Über den Zeitraum von 10 Jahren hat TERRE DES FEMMES die pädagogische Arbeit der Roma-Union mit Mädchen im Projekt FLORIKA in Burgas, Bulgarien gefördert. Diese Förderung erreicht Mädchen, die besonders gefährdet sind, Opfer von Menschenhandel zu werden. Wir wollten mithelfen zu verhindern, dass Mädchen in die Zwangsprostitution gelangen. Hier wirkt das Projekt sehr erfolgreich, die Teilnehmerinnen konnten nicht von den Menschenhändlern rekrutiert werden. Es haben mehr als 400 Mädchen an den Programmen teilgenommen.
Zielsetzungen der Arbeit des Projektes FLORIKA sind auch, die teilnehmenden Mädchen neben der Schule so umfassend persönlich zu fördern und zu begleiten, dass sie einen Schulabschluss schaffen und eventuell auch eine weiterführende Schule besuchen und eine Berufsausbildung machen.
Im Jahr 2019 haben 63 Mädchen im Alter von 9 bis 15 Jahren an den Angeboten des Projektes teilgenommen. Die teilnehmenden Mädchen hatten einen hohen Förderbedarf, sie wiesen z.T. Lernschwächen auf und Konzentrationsprobleme. Sie kamen aus ganz armen Familien, in denen sie auch Gewalt erfahren. Für die Mädchen sind die Mitarbeiterinnen des Projektes Bezugspersonen und Vorbilder, bei Problemen in der Familie wenden sich die Kinder an die Pädagoginnen.
Ein weiteres Thema in der Präventionsarbeit sind die vor Ort üblichen Frühehen und Teenagerschwangerschaften. Hier wurden Seminare für ältere Schülerinnen und Schüler angeboten, und deren Eltern wurden ebenfalls darüber aufgeklärt, wie nachteilig sich Kinderehen und frühe Mutterschaft auswirken, weil sie zum Schulabbruch führen und die jungen Paare überfordert sind, den Lebensunterhalt zu verdienen. Eine Hebamme arbeitet mit und ist Ansprechpartnerin für die gesundheitlichen Fragen.
Die FLORIKA- Projekterfolge werden besonders eindrücklich von den Aussagen ehemaliger FLORIKA-Teilnehmerinnen bestätigt, die Renate Staudenmeyer beim letztem Projektbesuch interviewte. Sie sind heute zwischen 16 und 21 Jahren, gehen auf eine weiterführende Musikschule, oder in die neunte Klasse eines Gymnasiums, oder lernen einen praktischen Beruf wie zum Beispiel Friseurin. Sie sagen: ohne FLORIKA wären sie früh verheiratet worden, hätten keinen Schulabschluss und wären immer mehr in die Perspektivlosigkeit gefallen.
Für TERRE DES FEMMES war die jahrelange Partnerschaft mit der Roma-Union in Burgas lehrreich. Wir erfuhren bei den Besuchen vor Ort, mit welchen Schwierigkeiten die Roma-Minderheit in Bulgarien zu kämpfen hat und wie schwer es ist, persönliche und gemeinschaftliche Perspektiven zu entwickeln, die aus der Misere hinausführen. Mit großer Hochachtung erlebten wir das große Engagement der MitarbeiterInnen, die für das Viertel, für die Familien und besonders die Mädchen brennen und sich mit Herzblut für sie einsetzen. Es wurde uns deutlich, weshalb Menschenhändler mit ihren falschen Versprechen ein leichtes Spiel haben, Frauen und Mädchen zu locken.
Wir danken allen SpenderInnen und UnterstützerInnen für ihre Solidarität, die die Arbeit im Projekt FLORIKA über viele Jahre ermöglicht haben und dadurch zahlreiche Mädchen so gestärkt haben, dass sie nicht Opfer von Menschenhandel wurden und verstanden haben, dass sie ein Recht auf ein selbstbestimmtes Leben haben.
TERRE DES FEMMES beendet 2020 die Projektpartnerschaft mit FLORIKA, weil wir neue Initiativen unterstützen möchten. Doch die Arbeit des Projektes wird fortgeführt durch „STOP dem Frauenhandel“ in München. www.stop-dem-frauenhandel.de. Ich freue mich, weiterhin Ansprechpartnerin für dieses erfolgreiche wichtige Projekt für ROMA-Mädchen in Bulgarien sein zu können.
Kontakt:
Juliane von Krause
Kontakt@stop-dem-frauenhandel.de
Stand: 07/2020