- und Gleichstellungsbeauftragter Deutschlands

Retraditionalisierung, Corona-Verschwörungen und Antifeminismus | Gunda-Werner-Institut | Heinrich-Böll-Stiftung

‚Agenda Europe‘: ein extremistisches christliches Netzwerk im Herzen Europas | Gunda-Werner-Institut | Heinrich-Böll-Stiftung